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Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-07
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Juli 1943
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom Juli 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-07 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom Juli 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über 10 Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Sonntag, 11. Juli 1943.     

[1]      Am vorigen Sonntag war unsere Andacht stark besucht. Am Abend vorher waren zwei Aquinata-Schwestern eingetroffen, längst erwartet. Schw. Marie-Luise u. Schw. Maria. Sie hatten noch eine junge Studentin aus Bln. mitgebracht. Alle drei nahmen an der Andacht teil, dazu noch eine Schwester, die Pflegeschwester bei Frau Kuhnke, u. endlich noch Frau Asta Smith, dazu Martha u. Margret. Es war das Evangelium vom Guten Hirten u. mir gelang eine sehr gute Ansprache. – Am Dienstag traf ein junger Kaplan ein, Gehilfe des Pfarrers Feige aus Pankow. Pfr. Feige ist inzwischen Erzpriester geworden. Seit Mittwoch früh haben wir wieder jeden Morgen Messe. – Am 9. Juli zelebrierte er die Messe für die „Familie Brass“, – das ist mir noch nie passiert, – ich war sehr gerührt. Die Oberin war am Tage vorher ebenfalls eingetroffen u. der Kaplan hatte einen jungen Studenten mitgebracht, der in der Messe diente sodaß ich davon befreit war. Die Schwestern Marie-Luise u. Maria sind gestern wieder nach Bln. zurückgefahren. – Am 9. Juli waren die Oberin, der Kaplan, der Student u. die Studentin Abends unsere Gäste, wir tranken eine Flasche roten Sekt. Die Oberin erzählte von den Bombenangriffen auf Berlin u. von der bedrohlichen Entwicklung der planmäßigen Stimmungsmache gegen die Katholiken, die von Stettin auszugehen scheint. Pfr. D. aus Barth schreibt mir, daß nun auch die beiden Geistlichen aus Greifswald, der aus Wolgast und aus Bergen verhaftet worden sind, teilweise mitsamt der Pfarrhilfe u. Hauspersonal. Es wird planmäßig das Gerücht verbreitet, daß [2] die Katholiken Geheimsender hätten u. den Engländern Nachrichten gäben. Eine Dementierung dieser Gerüchte wird ebenso planmäßig verhindert. Man sucht also offenbar schon jetzt Ablenkung für den Fall der Niederlage, das Märchen vom Dolchstoß in den Rücken will man diesmal wohl den Katholiken anhängen. –

     Heute hatten wir ein schönes Hochamt, eine sehr gute Predigt des Kaplans. Es war gut besucht, ich sah Dr. Krappmann in Zivil, der momentan Urlaub hat, Frau Triebsch, Schw. Helene von Monheims mit allen drei Monheim'schen Jungens. Berni diente Messe, denn der Student ist gestern auch abgereist; so werde ich wohl doch von morgen an dienen müssen. Es war eine Singmesse, zu der ich die vorher mit dem Kaplan besprochenen Lieder anstimmte u. die Gebete sprach. – Seit voriger Woche ist auch Frau Rechtsanwalt Vogt da u. seit gestern auch der Mann, auch drei Töchter. Alle sind von der Kirche abgefallen u. machen einen bejammernswerten Eindruck, besonders die Töchter, die wie dumme Gänse mit dumm=trotzigem Gesichtsausdruck umherlaufen. Die Frau bejammert zwar den Abfall u. wollte heute zum Hochamt kommen, erschien aber nicht. Es ist wie ein Hohn, daß nun das Aquinatahaus direkt neben ihnen liegt u. sie täglich den Gottesdienst dort bemerken müssen. – Auch eine Baronin v. Quernheim wohnt mit ihrer Tochter im Kurhaus, Gattin eines Landwirts hier aus der Gegend, der früher Offizier war. Alle sind gut katholisch. Das Ehepaar lernte ich vor etwa zwölf Jahren beim Landrat Rönneburg in Barth kennen, doch haben wir weiter keine Beziehungen gehabt: Jetzt bringt uns der Baron dann u. wann Gemüse, die Baronin wird heute Nachmittag zu uns zum Kaffee kommen. Sie war ebenfalls im Hochamt.

     Hartmut u. Ortrun sind hier u. verursachen sehr viel Lärm u. Anstrengung, so niedlich sie auch sonst sind. Martha hat die Kinder aus Bln. mitgebracht. Es ist aber zu viel für uns u. so sind wir froh, daß Lene, Ruth's früheres Mädchen, die jetzt in Ribnitz bei Dachmann einen Werks-Kindergarten leitet die beiden Kinder heute nach Ribnitz mitnimmt u. eine Woche dort behält. Lene aß heute mit uns zu Mittag u. fährt um 3 Uhr nach Ribnitz zurück. –

     Im Osten ist sein vier Tagen im Raum von Orel bis Bjelgorod eine Schlacht entbrannt, anscheinend die erbittertste Schlacht, die dieser Krieg bisher überhaupt gebracht hat. Seit vorgestern sind die Amerikaner u. Engländer auf Sizilien gelandet, sie bombardieren seit Wochen unser Ruhrgebiet u. haben nun auch den Kölner Dom getroffen.

     Am 8. Juli war Joseph Faensen nachmittags bei mir, er wohnt in Prerow im Urlaub.

Mittwoch, 14. Juli 1943     

     Gestern Nachmittag bei Frau Asta Smith zu Kaffee, zugleich bei Dr. Kappmann, der seinen Einzug bei Frau S. feiern wollte. Es gab Bohnenkaffee u. sehr guten Kuchen, nachher gab Dr. K. eine Flasche franz. Sekt. Es war sehr angeregt, wie immer in diesem schönen, kultivierten Hause. Frau S. ist heute früh nach Bln. gefahren u. kommt in 14 Tagen zurück. Dr. K. ist sehr glücklich, daß wir ihm diese schöne Wohnung vermittelt haben u. auch Frau S. ist mit ihren Mietern sehr zufrieden.

     Heute früh bei der Frühmesse waren viele Kinder, die gestern angekommen sind. Zwei Jungens dienten Messe, sodaß ich dieser Last enthoben bin. Bei dem herrschenden Sturmwetter tut mir das Bein sehr weh u. behindert mich. – Einer der kleinen Jungens übergab mir einen Brief vom Pfarrer Pietryga, aus dem hervorgeht, daß der Arme sehr krank war u. im Winter eine anscheinend schwere Operation zu überstehen hatte. Er scheint sich überaus stark mit meiner Ehe zu beschäftigen, über deren Art ich ihm schon damals gleich nach der Heirat im Oktober ausführliche Mitteilung gemacht [3] hatte. Er schreibt, daß ihn das Problem der christl. Ehe von je her sehr beschäftigt habe u. er will bemerkt haben, daß in der Kreisen des Christusgläubigen Protestantismus das Verständnis für die Ehegesetzgebung der kathol. Kirche wächst.

     Auf Sizilien machen die Engländer Fortschritte. Die überaus schweren Kämpfe zwischen Orel bis Bjelgorod halten an u. scheinen bisher keine wesentlichen Erfolge gehabt zu haben, wenngleich von uns auch sehr schwere Panzerverluste der Russen gemeldet werden. Man wird abwarten müssen.

Sonntag, 18. Juli 1943.     

     Seit drei Tagen ist Klaus auf Urlaub hier u. hat Jens mitgebracht. In dieser Woche hatten wir glücklich Hartmut u. Ortrun nach Ribnitz abgegeben, beide sind heute zurückgekommen, sodaß das Haus voller Kinderlärm ist. Hartmut, der ein sehr lebhafter Junge ist, hat denn auch heute Marthas größte Aufregung hervorgerufen, weil er allein zu tief in's Wasser gegangen ist. Es gab viel Geschrei u. Tränen, obgleich eine wirkliche Gefahr garnicht vorlag, nur daß er auch Ortrun zum Baden verleitet hat u. beide Kinder ohne Bademäntel nachher erbärmlich gefroren haben. Ich habe ja aber immer davor gewarnt, daß man uns die Kinder ohne Aufsicht herschickt, – wenn sich Martha jetzt aufregt, hat sie sich's selber zuzuschreiben, sie hat die Kinder ja haben wollen. Jetzt wird ihr das alles natürlich viel zu viel, denn das Geschäft allein ist schon übermäßig anstrengend dazu noch Klaus mit seinem Jens. Ich will Gott danken, wenn die Kinder erst wieder fort sind, – so niedlich sie auch sind, – u. es soll mir nicht noch einmal passieren, daß Ruth uns die Kinder auf den Hals schickt ohne Mädchen.

     Heute früh wieder sehr schönes Hochamt, sehr viele Menschen, der Kaplan ist ein vorzüglicher Prediger. Gestern mit Pfr. Feige telephoniert, ob der Kaplan nicht noch am kommenden Sonntag ein Hochamt hier halten kann u. erst Sonntag Abend nach Bln. zurückkehrt. Leider hat Pfr. Feige aber keine Vertretung, sodaß es nicht geht. Vermutlich werden wir dann am Sonntag keinen Gottesdienst haben können. –

     Margret hat Besuch von einem Ehepaar Neher aus Berlin, sehr angenehme Menschen. Der Mann ist Maler u. Bühnenbildner.

     Auf Sizilien machen die Engländer langsam Fortschritte. Die Schlacht im Osten ist ungemein Verlustreich für beide Teile, aber sonst scheint dabei nicht viel herauszukommen.

Das Geschäft ist überaus anstrengend. Am gestrigen Sonnabend hatten wir in den drei Stunden Geschäftszeit wieder über 1100, – Rm. Umsatz. Ich begreife nicht, wo es herkommt, da wir ja doch kaum Ware haben. Die Leute kaufen, was man hinstellt.

Montag, 19. Juli 1943.     

     Gestern Abend war das Ehepaar Neher, Margret's Besuch, bei uns. Klaus u. Margret ebenfalls. Herr N. ist ein sehr lebendiger Mensch der von sich aus das Gespräch auf Religion brachte. Er hat offenbar großes Interesse für Katholizismus, doch bleibt das noch sehr im Aeußerlichen stecken. Die Frau macht im Gegensatz zu ihm einen etwas sturen Eindruck, sehr protestantisch. Im Verhältnis zu Margret war dieser Abend insofern nicht unwichtig, als sie für Herrn N. eine starke Zuneigung zeigt, Herr N. mir selbst aber unterlegen ist. Da er mir ganz offensichtlich große Sympathie entgegenbringt, wird dies das Verhältnis zwischen mir u. Margret befestigen. Außerdem ist Herr N. eine Variante ihres Vaters, mit dem er auch äußerlich Aehnlichkeit hat. Man kann das vielleicht ausnutzen, um Margret's Verhältnis zu ihrem Vater zu verbessern. –

Der gestrige Heeresbericht sprach davon, daß die Russen jetzt ihre schweren Angriffe auf die ganze Front südlich Bjelgorod [4] ausgedehnt haben bis zum Kuban-Brückenkopf, sodaß nun die ganze Front von Orel an bis zum Kuban in schwerem Kampfe steht.

     Die Engländer u. Amerikaner machen weitere Fortschritte auf Sizilien. Sie haben über Italien Flugblätter abgeworfen mit der Aufforderung, die Waffen niederzulegen. Bei uns im Rundfunk wird behauptet, daß sich daraufhin zahllose Italiener freiwillig zu den Waffen gemeldet hätten. Es ist das wieder einmal eine Dummheit, denn man sieht nun amtlich bestätigt, daß die Italiener trotz totalem Krieg bisher noch nicht daran gedacht haben, sich zu den Waffen zu melden, – sonst könnte es ja keine Freiwilligen mehr geben.

Dienstag, 20. Juli 1943.     

     Heute früh Gemeinschaftsmesse u. anschließend die ganz überraschende Nachricht, daß der Kaplan noch einen Freund in der Nähe Kolbergs besuchen will u. wir deshalb zunächst ohne Messe bleiben müssen. Wahrscheinlich wird die nächste erst in einer Woche sein, wenn der junge Pater Dubis S. J. kommt. Mit ihm oder gleich nach seiner Ankunft kommt dann Pfr. Feige, sodaß dann zwei Herren gleichzeitig hier sind.

     Gestern im Geschäft wieder toller Betrieb. Ueber 1000, – Rm. Kasse. Abends total erschöpft. Dr. Meyer kam noch, weil Martha glaubte, daß Orthrun Windpocken oder gar Masern hätte, aber es war nichts. Gott sei Dank! Da aber Masern herrschen, kann das noch kommen. Es würde uns noch grade fehlen.

     Die Engländer haben erstmalig Rom bombardiert.

Donnerstag, 22. Juli 1943.     

     Nachdem vorgestern im Heeresbericht von einer „beweglichen Verteidigung“ Sizieliens die Rede war, wurde gestern gesagt, daß sich unsere Truppen „vom Feinde abgesetzt“ hätten, d.h. also: Rückzug.

     Gestern Abend war Dorfversammlung in Sachen Luftschutz. Ich habe Klaus mit Margret hingeschickt. Nach Margret's Erzählung hat Prof. Reinmöller eine gradezu groteske Rede gehalten, denn er ist Oberbefehlshaber für den Luftschutz im Dorf. Er ordnete an, daß alle Leute heute sofort zum Strande gehen sollen, um Sand zu holen. Das ist aber überall längst geschehen. Ferner ordnete er an, daß überall Wassereimer aufgestellt werden müßten, jedoch besitzt kein Mensch mehr Eimer, die er nicht unbedingt gebrauchte. Schließlich ordnete er an, daß überall Feuerpatschen bereit stehen sollten, jedoch besitzt kein Mensch mehr Scheuertücher oder andere geeignete Stoffe, nachdem durch die wiederholten Spinnstoffsammlungen auch der letzte alte Lappen längst abgegeben worden ist. Diese sämtlichen Anordnungen des Herrn Professor sind also Quatsch. – Dann aber hat dieser Mann, über den das ganze Dorf lacht, weil er unter dem Pantoffel seiner Hausdame steht, mit der er ein Verhältnis hat, eine blutdürstige Rede gegen die Engländer gerichtet, die in dem Ausrufe gipfelte: Der Tag der Rache kommt, – dann wird diese ganze Insel in Feuer u. Schwefel untergehen u. diese Schweine werden totgeschlagen werden bis zum Letzten. –

     Gewiß ist die Art des Luftkrieges, wie ihn die Engländer u. Amerikaner führen, eine Rohheit, die in der Weltgeschichte einzig dastehen würde, wenn wir uns nicht vorher desselben Verbrechens schuldig gemacht hätten. So teilen wir uns mit ihnen in diesen Ruhm. Natürlich konnten wir nicht Rom bombardieren, wie sie es jetzt getan haben, – dennoch sind wir die erste Ursache dazu.

[5]
Sonntag, 25. Juli 1943.     

     Kaplan Jakobowsky kam Freitag Abend wieder zurück, sodaß wir am Sonnabend Frühmesse hatten u. heute Hochamt, bei denen es sehr voll war. Dr. Krappmann u. Familie u. ein Leutnant von der Batterie, beide in Uniform. Nach dem Hochamt reiste der Kaplan endgültig nach Bln. zurück. Morgen Abend kommt Pfr. Feige u. wohl auch P. Dubis.

     Klaus ist heute in aller Frühe abgefahren, Margret hat ihn nach Wustrow gebracht, von dort fuhr er mit dem Dampfer. Seinen Jens hat er hier gelassen.

     Nachts kurz nach 1 Uhr erwachte ich von einem eigentümlichen Geräusch im Hause. Ich glaubte, daß Klaus sich zur Abreise fertig machte bis ich bemerkte, daß es noch dunkel war, daß also dieser Grund nicht in Frage kam. Schließlich stand ich auf u. merkte daß alle Fenster von Zeit zu Zeit zitterten. Ich ging rückwärts auf die Terrasse, von wo ich dieses Zittern auch von den Seezimmer-Fenstern hörte, als ob starker Sturm die Fenster Zittern machte, doch war es ganz windstill. Bei angespanntem Lauschen vernahm ich dann auch ganz schwaches Donnern wie von Bomben, sah aber keine Lichtwirkungen. Ich begriff, daß es sich um einen sehr fernen Fliegerangriff handelte müsse. – Dr. K. sagte mir heute früh, daß Hamburg angegriffen worden sei, der Heeresbericht bestätigte es. Es muß wohl ein fürchterlicher Angriff gewesen sein, wenn die Lufterschütterungen bis hierher gewirkt haben, was ich nicht für möglich gehalten hätte. Martha hat versucht, ihren Bruder Otto anzurufen, doch war Verbindung mit Hmb. nicht zu bekommen.

     Mittags kam Dr. Birkenfeld mit seinem Jungen, 3 1/2 Jahre alt, um 14 Tage bei uns zu bleiben. Er kam früher, als wir erwarteten, da er zufällig einen Autoplatz bekam, der zur Verfügung stand, weil der Hamburger Zug ausfiel. Das alles läßt auf die außerordentliche Schwere des Angriffs schließen.

     Am frühen Nachmittag gegen 4 Uhr war wiederum starkes Motorengeräusch hörbar, u. zwar vom Bodden her. Bald darauf hörte man sehr starke Detonationen. In diesem Augenblick kam Frl. von Tigerström per Rad aus Wustrow u. erzählte, sie habe sechs englische Bomber gesehen, die in der Gegend von Pütnitz Bomben geworfen hätten. Das wurde später von Frau Gr. Noelle bestätigt, die am Abend bei uns war. Die Batterie hatte Fliegeralarm gegeben u. die Menschen waren ziemlich erregt, es gab einige wilde Gerüchte.

     In diesen Tagen traf sich der Führer mit dem Duce in einer Stadt in Oberitalien. Während sonst bei einem solchen Zusammentreffen niemals verfehlt wird, die herzliche Uebereinstimmung der beiden Staatsmänner zu betonen, hieß es diesmal sehr kurz, daß militärische Fragen besprochen worden seien. Von einer herzlichen Uebereinstimmung war nicht die Rede. Die Sache scheint also ziemlich frostig verlaufen zu sein. – Es fällt auf, daß früher die neuen Ritterkreuzträger stets vom Führer selbst bestimmt worden sind, seit neuerer Zeit heißt es immer nur kurz u. schlicht, daß der u. der das Ritterkreuz erhalten habe. –

     Auf Sizilien machen die Engländer u. Amerikaner weiter Fortschritte. Gestern erschien zum ersten Male die Stadt Palermo im Heeresbericht. So weit sind sie also schon. Es wird jetzt von einer Umgruppierung der Kräfte auf beiden Seiten berichtet. Im Osten haben die Russen ihre Angriffe noch weiter ausgedehnt, wodurch wir natürlich verhindert werden, nennenswerte Verstärkungen nach Italien zu schicken. Damit hat die Zwickmühle von Osten u. Süden her also begonnen. –

     Das Schicksal Hamburgs macht uns sehr große Sorge.

     Um 7 Uhr hatten wir bei den Aquinaten eine Abendandacht. Auf dem Wege dorthin sind wir zum ersten Male angepöbelt worden von einem alten, mir unbekannten Fischer, der in Begleitung von Fischer Heinrich Meyer war.

[6]
Montag, 26. Juli 1943.     

     9 Uhr Morgens. Soeben wird im Rundfunk durchgegeben, daß der König von Italien ein Rücktrittsgesuch des Mussolini angenommen habe. Als Nachfolger ist der Marschall Badoglio ernannt worden, – dieser ist, so weit ich mich entsinne, s. Zt. von Mussolini abgesetzt worden. Der König hat einen Aufruf an das Volk erlassen, in dem das Wort Krieg nicht vorkommt. Auch Badoglio hat einen Aufruf erlassen, der offenbar den Versuch macht, durch eine energische Sprache die Ruhe im Lande aufrecht zu erhalten u. der davon spricht: „der Krieg geht weiter!“ – Natürlich geht er weiter, denn er kann von Italien allein nicht ohne Weiteres beendet werden, – aber es fragt sich: wie lange noch? Dies ist der erste, große Stein, der aus dem Fundament herausbricht, es wird einen furchtbaren Zusammenbruch geben.

     Die Zusammenkunft des Führers mit dem Duce hat am 21. Juli stattgefunden. Mussolini hat da seinen Rücktritt natürlich bereits gewußt, weshalb der amtliche Bericht auch auf eine Erwähnung der Herzlichkeit u. Freundschaft verzichtete u. auch die sonst übliche Feststellung der Gleichheit der Ansichten mußte unterbleiben, – man müßte ja sonst annehmen, daß auch der Führer abtreten wolle. – Wollen wird er schon, aber können! –

Dienstag, den 27. Juli 1943.     

     Gestern Nachmittag war P. Dubis im Geschäft, er war schon am Montag Abend eingetroffen. Heute morgen zelebrierte er. Nachher begrüßten wir Erzpriester Feige, der gestern Abend angekommen ist. Er war überaus herzlich, er ist wirklich ein prächtiger Mann.

     Inzwischen sind die Aufrufe des Königs v. Italien u. des Marschals Badoglio in der Zeitung erschienen. Der König hat den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht übernommen. Die ganzen Nachrichten werden äußerst kurz behandelt u. es wird nur gesagt, daß für den Rücktritt Mussolinis, „wahrscheinlich“ Gründe der Gesundheit vorliegen. Irgend welche weiteren Kommentare sind nicht erschienen. Um so niederschmetternder ist die Wirkung auf das Publikum. So weit sie als Nazis bekannt waren, sind diese Leute ganz aus dem Häuschen, die anderen sind voller Hoffnungen, wenngleich sich auch jedermann darüber klar ist, daß wir sehr bitteren Zeiten entgegengehen.

     Aus Hamburg hört man nichts. Spangenberg sagt mir, daß gestern sehr viele Leute abgereist seien, aber es heißt, daß die Leute nicht nach Hamburg hineingelassen werden u. daß niemand herausgelassen wird. Eine telephonische Verbindung ist nicht zu bekommen. Um so haltloser sind die Gerüchte. Man spricht von 1400 Flugzeugen, die den Angriff durchgeführt haben sollen. Jedenfalls erklärte gestern der Heeresbericht, daß 61 Flugzeuge abgeschossen worden seien, – es müssen also sehr viele gewesen sein.

     Die Flieger, die am Sonntag hier waren, haben Brandbomben geworfen, doch sind diese infolge des sehr starken Windes, der zu dieser Zeit grade herrschte, in den Bodden gefallen. Spangenberg will gesehen haben, daß sie auf dem Wasser gebrannt haben. Möglicherweise haben diese Brandbomben der Batterie gegolten. Wenn sie getroffen hätten, dann wäre bei dem starken Winde ganz Althagen vernichtet worden. Es ist wie ein Wunder, denn kurz vor dem Angriff war es noch fast Windstill u. später flaute der Wind wieder ab. – Der Dampfer Ribnitz-Wustrow hat den Betrieb wieder eingestellt, weil Gefahr besteht, daß auch Minen geworfen sind, was indessen unwahrscheinlich ist.

     Nach den letzten, heutigen Nachrichten herrscht in ganz Italien Belagerungszustand, d. h. Ausgehverbot vom Abend bis zum Morgen, niemand darf außerhalb seiner Wohnung sein [7] Es ist verboten, daß mehr als drei Personen sich in der Oeffentlichkeit oder in geschlossenen Räumen versammeln oder überhaupt miteinander reden. Jeder, der seine Wohnung verläßt, muß Ausweispapiere bei sich tragen, alle Haustüren müssen Tag u. Nacht geöffnet bleiben, alle Fenster müssen vom Abend bis zum Morgen geschlossen bleiben, – eine Maßnahme, die in Italien bei dem diesjährigen heißen Sommer fast unerträglich sein dürfte. – Nun, dergleichen wird bei uns ja auch bald geschehen. Die Namen der neuen Regierung sind ebenfalls bekannt gegeben worden, sie sind mir sämtlich unbekannt, jedenfalls ist kein Fascist darunter. Ob der König sich damit retten wird, dürfte indessen zweifelhaft sein. Diese Regierung ist, wie stets in solchen Fällen, nur ein Uebergang.

     Gestern haben sie Hannover bei Tage angegriffen, auch Hamburg. Es hat wieder schwere Verluste gegeben. Diese Angriffswelle nähert sich nun immer mehr Berlin. Auch für Rostock wird wieder gefürchtet. Die Batterie hat über Mittag wieder Alarm gegeben, ich hörte die Flieger gegen zwei Uhr. Der Statthalter von Mecklenburg, Gauleiter Hildebrandt, hat gestern sämtliche Mecklenburgischen Bonzen zusammengetrommelt, um, wie es heißt, „ein glühendes Treuebekenntnis zum Führer“ abzugeben. Nun beginnen diese Leute ernstlich Angst um ihre Futterkrippen zu bekommen.

Mittwoch, 28. Juli 1943.     

     Die Nervosität ist sehr groß, es war heute im Geschäft deutlich zu spüren, zumal heute Nacht wieder sehr große Massen von Fliegern über uns hinweg geflogen sind. Am Nachmittag wurde durch den Heeresbericht bekannt, daß wiederum ein sehr starker Angriff auf Hamburg stattgefunden hatte. Mit Hamburg selbst ist keine Verbindung zu bekommen. Da viele Hamburger hier sind u. sehr viele ihre Verwandten in Hamburg haben, ist natürlich die Besorgnis sehr groß, auch bei Martha. Von Otto Wendt bekamen wir jedoch heute eine Karte, in der er mitteilt, daß sie „bis jetzt“ noch leben, da Blankenese bisher verschont geblieben sei, sonst aber sei Hamburg eine erledigte Stadt. Es gibt kein Gas, an vielen Stellen kein Wasser u. kein Telephon, ob noch ein Bahnhof steht, weiß er nicht, ebenso wenig weiß er, ob die Häuser von Max u. Emma Wendt noch stehen, von den weiteren Verwandten weiß er es natürlich ebensowenig. Sein Kontor u. Lager ist niedergebrannt. Bahnverbindung nach Hmb. gibt es noch nicht. Die Karte ist vom 26. 7. datiert, also am Montag u. um 19 Uhr in Blankenese aufgegeben, sie ist also überraschend gut hier eingetroffen. –

     Ueber Italien hört man in unseren Zeitungen nichts. Es wird erzählt, der Führer habe bei seiner Zusammenkunft mit dem Duce am 21. Juli diesem vorgeschlagen, ganz Süditalien aufzugeben u. die Flotte nach Toulon zu bringen. Der Duce soll diesem Vorschlag zugestimmt haben, doch haben sich die Minister und sonstigen Parteileute mit großer Mehrheit dagegen ausgesprochen, vor allem Graf Ciano. Mussolini soll ihn, seinen Schwiegersohn, einen gemeinen Verräter geschimpft haben u. ist daraufhin zurückgetreten. Höchst interessant ist die Tatsache, daß mit dem Rücktritt Mussolinis auch die ganze Schwarzhemden=Miliz auseinandergefallen ist u. daß es zu keinerlei Kämpfen gekommen ist. Ich glaube, daß sich daraus Rückschlüsse ziehen lassen auf das Verhalten unserer SS, wenn es zum Zusammenbruch kommt. – Der König hat die Fascistische Partei aufgelöst u. in Mailand u. Turin haben sich sofort wieder die alten demokratischen u. sozialistischen Parteien gebildet. In beiden Städten scheint es zu großen [8] Demonstationen gekommen zu sein. –

     Unter diesen Beunruhigungen haben wir uns entschlossen, die Enkelkinder beschleunigt nach Regensburg zurück zu schicken. Wir fürchten zwar kaum, daß hier in Ahr. etwas passieren könnte, obgleich bei der fürchterlichen Trockenheit und Hitze, welche seit Wochen herrscht, ein paar Brandplättchen genügen, um alles Gras in Brand zu setzen, aber vor allem fürchten wir, daß nun bald der furchtbarste Angriff auf Bln. stattfinden wird, u. dann ist den Kindern der Heimweg verlegt. Also werden wir sie morgen nach Ribnitz schicken, von wo sie dann Lene Dude, jetzige Frau Breken, ihr früheres Mädchen, nach Regensburg bringen wird. Damit sind wir dann zwar einiger Freude, aber auch sehr großer Last u. Sorge ledig. Jens, der Sohn von Klaus, bleibt vorläufig noch hier unter Margret's Obhut.

Donnerstag, 29. Juli 1943.     

     Heute Vormittag 11 Uhr haben wir die Kinder nach Ribnitz geschafft, Frau Matusch holte sie ab u. nahm sie im Wagen mit. Eine Stunde vorher kamen eine große Anzahl Flugzeuge in großer Höhe über unseren Ort, man will bis zu 60 Apparate gezählt haben. Gleich darauf setzte starkes Abwehrfeuer in Rostock ein. Wir hörten, daß an der ganzen Küste bis Stettin Fliegeralarm war. So war es wirklich die höchste Zeit, daß die Kinder fortkamen. Sie sind heute in Ribnitz geblieben u. fahren morgen früh nach Regensburg weiter, wo sie um 9 Uhr Abds hoffentlich gut ankommen.

     Am Vormittag wurde uns ein Telegramm aus Hmb. telephonisch durchgegeben. Es lautet: „Max stark beschädigt, Emma in Ordnung“. Eine Unterschrift fehlte. Agnes Borchers, die Tochter des Nachbar Papenhagen ist nun auch aus Hmb. hier eingetroffen, doch ist sie wohl noch in Wustrow bei ihrer Schwester, ich habe sie noch nicht gesprochen.

     Die politische Lage ist seit gestern unverändert. England u. Amerika verlangen bedingungslose Kapitulation von Italien, doch ist es noch nicht so weit, wenngleich in Mailand u. Turin auch Demonstrationen für den Frieden stattfinden sollen. Das braucht seine Zeit.

     Es ist überaus heiß u. trocken.

     Es ist die Zeit der unkontrollierbaren Gerüchte, so z.B., daß Göring bereits nach Tokio geflohen sei. Das dürfte Unsinn sein, aber man glaubt alles. – Im Kurzwellensender entdeckte ich heute einen offenbar illegalen Sender deutschnationaler Richtung, der sich vom Nationalsozialismus abzusetzen versuchte u. dazu die abgeleierten Platten von Deutschlands Ruhm u. Ehre u. nationaler Kraft neu aufgelegt hat. Man will sich also vom Sozialismus trennen u. nur noch national sein, wobei man darauf spekuliert, daß es ja grade die Deutschnationalen um Hugenberg gewesen sind, die Hitler ans Ruder gebracht haben. Man kann sich nur über solch dummdreiste Unverfrorenheit wundern.

     Auf Sizilien machen die Gegner nur sehr langsame Fortschritte. Die Russen behaupten, bei Orel Fortschritte zu machen, was wohl stimmen wird, jedoch geschieht auch dies nur sehr langsam. Militärisch scheint demnach noch alles in Ordnung zu sein. – Die Stimmung im Publikum ist nervös u. sehr gedrückt.

[9]
Sonnabend, 31. Juli 1943.     

     Gestern Abend waren bei uns zu Gast: Erzpriester Feige, Pater Dubis S. J., – u. uneingeladen kamen zu kurze Zeit dazu Dr. Krappmann u. Frau. Wir tranken den Nahewein, den Vater Bohner zu Fritzens Hochzeit besorgt hatte u. von dem noch ein paar Flaschen übrig waren. Bei der gegenwärtigen Hitze war das ein großer Genuß. – Die Gespräche galten natürlich ausschließlich der politischen Lage. Dr. K. gab dabei zum ersten Male einen auf wirklicher Beobachtung fußenden Bericht über den Fliegerangriff am letzten Sonntag. Danach sind es etwa 50 Flugzeuge gewesen, die sich über uns teilten u. in verschiedenen Richtungen weiterflogen. Eta 28 Flugzeuge flogen in Richtung Althagen u. warfen dort Brandbomen, die sämtlich in's Wasser fielen. Der Sinn dieses Abwurfs ist völlig unklar. Die Maschinen flogen dann nach Rostock-Warnemünde weiter, wo sie hauptsächlich auf die Arado-Werke Bomben warfen. Diese Detonationen, sowie die Flakabwehr waren die starken Detonationen, die wir hörten. Während dieser ganzen Zeit u. schon lange vorher lag im Süden eine schwere, gelbschmutzige Dunstschicht, die ich für ein Gewitter gehalten habe, die aber in Wahrheit der Rauch des brennenden Hamburg war.

     Inzwischen, besonders heute, sind Flüchtlinge aus Hamburg hier eingetroffen. Herbert Westerich, der z. Zt. in Dänemark irgendwo als Obergefreiter bei der Wehrmacht ist, hatte sich auf die Nachricht von dem Unglück Urlaub geben lassen u. war per Auto nach Hamburg gefahren. Er kam dann Mittags hier an u. verhinderte so rechtzeitig, daß seine Frau, die hier beim Bauunternehmer Helms wohnt u. natürlich sehr aufgeregt war, nach Hamburg fuhr. Zwar hatte sie ein Telegramm aus Bln. bekommen von ihrer Schwester, die gleich nach dem ersten Angriff nach Hmb. gefahren war u. den alten Vater von dort abgeholt hatte. Beide waren also vorläufig in Sicherheit. Aber nun glaubte Frau W. ihren Mann Herbert in Hmb. Als er ankam, war Frau W. grade bei uns. Herbert W. sah sehr verdreckt u. übermüdet aus. Er hatte in Hmb. festgestellt, daß alle Familienangehörigen in Sicherheit waren u. daß sein Engros=Lager zu den ganz wenigen, bis jetzt noch unbeschädigten Häusern gehörte; aber sonst ist nach seinem Bericht ganz Hamburg ein einziger Schutthaufen. Er erzählte grauenvolle Dinge. Am Nachmittag waren noch andere Flüchtlinge eingetroffen, die alle nur das nackte Leben gerettet haben u. die bei uns im Geschäft alle dasselbe erzählten. Es muß grauenvoll sein. Dazu geht hartnäckig das Gerücht um, daß im englischen Sender unserer Regierung ein auf Montag-Vormittag 11 Uhr befristetes Ultimatum gestellt worden sei, zurückzutreten, widrigenfalls Berlin dasselbe Schicksal treffen solle. – Unsere Nazis, – besonders Frau Siegert, sind plötzlich sehr klein geworden u. trauen sich nicht mehr, „Heil Hitler“ zu grüßen. Die Erbitterung im Publikum ist maßlos gestiegen, denn niemand glaubt daran, daß Hitler abdanken wird, sondern jedermann ist überzeugt, daß er u. alle übrigen Bonzen ihre Stellungen bis zum letzten Deutschen halten werden. – Und das ist in der Tat ein Verbrechen, das alle Vorstellungen übersteigt, denn es ist sonnenklar, daß wir diesen Krieg verloren haben. Diese Leute aber, die alles zu verlieren haben, [10] opfern das ganze Volk, um ihre eigene Katastrophe noch etwas hinauszuzögern. –

     Bei dieser Sachlage haben wir auch Dr. Birkenfeld veranlaßt, noch heute Vormittag nach Bln. zurückzufahren u. sind nun sehr erleichtert, daß er fort ist. Vor allem ist es ein Segen, daß die Enkelkinder fort sind. Auch die Schwester Oberin Gertrud van Beck von den Aquinaten ist heute früh nach Bln. zurückgefahren.

     Wir sind nun voller Spannung, was geschehen wird u. erwarten, daß Berlin sein unvorstellbares Schicksal erlebt. In Italien haben die Gegner verkündet, daß der Marschall Badoglio immer noch keine Kapitulation angeboten habe u. daß sie deshalb große Fliegerangriffe auf Italienische Städte erneut führen würden. Das Volk will Frieden u. demonstiert dafür. – Die Kämpfe auf Sizilien halten an, ohne daß die Gegner anscheinend große Erfolge erzielten. An unserer Ostfront geht der Kampf ebenfalls erbittert weiter. Zwar behauptet unser Heeresbericht, daß alle Angriffe abgewiesen würden, doch berichten die Russen von langsamen Fortschritten im Raume von Orel. Dort ist ihre strategische Position recht günstig u. sie hoffen wohl, uns dort doch noch eine schwere Niederlage beizubringen. Von uns wird die Verteidigung dieses sehr gefährdeten Punktes mit großer Zähigkeit geführt, doch ist bei der systematischen Zerstörung unserer Rüstungsindustrie durch die englisch=amerikanischen Luftangriffe u. bei dem ungeheuren Materialverschleiß in diesen Kämpfen der Tag errechenbar, wo unsere Kampfkraft nachlassen muß, denn auch unser Transportwesen leidet ja schon allein durch die Inanspruchnahme der Eisenbahn durch die Flüchtlinge aus den Bombengebieten schwer. Unser Widerstand im Osten kann unter diesen Umständen nicht mehr lange dauern. –