Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-01-28
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Donnerstag, 28. Januar 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 28. Januar 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-01-28 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 28. Januar 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Donnerstag, den 28. Januar 1943     

[1]      Gestern wurde im Radio bekannt gegeben, daß sich Churchill u. Roosevelt in Casablanka getroffen u. eine Konferenz von zehntägiger Dauer über die Fortsetzung des Krieges abgehalten haben. Die gewiß sensationelle Nachricht, daß der amerikanische Präsident diese Reise nach Nordafrika unternommen hat, wie überhaupt diese ganze Konferenz, wurde bei uns zum Anlaß genommen, einen spöttischen u. witzelnden Kommentar im Rundfunk zu geben. Es ist zu erwarten, daß uns diese alberne Witzelei bald vergehen wird. Vorgestern Nacht waren erstmalig amerikanische Bomber über Wilhelmshaven u. wenn das schwere Motorengeräusch, das wir gestern abend hörten, nicht täuscht, so sind sie wieder über uns hinweggeflogen. – Natürlich wurde bei uns bewitzelt, daß Stalin zu dieser Konferenz eingeladen war, aber nicht erschienen ist, angeblich, weil er die Offensivaktion gegen uns selbst leitet u. deshalb unabkömmlich gewesen sei. Selbstverständlich ist das nur ein Vorwand u. man kann daraus wohl entnehmen, daß die Gefühle des Herrn Stalin gegen seine Bundesgenossen nicht übermäßig herzlich sind. Das ist nicht anders zu erwarten, denn so dumm ist Stalin auch nicht, daß er die innere Einstellung seiner demokratischen Bundesgenossen gegen den Bolschewismus nicht richtig erkennte. Und dieses ist in der Tat der einzige, schwache Hoffnungsschimmer, den wir Deutschen in der sonst nachtschwarzen Zukunft haben. Zum Witzeln haben wir aber wahrhaftig keinen Anlaß. –

Die Ergebnisse dieser Konferenz werden nun ja bald offenbar werden. Die Offensive der Russen scheint ja jetzt etwas zum Stillstand gekommen zu sein. Das furchtbare Geschehen in Stalingrad dagegen nimmt seinen unerbittlichen Fortgang. Dieses Geschehen ist ein Wahrzeichen für das, was geschehen wird. Hitler hat ja wiederholt erklärt, daß er niemals kapitulieren werde, d.h. mit anderen Worten, daß ganz Deutschland das Schicksal Stalingrads erwarten muß, falls nicht etwas Anderes geschieht. Das aber ist nicht zu erwarten, nachdem sich Hitler, Göring u. Himmler mit einer treu ergebenen Leibgarde umgeben haben, die im Laufe dieses Krieges ganz unauffällig immer mehr verstärkt worden ist. Aus dem früheren Regiment Herm. Göring ist inzwischen eine ganze Division geworden. Wenn es da einmal zum Bürgerkriege kommt, kann das ja nett werden! Die Hoffnung ist, daß Amerika u. England möglichst rasch ganz Deutschland besetzen werden, um uns vor dieser Grausamkeit zu bewahren. Sie werden das ja wohl tun müssen, denn dann wird wohl eine Auseinandersetzung mit Rußland unvermeidlich sein. England hat den Russen das Blaue vom Himmel herunter versprochen, aber gleichzeitig [2] hat es auch den Polen dasselbe u. vielleicht noch viel mehr versprochen. Das alles muß dann bereinigt werden u. man wird den Russen nicht so viel Macht einräumen, wie man es bei uns in den Zeitungen aus Propagandagründen schreibt. Stalin weiß das ganz genau u. deshalb läßt er seine Bundesgenossen in Casablanka ruhig verhandeln, um inzwischen seine Offensive möglichst weit vorzutreiben u. möglichst viel Land zu besetzen. –

     Unser Ortsgruppenleiter, Lehrer Deutschmann, sagte mir gestern vertraulich, daß am 30. Januar, am Tage der Machtübernahme der Nazis vor 10 Jahren, wieder verstärkt gesammelt werden soll. Wir haben in diesem Monat schon 60,– Rm. für diese Sammlungen hergegeben. Die Ortsgruppenleiter sollen zur Hebung der Begeisterung drei Tage lang in Uniform umherlaufen, – der Lehrer tut es aber nicht, weil er sehr richtig annimmt, daß das das Gegenteil bewirken würde. Sehr gespannt sind wir alle auf die Rede Hitlers, die am 30ten fällig ist. Ich fürchte, daß das Dröhnen der amerikanischen Flugzeugmotoren diese Rede sehr übertönen wird.

     Gestern waren Frau Schmidt=Kükenshagen u. ihre Tochter Frau Schönherr hier. Frau Schmidt sah sehr elend aus, ihr ältester Sohn ist gefallen. Der Mann von Frau Schönherr ist Oberleutnant u. fliegt oben am Nordkap.