TBHB 1943-04-29
Einführung
Der Artikel TBHB 1943-04-29 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 29. April 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über eine Seite.
Tagebuchauszüge
Heute war also hl. Messe. Pfr. Dobczynski kam bereits um 8 Uhr. Zum Glück war schon alles gestern Abend vorbereitet. Um 9 Uhr kam Frau Monheim mit Berni, dann Frau Beichler, Schwester von Frau Knecht, zuletzt Frau Oblt. Dr. Krappmann mit Lothar. Ihr Mann mußte leider schießen u. deshalb konnte auch sonst niemand von der Batterie kommen. So konnten wir ziemlich pünktlich um 9 Uhr beginnen. Ich ministrierte. Der Pfarrer hielt eine gute Predigt. Zur hl. Kommunion waren Martha, ich u. der kleine Berni Monheim. Im Augenblick der hl. Kommunion begann die Batterie ihr Schießen mit schwerem Kaliber. –
In der Nacht vorher Fliegeralarm. Die Engländer flogen wieder sehr tief, aber es war zum Glück sehr dunkel, sodaß unsere leichte Flak diesmal nicht schoß. Bomben wurden nicht geworfen, nur die Flak in Rostock hat geschossen. Dort sollen auch Bomben geworfen worden sein. Ich war draußen auf der Brücke, doch war nicht viel zu sehen. –
Pfarrer D. blieb bis 4 Uhr Nachmittags bei uns. Es ist für mich stets eine schwere Aufgabe, ihn nach der Messe zu unterhalten. Wir waren in meinem Zimmer. Er zeigte mir allerhand Zeichnungen, die er zur Unterstützung des Religionsunterrichtes gefertigt hat, vor allem das Kirchenjahr in Form eines großen Kreises, dessen Mittelpunkt das Monogramm Christi darstellte als Sonne, von der aus Strahlen ausgehen. Die Peripherie stellte dann den Ablauf des Kirchenjahres dar in einem breiten Streifen, der in liturgische Farben aufgeteilt die Festkreise zeigte. Das Ganze war sehr klar u. leicht faßlich für das Auge. Ferner hatte er zeichnerische Darstellungen des Aufbaues der Messe, nicht in der üblichen Weise als Grundriß, sondern gleichsam im Aufriß. Und endlich ein kleines Heftchen mit dem Meßtext u. bunten Bildern dazu, die zeigen, was der Priester tut. Diese letzteren hat er abgepaust von bereits vorhandenen Bildern; aber da z. Zt. keine religiösen Bücher gedruckt werden dürfen u. die vorhandenen allmählich vergriffen sind, zeichnet er das alles selbst u. vervielfältigt es auch einem Apparat. Es ist unglaublich, welche Mühe sich dieser Mann gibt. –
Kaum war Pfr. D. um 4 Uhr mit dem Rade abgefahren, als Frau Hülsmann aus München, Gattin des Malers, kam, um guten Tag zu sagen. Sie ist seit Ostermontag hier u. wohnt in Althagen bei Frau Geh-Rt. Miethe. Sie erzählte vom letzten Fliegerangriff auf München, der offenbar sehr schwer gewesen ist. Staatsbibliothek völlig ausgebrannt, viele Wohnhäuser u. a. öffentl. Gebäude vernichtet, auch das Braue Haus hat gebrannt, ist aber bald gelöscht worden. Die anderen Gebäude hat man anscheinend brennen lassen, da nicht genug Feuerwehr vorhanden war, die sich teilweise in Nürnberg befand, wo vorher ein Angriff gewesen war. Sie erzählte ferner von den Vorkommnissen in der Münchner Universität u. der Hinrichtung der drei Studenten, unter ihnen eine Studentin.
Nachdem Frau H. gegangen war, kamen Herr u. Frau Robert Schneider aus Berlin, die abermals vom Angriff auf Bln. berichteten. So war dieser Tag mit Besuch ausgefüllt u. sehr anstrengend. Man erfährt dabei nur immer schreckliche Dinge.