Straußenjagd in Afrika
[341] Straußenjagd in Afrika. Unter den zahlreichen Beduinenstämmen, die in der großen Wüste herumschwärmen und eine stets wandernde Bevölkerung von nahehin vier Millionen Seelen bilden, gibt es einige, weniger dem Raube ergebene oder auch weniger mächtig als die andere, welche sich vorzugsweise mit der Straußenjagd abgeben. Die Art, wie der Beduine verfährt, um sich seiner kostbaren Beute zu bemächtigen, ist nicht ohne Interesse. Die günstigste Zeit zur Jagd ist die des Eierlegens. Wenn nämlich das Weibchen seine Eier in den Sand gelegt hat, so stellt es sich in gewisser Entfernung davon auf und bleibt unbeweglich, die Augen starr auf das Nest gerichtet, bis das Männchen, welches Beutemachen gegangen ist, zur Ablösung kommt. Dann stellt sich das Männchen als Wache auf und das Weibchen durchstreift seinerseits die Wüste, um Nahrung zu suchen. Sobald nun ein Beduine ein Straußennest ausfindig gemacht hat, ist seine erste Sorge, in der Nähe der wachestehenden Alten ein Versteck zu suchen oder häufiger noch von zusammengelesenen Steinen zu errichten, hinter welches er sich auf die Lauer legt und mit gespanntem Hahne geduldig wartet, bis das Weibchen die Wache hat und das Männchen weit fort ist. Wenn seiner Meinung nach der Knall der Flinte das Ohr des Männchens nicht mehr erreichen kann, so schießt er, und aus seinem Verstecke trifft er immer, das Weibchen nieder. Der Schütze richtet dann den todten Vogel wieder auf und stutzt ihn so zu, wie er vorher noch am Leben war. [342] Das Blut auf dem Boden wird entfernt, das todte Weibchen steht wieder da als wäre nichts geschehen und der Beduine liegt wieder lauernd in seinem Versteck. Nach Verlauf von ein oder zwei Stunden kommt das Männchen zurück, nichts ahnend von dem Vorgefallenen. Der Jäger drückt seinen zweiten sichern Schuß ab, und hat nun das Straußenpaar erlegt, und die Eier obendrein zur Beute. Bisweilen kommt es jedoch vor, daß das Männchen entweder durch das Knallen des das Weibchen tödtenden Schusses oder aus irgend einem andern Grunde alsbald in Bestürzung geräth und seinen Feinden rasch zu entfliehen sucht. Dann jagt der Strauß auf seinen hohen Beinen im Galopp davon, während er heftig mit den Flügeln schlägt und mit seinen Füßen nach hintenzu schwere Steine schleudert, von denen mehr als einer seinen Verfolger trifft und verwundet. Die außerordentliche Geschwindigkeit des Thieres ermüdet gewöhnlich den Jäger, allein wenn dieser aushält, so kommt es zuletzt zu einem erbitterten und wilden Kämpfe. Der Strauß ist in seiner Wuth wahrhaft fürchterlich; er entfaltet seine Flügel in ihrer ganzen Weite und bewegt sie mit grimmiger Hast; seine Füße wühlen in einem fort im Sande, und voller Geräusch wirft er ganze Wolken von Staub, Sand und Steinen um sich her auf, wodurch er seinen Verfolger irre zu führen und zu blenden sucht. Der Ausgang des Kampfes ist dem Strauße fast immer verderblich, nicht selten trifft sich’s aber, daß der Jäger seinen Sieg mit dem Verluste eines Auges bezahlt.