Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-02-25
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Donnerstag, den 25. Februar 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 25. Februar 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-02-25 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 25. Februar 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Donnerstag, den 25. Februar 1943.     

[1]      Gestern nachmittag waren Peter Erichson u. Frau Ristow bei uns. Erichson wie immer voller Geschichten u. Neuigkeiten. Etwas anstrengend. Martha sah den ganzen Tag über nicht gut aus, klagte abends über Halsschmerzen u. Schwere in den Gliedern. Ich schickte sie früh ins Bett, gab ihr Tabletten u. machte ihr einen Halsumschlag. Sie hat, wie sie sagt, ganz gut geschlafen, war aber heute morgen nicht viel besser, legte sich bald nach dem Frühstück wieder hin. Ich gab weiter Tabletten. Die Halsschmerzen hörten auf, aber nun klagt sie über dieselben Kopfweh, die sie schon neulich hatte. Sie ißt nichts. Habe eben Temperatur gemessen, sie hat kein Fieber, aber einen roten Kopf.

     An Fritzens Braut Margret geschrieben als Antwort auf ihren Brief, denn Martha, die heute schreiben wollte, kommt nun doch nicht dazu. –

     Wie ich gerüchtweise höre, soll morgen eine Versammlung stattfinden [2] wegen des Arbeitseinsatzes. In Mecklenburg ist man schon tüchtig dabei, die Leute einzuziehen, in Althagen sollen vier Mädchen eingezogen sein, – sonst nichts. Das wäre nicht viel. In den Städten ist man eifriger, denn: „Das Volk will Taten sehen!“ Man hat bereits viele Geschäfte geschlossen u. die vorhandene Ware beschlagnahmt, – zum Einkaufpreis – oder vielmehr zum Preise, der in der Inventur angegeben ist, d.h. also, daß Gegenstände zu hohen Preisen, die jahrelang im Geschäft liegen u. an denen man in der Inventur Abschreibungen vorgenommen hat, auch weit unter dem eigenen Einkaufspreis beschlagnahmt werden. So zahlt der Mittelstand den Krieg. Auch Büromöbel, Schreibmaschinen usw. werden beschlagnahmt, selbstredend auch zum Inventurpreis, – da ist es schon besser, wenn eine Fliegerbombe das Geschäft einschmeißt. All die kleinen Geschäftsleute, die auf diese Art stillgelegt werden, werden niemals wieder zu einer eigenen Existenz kommen, – besonders für deren Söhne, die an der Front stehen, eine erfreuliche Aussicht. Sie verteidigen an der Front mit Einsatz des Lebens die Heimat u. das sog. Vaterland, während dieses selbe Vaterland ihnen im Rücken die Existenz ruiniert. Das ist nun diesmal wirklich ein „Dolchstoß in den Rücken“. Inzwischen fahren die Herren Lorenz u. Genossen in ihren Autos zur Jagd.

     Ein Fall in Warnemünde. Die Frau eines Offiziers, der an der Front steht, ist Aerztin. Sie besucht Kranke. Sie kommt in eine Familie, wo Freundinnen der Hausfrau grade zu Besuch sind. Man redet über allerhand, natürlich auch über Politik. Die Aerztin sagt, daß der Gauleiter Hildebrandt eine Geliebte haben u. mit ihr ein Kind haben soll. Die Geliebte soll sehr feudal in irgend einer prächtigen Villa untergebracht sein. Die Aerztin geht weiter, kommt nach Hause u. wird vor die Polizei geladen. Es ergibt sich, daß eine der Freundinnen diese Geschichte ihrem Mann erzählt hat, der ist sofort zur Polizei gelaufen u. hat Anzeige gemacht. Die Aerztin hat Gift genommen u. ist tot, der Mann an der Front? –

     Jetzt werden die fünfzehnjährigen Schuljungens zur Flak eingezogen. Sie bekommen eine Uniform an u. werden militärisch ausgebildet. Der Unterricht soll in verkürzter Form nebenher weitergehen durch besondere Lehrer, die ebenfalls Uniform tragen müssen. Diese Jugend wird einmal im gewöhnlichen Leben stehen müssen, dazu die jungen Soldaten, die schon lange an der Front sind, vielleicht das Ritterkreuz tragen. Sie werden nach dem Kriege von vorn anfangen müssen. Das war schon nach dem ersten Weltkrieg ein schweres Problem, nach diesem Kriege wird es noch schwerer sein, besonders, wenn diese jungen Leute in ihre von Bomben zerstörten Heimatstädte zurückkehren werden u. keine Existenz mehr haben.

     Die Lage an der Ostfront scheint fortschreitend besser zu werden, falls der Heeresbericht die Wahrheit sagt u. man nicht Erfolge erfindet, um die gefährlich abgesackte Stimmung zu heben.