« Challa-Gebet Stunden der Andacht Eine Legende »
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[137]
Hagbaha.
Gedicht beim Emporheben der aufgestellten Thora, nach der Vorlesung aus derselben.[1]

Dieß ist die Thora, dieß das Wort,
Das Gott uns hat gegeben,
Daß wir’s bewahren fort und fort
Und tragen’s durch das Leben.

Weis’ auf, Volk Juda, hoch sie auf,
Du darfst mit Stolz sie zeigen,
Sie ist gekauft um hohen Kauf,
Um hohen Kauf dein eigen.

[138]

Du gabst ja hin für dieses Gut,
Was nur der Mensch besitzet;
Glück, Habe, Freiheit, Ehre, Blut
Hast du darum verspritzet.

Dies ist das himmlische Panier,
Um das wir muthig stritten,
Und tausend Tode haben wir
Um dieß Panier gelitten.

Gott, unser König, Gott der Macht!
Du gabst es unsern Ahnen,
Verloren haben wir die Schlacht,
Doch hier sind unsere Fahnen.

Die Kämpfer sanken um sie her,
An Menge nicht zu zählen;
Doch ließ der Rest sich nimmermehr
Zu feigem Abfall quälen.

Es quoll Verderben rings hervor,
Wir schwammen durch die Fluthen,
Hoch hielten wir die Fahn’ empor,
Aus Lavastromes Gluthen.

Wohl Mancher ward, in sie gehüllt,
Den Flammen übergeben,
Wohl Mancher ließ auf diesem Schild
Durchbohrt sein tapf’res Leben.

Der Feind schoß Pfeile, Feuer, Gift
In nie gestilltem Streite,
Wir retteten die Gottesschrift,
Sonst Alles ward zur Beute.

Drum heben wir sie freudig auf,
Wir dürfen kühn sie zeigen,
Sie ist gekauft um hohen Kauf,
Um hohen Kauf uns eigen.

[139]

Die Kämpfer ruh’n, doch würden sie
Je wieder uns erreichen,
Sie sollen’s finden, daß wir nie
Von unsern Fahnen weichen.


  1. Von Dr. Rießer.