Statistische Darstellung des Kreises Moers/XII. Bergbau, Fabrikindustrie und Handwerk

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XII. Bergbau, Fabrikindustrie und Handwerk.
Auf dem Gebiete des Bergbaues ist für jetzt nur weniges zu berichten, obwohl Aussicht vorhanden ist, daß dies in der Folge sich ändern werde. Im Jahre 1851 nämlich wurden von dem geheimen Commerzienrath Franz Haniel zu Ruhrort die ersten Bohrversuche auf Steinkohlen zur Auffindung der westlichen Fortsetzung des westphälischen Steinkohlen-Gebirges auf dem linken Rheinufer unternommen, und gelang es ihm, im Mai 1854 mit einem auf seinem Gute bei Homberg niedergebrachten Bohrloche in 556 Fuß Teufe ein 36 Zoll mächtiges Fettkohlenflötz zu erbohren. Sein Unternehmen rief in größerer und geringerer Entfernung von den Haniel’schen Bohrlöchern eifrige Bohrarbeiten anderer Personen hervor, welche nur theilweise zu bauwürdigen Funden gelangten, indeß er selbst mit wechselndem Erfolge seine Versuche fortsetzte. So erschloß er bei Werthausen auf der s. g. Werthauser Ward in unmittelbarer Nähe des Rheines bei einer Bohrlochsteufe von 263 Fuß im Juni 1855 ein 12 Zoll mächtiges und im September 1855 ebendaselbst bei einer Bohrlochsteufe von 351 Fuß ein 113/4 Zoll mächtiges Steinkohlenflötz. Ein anderer Fund wurde von einer durch den Rittergutsbesitzer von Rath zu Lauersfort vertretenen Gesellschaft zu Fünderich in der unmittelbaren Nähe der Cöln-Nymweger Staatsstraße gemacht, indem daselbst am Ende des Jahres 1855 bei 563 Fuß Teufe ein 19 Zoll mächtiges Fettkohlenflötz und bei 590 Fuß Teufe ein zweites Kohlenflötz erbohrt wurde. Dieselbe Gesellschaft hatte ihrer Angabe nach bereits im Jahre 1854 durch ein auf dem Gute Lauersfort niedergebrachtes Bohrloch bei 770 Fuß Teufe ein 14 Zoll mächtiges Steinkohlenflötz erbohrt, dessen Vorhandensein aber amtlich nicht constatirt worden ist. Das letztere Bohrloch ist noch bis zum 1115 Fuß Teufe niedergebracht worden, ohne daß ein weiterer| Fund sich ergab. Eine andere, aus dem geheimen Commerzien-Rath Freiherrn von Diergardt zu Viersen, dem Kaufmann Ferdinand Stein zu Rheydt und dem Handelskammer-Präsidenten Königs zu Dülken bestehende Gesellschaft erbohrte im August 1855 bei Rheinhausen in 313 Fuß Teufe ein 17 Zoll mächtiges Flötz von magerer Flammkohle, im Jahre 1856 bei Asterlagen in 489 Fuß Teufe ein 18 Zoll mächtiges und in 497 Fuß Teufe ein 46 Zoll mächtiges Kohlenflötz mit 6 Zoll Bergmittel.

Auf Grund dieser Aufschlüsse wurde dem geheimen Commerzienrath Haniel durch Urkunde vom 11. Februar 1857 die Steinkohlen-Concession Rheinpreußen in einer Feldesausdehnung von 20.654.150 Quadratlachtern in den Bürgermeistereien Homberg, Emmerich, Baerl, Orsoy, Budberg, Neukirchen, Moers, Repelen, Capellen und Vierquartieren, der durch den Rittergutsbesitzer von Rath zu Lauersfort vertretenen Gesellschaft durch Urkunde vom 29. Juni 1857 die Steinkohlen-Concession Verein in einer Flächen-Ausdehnung von 14.051.835 Quadratlachtern in den Bürgermeistereien Moers, Neukirchen, Vluyn, Repelen, Capellen, Rheurdt, Vierquartieren, Friemersheim, Bockum, St. Hubert, St. Tönisberg und Hüls, und dem geheimen Commerzienrath Freiherrn von Diergardt, Kaufmann Ferdinand Stein und Handelskammer-Präsidenten Königs durch Urkunde vom 16. Januar 1857 die Steinkohlen-Concession Diergardt in einer Feldesausdehnung von 7.346.536 Quadratlachtern in den Bürgermeistereien Homberg, Emmerich, Moers und Friemersheim ertheilt.

Versuche zur Ausrichtung des Kohlengebirges Behufs Eröffnung des Grubenbetriebes sind bisher nur im Felde der Steinkohlen-Concession Rheinpreußen in folgender Weise gemacht worden.

Im Monat Mai 1857 ging man in der Nähe des bei Homberg niedergebrachten Bohrloches mittelst einer mit einem gußeisernen Schuh versehenen Senkmauer von 30 Fuß äußeren und 243/4 Fuß inneren Durchmessers und mit Handbaggerarbeit nieder und erreichte im Laufe eines Jahres eine Teufe von 70 Fuß, bei welcher der Schacht nicht mehr sank. Die Wasser wurden hierauf mittelst einer 140pferdigen Wasserhaltungs-Maschine gesümpft, worauf wiederholte Durchbrüche des Gebirges folgten, und ein zweiter, aus Gußeisen hergestellter Senkschacht eingesetzt wurde, dessen Niedergehen mit Sümpfen und Arbeiten auf der Schachtsohle zu bewerkstelligen versucht wurde. Da indessen diese Arbeit in Folge der wiederholten Durchbrüche des Gebirges nicht fortschritt, so wurde der eiserne Schacht entfernt, dagegen aber ein zweiter Mauerschacht mit einem innerem Durchmesser von 12 Fuß eingebaut, und durch Baggern mit einem Sackbohrer, welcher durch eine 18pferdige Dampfmaschine bewegt wurde, ohne Wasserhaltung zu senken versucht. Es gelang, diesen Schacht vom Monat März 1859 bis zum April 1860 bis zu 240 Fuß Teufe niederzubringen, worauf derselbe trotz eines mittelst hydraulischer Pressen erzeugten bedeutenden Übergewichtes nicht mehr sank. Versuche, die Schachtsohle zu verdichten und den Schacht unter Wältigung der Wasser weiter abzuteufen, blieben ganz erfolglos, da das Gebirge wiederholt durchbrach und im Schachte bis zu einer Höhe von 60 Fuß aufstieg. Im Juni 1860 wurde ein gußeiserner Senkschacht von 132/3 Fuß lichten Durchmessers eingebaut und die Bohrarbeit wieder begonnen. Der neue Schacht sank bis zu 251 Fuß Teufe, wo eine 9 Fuß mächtige Schicht grober Gerölle dem weiteren Niedergang entgegen trat. Versuche, die Gerölleschicht mit einem Meißelbohrer zu durchbrechen, blieben anfänglich erfolglos, gelangen aber nach theilweisem Sümpfen und mehrmaligem Durchbruch des Gebirges im Schachte so weit, daß derselbe bis zu 291 Fuß Teufe sank, wo ein Bruch des Schachtschuhes bemerkbar wurde. Es gelang zwar noch, den Schacht mit abwechselndem Verbohren und theilweisem Sümpfen bis zu 305 Fuß Teufe zu senken, die weitere Vertiefung wurde aber durch einen im August 1861 eingetretenen Durchbruch des Gebirges gehemmt, mit welchem Auskesselungen des Gebirges um den Schacht und Aufsteigen desselben in letzterem, auch wiederholte Brüche der eisernen Schachtringe verbunden waren. Man versuchte hierauf die zerbrochenen Schachttheile mittelst besonderer Fang-Instrumente zu Tage zu holen, und hat diese Arbeit, welche einem weiteren Abbohren vorhergehen muß, da der Sackbohrer nicht mehr tiefer eindringen kann, zur Zeit noch nicht vollendet.

Es wäre voreilig, die Folgen vorherzusagen, welche sich an einen großartigen Betrieb des Kohlenbaues in hiesiger Gegend knüpfen würden. Soviel dürfte jedoch unausbleiblich sein, daß neben einer vielleicht besseren Verwerthung der kleineren Produkte der Landwirthschaft eine bedeutende Steigerung der Löhne eintreten würde.

Aus der Tabelle der Fabriken und der vorherrschend für den Großhandel beschäftigten Gewerbsanstalten theilen wir folgende Auszüge mit.

I. Zubereitung von Spinnstoffen, Maschinenspinnereien und Zwirnereien.

Maschinenspinnereien in Baumwolle gibt es 2, davon

     eine in Moers mit 4863 Feinspindeln, 96 männlichen und 91 weiblichen Arbeitern,
     eine in Xanten " 400 " 2 " " 4 " "
Watten- und Dochtfabriken 4, und zwar|
     in Moers eine mit 2 männlichen
     auf dem Lande 3 " 9 " und 1 weiblichen Arbeitern,

Fabrik für Wollengarn 1, und zwar

     in Moers mit 3 männlichen und 19 weiblichen Arbeitern.

Im Jahre 1858 waren drei Baumwollenspinnereien vorhanden; eine derselben ist inzwischen abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden. Der amerikanische Krieg hat wie überall, so auch hier auf diesen Industriezweig sehr nachtheilig eingewirkt.

II. Weberei, Zeug- und Handwaarenmanufactur.
A. Gehende Webestühle.
a. Stühle, bei denen das Weben
Hauptbeschäftigung ist.
Zahl der Webestühle Zahl der Meister
oder für eigene
Rechnung
arbeitend. Pers.
Zahl der
Gehülfen
und
Lehrlinge.
in der
Stadt
auf dem
Lande
im ganzen
Kreise
1. In Seiden-, Sammt- und Sammtbandwaaren
58 49 107 39 62
2. In Baumwolle und Halbbaumwolle
10 318 328 240 99
3. In Leinen
24 106 130 105 27
4. In Wolle und Halbwolle
2 12 14 8 7
5. Zur Strumpfweberei
7 17 24 11 13
6. Zu anderen Geweben
4 4 4 18
Summa
101 506 607 407 226
b. Stühle, bei denen das Weben
Nebenbeschäftigung ist.
1. Zu Leinewand
1 108 109
2. Zu groben Wollenzeugen
40 40
3. Zu anderen Geweben
24 24
Summa
1 172 173

Die Seidenweber werden von Crefelder Häusern beschäftigt. Im Jahre 1858 waren 135 Stühle, also 28 mehr beschäftigt als 1861. Es rührt dies daher, daß im Jahre 1861 in Folge des amerikanischen Krieges die Seidenindustrie zu stocken begann, und in solchen Fällen zunächst die von Crefeld entferntesten Stühle außer Betrieb gesetzt zu werden pflegen. Die Zahl der Webestühle in Baumwolle hat sich dagegen seit 1858 um 6, und die der Webstühle in Leinen, bei denen das Weben Hauptgeschäft ist, um 33 vermehrt. Überhaupt hat die Zahl sämmtlicher Webestühle um 43, darunter um 36, bei denen das Weben Nebengeschäft ist, zugenommen.

Man sieht aus obiger Übersicht, daß die Weberei weit mehr auf dem Lande, als in den Städten verbreitet ist; die meisten Stühle finden sich in dem südwestlichen Theile des Kreises, namentlich in Vluyn, Schaephuysen und Rheurdt.

B. Fabriken für Gewerbe und Zeuge aller Art.
  Zahl der Anstalten Zahl des
Direktions-
Personals.
Arbeiter
in der
Stadt
auf dem
Lande
im ganzen
Kreise
männ-
liche
weib-
liche
1. für baumwollene Zeuge
5 7 12 17 124 26
2. für Bänder, Litzen, Posamentierwaaren etc.
4 4 4 12 6
3. Garnbleichereien und Garnsiedereien
2 2 4 3 6
4. Andere Garnfärbereien in Baumwolle und Wolle
5 3 8 6 11
5. Druckereien für Zeuge
2 2 1 3
| Die vorstehend unter der Rubrik der Städte aufgeführten Anstalten befinden sich sämmtlich in Moers. Von den ländlichen Anstalten befinden sich 6 Fabriken für baumwollene Zeuge und 3 Garnfärbereien in Vluyn. Die Industrie in baumwollenen Geweben producirt vornehmlich Barchente. Die Weber, von welchen ein Theil in benachbarten Kreisen wohnt, arbeiten in ihren Häusern. Die größte dieser Fabriken mit 117 Stühlen befindet sich in Moers, die zweitgrößte mit 51 Stühlen in Vluyn. – Gegen 1858 sind erhebliche Änderungen nicht vorgekommen, nur daß auch auf die Baumwollenweberei der nachtheilige Einfluß des amerikanisches Krieges sich geltend macht.
III. Bereitung von mineralischen und gemischten Stoffen für gewerbliche, offizinelle und häusliche Zwecke.
  Zahl der
Anstalten
Zahl des
Direktions- und
Aufsichts-
Personals
Arbeiter
1. Kalkbrennereien
9 6 29
2. Dachziegeleien
18 15 54

Von den Kalkbrennereien befinden sich 3 in Homberg, 5 in Rheinberg und eine in Ossenberg, an welchen Orten Kalkstein und Kohlen durch die Schifffahrt am billigsten bezogen werden. Die Zahl dieser Anstalten hat sich gegen 1858 nicht verändert. An Dachziegeleien sind 1861 drei mehr aufgeführt, als 1858. Außerdem gibt es in Hochhalen bei Homberg eine Maschinenziegelei für Bausteine. Das größere Bedürfniß an gewöhnlichen Ziegelsteinen für Bauten wird durch Abbrennen freistehender Ziegelöfen befriedigt.

IV. Zubereitung von Pflanzen und Thierstoffen für den gewerblichen und häuslichen Bedarf.
  Zahl der Anstalten Zahl des
Aufsichts-
Personals.
Arbeiter
in den
Städten
auf dem
Lande
im ganzen
Kreise
1. Ölmühlen
4 21 25 17 27
2. Lohmühlen
2 2 2 2
3. Leimsiedereien
1 1 2 1 5
4. Lichtziehereien
1 1 1 1
5. Knochenmühlen
1 1 1 2

Die Ölmühlen haben sich um drei vermindert; im Übrigen ist keine nennenswerthe Änderung eingetreten.

V. Verarbeitung von Verzehrungsgegenständen. Getreidemühlen.
Mühlen Zahl der Mühlen Zahl der Meister Zahl der Gehülfen
und Lehrlinge
1. Wassermühlen
5 mit
12 Mahlgängen
  4   6
2. Windmühlen
     a. Bockmühlen
     b. holländische Mühlen
 
  7
38
 
  7
36
 
12
59
Zahl d. Arbeiter
3. durch thierische Kräfte getrieben
  7 10
4. durch Dampf getrieben
6 mit
17 Mahlgängen
18
| Von den Wassermühlen steht diejenige zu Marienbaum seit längerer Zeit still. Die Zahl der Windmühlen hat seit 1858 um eine zu-, die der durch thierische Kräfte getriebenen um eine ab-, und die der Dampfmühlen um eine zugenommen. Unter den letzteren sind diejenigen zu Homberg und Lauersfort, von denen die letztgenannte mit einer größeren Landwirthschaft in organische Verbindung gebracht ist, die bedeutendsten.

Es gehören hierher ferner folgende Fabrikationsanstalten:

  Zahl der
Anstalten
Arbeiter
männliche weibliche
1. Stärkefabriken
3 24 1
2. Senffabriken
1 2
3. Cigarrenfabriken
2 40 13
4. Krautsiedereien
52 56
5. Essigfabriken
3 4
6. Bierbrauereien
35 63
7. Branntweinbrennereien
115 113

Von den Stärkefabriken sind zwei (zu Repelen und Vierquartieren) mit einem größeren landwirthschaftlichen Betriebe verbunden; die dritte (zu Orsoy) ist selbstständig. Es wird nur Waizenstärke fabricirt. Die beiden Cigarrenfabriken befinden sich in Orsoy. Von den Krautsiedereien sind nur die gewerblichen gezählt. Die Essigfabriken befinden sich in Rheinberg und Xanten. Außer den angeführten 35 gewerblichen Bierbrauereien gab es 1851 noch 145 Brauereien für den Hausbedarf, darunter die überwiegende Mehrzahl im südlichen Theile des Kreises. An Braumalzsteuer wurden 4737 Thlr. entrichtet; die 6 bedeutendsten Brauereien, welche nur bairisches Bier brauen, zahlten 970, 896, 880, 375, 230 und 202 Thaler. Die meisten Brauereien stehen mit einem landwirthschaftlichen Betriebe in Verbindung. Das gleiche gilt von den Branntweinbrennereien, von welchen aber sehr viele still liegen. Besondere Erwähnung verdient die in Rheinberg bestehende Fabrik des Boonekamp of Maagbitter, welche ihre Produkte in alle Welttheile absetzt. In Orsoy und Winnenthal wird ein vorzüglicher Kornbranntwein erzeugt.

VI. Zusammenstellung der vorhandenen Dampfmaschinen aller Art.
  Zahl der
Maschinen
Pferdekräfte
1. zur Entwässerung für landw. Zwecke
1 8
2. für Getreidemühlen
5 60
3. für Spinnereien
1 18
4. für andere Fabrikzweige
4 32
5. Lokomotiven
2 254
Summa
13 374

Die vorstehenden Auszüge aus der Fabrikentabelle ergeben, daß die größere und auf den Absatz in weitere Ferne gerichtete Industrie im hiesigen Kreise verhältnißmäßig nur unbedeutend ist. Abgesehen von der Spinn- und Weberei beschäftigt sich dieselbe – z. B. die Stärkefabriken, Bierbrauereien, Krautsiedereien und Mahlmühlen – hauptsächlich mit der Verarbeitung solcher Rohstoffe, welche die Landwirthschaft hervorbringt, mit welcher diese Industriezweige überdies zum großen Theil in eine organische Verbindung gesetzt sind. Auf dem Gebiete der Erzeugung von Metall- und Holzwaaren, Papier und kurzen Waaren findet eine fabrikmäßige Thätigkeit in unserem Kreise nicht statt.

| Aus der Tabelle der Handwerker und der vorherrschend für den örtlichen Bedarf beschäftigten Gewerbetreibenden und Künstler ist folgendes mitzutheilen.
Handwerker. Zahl der Meister oder
für eigene Rechnung
arbeitenden Personen
Zahl der
in den
Städten
auf dem
Lande
im ganzen
Kreise
Gehülfen Lehrlinge
I. Bereitung von Nahrungsmitteln.
1. Bäcker
65 89 154 35 41
2. Kuchenbäcker, Conditoren
22 19 41 12 2
3. Fleischer
34 41 75 24 13
4. gewerbmäßige Fischer
3 15 18 23
5. Kunst-Blumen- und Handelsgärtner
12 1 13 4 1
II. Persönliche Dienstleistungen.
1. Barbiere
16 38 54 2 4
2. Inhaber von Badeanstalten
1 1
3. Abdecker
3 2 5 1
III. Verfertiger von Stein- und irdenen Waaren.
Töpfer und Verfertiger irdener Waaren
20 20 22 2
IV. Bauhandwerker.
1. Steinmetzen, Steinhauer (am Xantener Dom beschäftigt)
1 1 14 4
2. Maurer
8 19 27 153 3
3. Maurerflickarbeiter
12 12
4. Anstreicher und Glaser
30 20 50 16 14
5. Zimmerleute
10 33 43 51 10
6. Zimmerflickarbeiter
1 13 14
7. Pumpenmacher
1 2 3
8. Dachdecker
21 13 34 15 4
9. Steinsetzer
1 1
10. Schornsteinfeger
4 4 3
V. Maschinen-, Mühlen- und Wagenbauer.
1. Mühlenbauer
1 1 2
2. Stellmacher
4 25 29 16 2
3. Wagenbauer
1 1 1 1
VI. Metallarbeiter.
1. Grob- und Hufschmiede
29 120 149 99 43
2. Schlosser
17 2 19 10 7
3. Drathsiebmacher
1 1
4. Kupferschmiede
11 7 18 11 8
5. Roth- und Gelbgießer
1 1 1
6. Klempner
4 1 5 1 1
7. Blei- und Zinngießer
1 1 2 1
8. Gold- und Silberarbeiter
10 3 13 4 3
VII. Instrumentenmacher.
Uhrmacher
10 5 15 3 4
VIII. Bereitung von Gespinnsten und Geflechten.
1. Wollspinner und Wollstricker
8 8
2. Leinenspinner
2 2 4 1
3. Watten- und Dochtmacher
1 1 1
4. Mattenflechter
1 6 7
5. Seiler
8 2 10 4 2
IX. Herrichtung von Geweben.
1. Färber
7 6 13 3 1
2. Bleicher, Appreteure, welche nicht in Fabriken beschäftigt sind
1 1 2 3
X. Bereitung von Lederwaaren.
1. Schuhmacher
92 162 259 92 66
2. Kürschner und Mützenmacher
6 2 8 1 1
3. Sattler
14 24 38 18 8
XI. Bereitung fertiger Kleidungsstücke.
1. Schneider
88 286 374 150 85
2. Schneiderinnen
8 8 7 1
3. Putzmacherinnen
16 21 37 6 5
4. Hutmacher
2 2 1
XII. Verfertiger von Holzwaaren.
1. Tischler
76 193 269 68 39
2. Bötticher
13 57 70 12 5
3. Verfertiger grober Holzwaaren, insbes. Holzschuhmacher
11 92 103 20
4. Korbmacher
10 17 27 6 5
5. Polsterwaarenarbeiter
1 1 2
6. Sonnen- und Regenschirmmacher
1 1 2
XIII. Verfertiger kurzer Waaren von Holz, Horn, Metall, Bernstein.
1. Drechsler
13 17 30 7 5
2. Haarkammmacher
1 1
3. Bürstenbinder und Pinselmacher
3 3 1
4. Buchbinder
8 8 4 6
XIV. Gewerbszweige für Kunstdarstellungen und Ausschmückungsgegenstände.
1. Musiker an festen Orten
1 2 3 1
2. Umherziehende Musiker
2 2 11 1
| Man sieht aus der vorstehenden Übersicht, wie sehr sich das kleine Gewerbe über das ganze Land verbreitet; diejenigen Handwerker insbesondere, welche, ohne dem Luxus zu dienen, die gewöhnlichen namentlich auch dem Landmanne unentbehrlichsten Bedürfnisse befriedigen, wie z. B. die Grobschmiede, Stellmacher, Schreiner, Schneider, Schuster und Sattler concentriren sich am wenigsten in den Städten. Im Allgemeinen sind aber die Verhältnisse der ländlichen Handwerker nicht grade glänzend. Ein wirklich schwunghafter Geschäftsbetrieb findet doch nur bei den wenigsten statt: bei starker Concurrenz müssen| viele nebenbei als Tagelöhner arbeiten; viele aber auch besitzen ein eigenes Haus mit etwas Grundeigenthum, welches sie in der ihnen nicht fehlenden freien Zeit bearbeiten. Auch in den Städten ist das Bestreben der meisten Handwerker dahin gerichtet, Gärten und kleine Ackerstücke zu pachten und zu kaufen, um eine Kuh oder wenigstens eine Ziege halten zu können.

Diejenigen Bestimmungen der Gewerbeordnung vom 17. Januar 1845 und des Gesetzes vom 9. Februar 1849, deren Absicht dahin geht, das corporative Element unter den Handwerkern, insbesondere durch Innungen zu erhalten und zu beleben, haben in unserem Kreise eine nur geringe Wirkung ausgeübt. In den kleineren Städten, wo die Zahl der gleiche oder verwandte Gewerbe betreibenden Handwerker eine nur unbedeutende ist, wird die Bildung von Innungen besonders auch durch die mehr als in größeren Städten zur Geltung kommenden Concurrenzverhältnisse erschwert. Es sind daher nur in Rheinberg die folgenden drei Innungen zu Stande gekommen:

1. Die Tischler- Böttcher- und Drechsler-Innung mit 16 Mitgliedern, welche seit 1852 besteht;
2. die Schuhmacher- und Sattler-Innung mit 26 Mitgliedern, seit 1853;
3. die Schneider-Innung mit 22 Mitgliedern, seit 1853.

Nach dem Urtheile des Magistrats haben diese Innungen auf die Tüchtigkeit und die moralische Haltung des Handwerkerstandes nur wenig Einfluß ausgeübt.

Was dagegen die Vorschriften über die Handwerkerprüfungen, die Lehrlings- und Gesellenzeit, und die Lehrcontracte betrifft, so haben dieselben nicht wenig dazu beigetragen, die Ordnung und Zucht unter der dem Handwerkerstande sich widmenden Jugend zu befestigen. Der Vorsitzende der hiesigen Kreisprüfungs-Kommission sagt hierüber in einem vor zwei Jahren erstatteten Berichte folgendes: „Die betreffenden gesetzlichen Bestimmungen haben einen wohlthätigen Einfluß auf den Handwerkerstand gehabt; es zeigt sich dies nicht nur in der vorgeschrittenen Ausbildung einzelner Gewerbe sehr augenfällig, sondern auch in jeder anderen Beziehung ist dies bemerkbar. Beispielsweise führe ich das Schneidergewerbe, als das am zahlreichsten vertretene, an; die meisten Lehrlinge leisten bei ihrer Gesellenprüfung bedeutend mehr, als früher, ja ein großer Theil liefert Arbeiten, wie sie in der ersten Zeit nach Einführung der Prüfungsbestimmungen sehr oft bei Ablegung von Meisterexamen nicht gemacht wurden. Der Fortschritt auf dem Lande tritt am meisten hervor, weil dort die Arbeit am weitesten zurück war. Durch die Lehrverträge, welche dem Meister wie dem Lehrlinge Rechte und Pflichten auferlegen, ist ein gesundes Verhältniß zwischen beiden Theilen eingetreten. Früher habe ich sehr häufig Lehrlinge gesehen, welche den größten Theil des Tages Kinder verwahren, Kartoffeln schälen, im Mistkarren gehen mußten – betrübende Erscheinungen, welche jetzt ganz fremd sind. Früher wurde der Lehrling zu allen häuslichen Arbeiten verpflichtet, jetzt kommt es oft vor, daß von Seiten des Vaters ausdrücklich darauf bestanden wird, daß der Lehrling nur zu gewerblichen Arbeiten gebraucht werden dürfe. Ohne Lehrvertrag wurden früher fast alle Lehrverhältnisse vor der Zeit gelöst; der frechste Junge kündigte, wollte der Meister Zucht ausüben, verblendete Eltern stimmten um so eher bei, als der Junge, nachdem er wenigstens etwas gelernt hatte, bei diesem oder jenem Meister nicht allein sofort Arbeit, sondern wöchentlich auch einige Groschen Lohn erhielt. In ähnlicher Stellung befanden sich die Gesellen. Jetzt aber ist für beide Theile ein geordnetes segensreiches Verhältniß eingetreten. Die tüchtigsten Meister haben die besten Gesellen und Lehrlinge; jene werden gesucht, weil man bei ihnen am meisten lernen kann und lernen muß, will man sein Examen bestehen. Das Ehrgefühl ist dadurch im Handwerkerstande erstarkt; man gibt viel darauf, sein Meisterexamen möglichst gut zu bestehen.“

Die Zahl der Prüfungen, welche bei den im hiesigen Kreise errichteten Kreisprüfungscommissionen und bei den Innungen zu Rheinberg in den Jahren 1859–61 abgelegt worden sind, ergibt folgende Übersicht:

|
  Ihr Examen haben bestanden bei Die Prüfungsgebühren betragen bei
der Kreis-
prüfungs-
commission
zu Moers
als
der Kreis-
prüfungs-
commission
zu Xanten
als
den Innun-
gen zu
Rheinberg
als
der Kreis-
prüfungs-
commission
zu Moers
für
der Kreis-
prüfungs-
commission
zu Xanten
für
den Innun-
gen zu
Rheinberg
für
Mei-
ster
Ge-
sellen
Mei-
ster
Ge-
sellen
Mei-
ster
Ge-
sellen
Mei-
ster
Ge-
sellen
Mei-
ster
Ge-
sellen
Mei-
ster
Ge-
sellen
  Thlr. Sgr. Thlr. Sgr. Thlr. Sgr.
Schneider
16 29 5 12 6 3 31/3 20 5 30 3 221/2
Sattler
1 7 3 40/0 20 5 30 3 150/0
Schmiede und Schlosser
4 23 8 10 40/0 20 6 45
Kupferschläger
3 2 3 40/0 20 6 60
Tischler
5 1 10 12 3 40/0 40 6 60 3 221/2
Uhrmacher
3 40/0 20
Schuhmacher
5 12 10 6 2 3 40/0 20 4 30 3 150/0
Bäcker, Conditoren
7 7 13 13 40/0 20 6 60
Buchbinder
2 40/0 20
Drechsler
1 40/0 20 3 221/2
Fleischer
1 2 5 40/0 20 4 30
Weber und Wirker
2 40/0 40 4 30
Anstreicher, Glaser und Lakirer
2 2 40/0 20 4 30
Bötticher
31/3 20 3 221/2
Summa
38 86 52 68 14 6  


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