Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-01-29
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Freitag, 29. Januar 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 29. Januar 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-01-29 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 29. Januar 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Freitag, den 29. Januar 1943.     

[1]      Heute vor 22 Jahren lernten Martha u. ich uns kennen. Diesen Tag begehen wir noch immer festlich; aber diesmal ist Martha krank u. ich mache mir Sorge. Sie klagt schon seit Tagen über Kopfschmerzen, die zwar besser werden, aber dann wieder zurückkehren. Gestern Abend sah sie schlecht aus u. heute früh hat sie ein verquollenes Auge. Vor einigen Wochen hat sie schon einmal etwas Aehnliches gehabt, doch ging es leicht vorüber. Jetzt bin ich in Sorge u. habe eben mit Dr. Meyer telephoniert. Er wird kommen, wenngleich der Weg so schlecht ist, daß er mit seinem Wagen nicht bis zu uns durchkommt, er muß das letzte Stück zu Fuß gehen. Wenn hier einer ensthaft krank wird, kann er sein Testament machen, ein Abtransport ins Krankenhaus ist kaum möglich.

     Heute morgen wurde im Radio bekannt gegeben, daß sich alle Männer im Alter von 16 – 65 Jahren u. alle Frauen im Alter von 18 – 45 Jahren bei ihren Arbeitsämtern zu melden haben zum Einsatz in der Kriegswirtschaft. So weit sind wir nun also schon gekommen. Wenn man mich auch holt, dann bleibt nichts anderes übrig, als das Geschäft ganz zu schließen, denn es ist ausgeschlossen, daß Martha das Geschäft allein versieht. Es ist das aber die allerletzte Reserve, die aufgeboten wird, danach kommt nichts mehr als der völlige Zusammenbruch. Stalingrad ist das Exempel. Die Nazis verteidigen ihre Position bis zum letzten Deutschen.

     Diese Sache wird reichlich Wasser auf die englische u. amerikanische [2] Propagandamühle abgeben u. die Siegeszuversicht unserer Gegner wird dadurch einen gewaltigen Auftrieb bekommen, – u. mit Recht. Die russische Offensive berichtet ebenfalls von neuem Geländegewinn westlich Woronesch, wo wir einen Brückenkopf hielten, den sie freiwillig aufgegeben haben, um „die Front zu verkürzen“. Es wird sich zeigen, ob wir hier die verkürzte Front halten werden. Auch im Süden, zwischen Don u. Kaukasus, hält der russische Druck an, wenngleich es auch so aussieht, als wäre es uns östlich Rostow gelungen, die Russen aufzuhalten, wenigsten so lange, bis wir diesen ganzen Südflügel geräumt haben werden. Wenn das jedenfalls nicht gelingen sollte, dann wäre dieser Südflügel restlos verloren. Durch seinen doppelten Angriff auf Stalingrad u. den Kaukasus hat uns das Feldherrentalent des Herrn Hitler in eine strategisch so gefährliche Situation hineinmanövriert, daß es unmöglich ist, ohne großen Schaden da wieder herauszukommen. –

     Amerikanische Flugzeuge haben vor drei Nächten Wilhelmshaven bombardiert u. gleichzeitig griffen englische Flugzeuge wieder einmal Düsseldorf an, das so wie so schon nur noch ein Trümmerhaufen ist wie Rostock. Das ist also von jetzt ab das, was wir zu erwarten haben. Während bisher die Engländer stets nur eine Stadt angriffen, werden von nun an die Amerikaner u. Engländer je eine Stadt angreifen, sodaß sich also die Luftgefahr um 100% vermehren wird, wenn nicht noch mehr, denn auch ein Rüstungswerk in Kopenhagen ist zugleich mit Bomben belegt worden. Die Dänen, die durch uns in diesen Krieg hineingerissen worden sind, mögen sich freuen.