St. Leonhard im Pitzthal

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Titel: St. Leonhard im Pitzthal
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 20, S. 333, 339–340
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[333]

St. Leonhard im Pitzthal.
Nach der Natur gezeichnet von M. Zeno Diemer.

[339] St. Leonhard im Pitzthal. (Zu dem Bilde S. 333.) Eine der großartigsten Hochalpengegenden in Tirol, welche erst die Thätigkeit des Deutschen und österreichischen Alpenvereins dem größeren Touristenverkehr erschlossen hat, sind die Oetzthaler Alpen mit ihren schroffen Hochspitzen und mächtigen Gletschern. Von den wildbachdurchrauschten Thälern, durch die man in das Gletschergebiet gelangt, ist neben dem Kaunserthal das Pitzthal neuerdings zu besonderem Rufe gekommen. Von Imst aus führt durch dasselbe ein zwölfstündiger Marsch zu dem großartigen Taschachgletscher, an welchem die Sektion Frankfurt des genannten Vereins eine jetzt starkbesuchte Unterkunftshütte erbaut hat. Auch kann man von hier über das Pitzthalerjöchl in das Oetzthal hinübersteigen, wobei man am Karleskopfe zu dem Klubhaus der Sektion Braunschweig gelangt, das eine vorzügliche Aussicht auf das weite Becken des Mittelbergferners und den majestätischen Aufbau der Wildspitze gewährt. In der Mitte des langgedehnten Hochthals zwischen den anderen Kirchdörfern Zaunhof-Lehn [340] und Plangeroß liegt der Hauptort St. Leonhard mit seiner Kirche, welche die Bauern des Thals zum Unterschied von den zwei anderen die „Mitterkirch“ nennen. Die Kirche ist an der Stelle gebaut, wo Straße und Bach in eine steilabfallende Enge gedrängt sind. Die Wahl dieses Platzes ist um so merkwürdiger, als unterhalb und oberhalb dieser gefährlichen Stelle sich freundliche Thalflächen ausbreiten, die mit ihren sanften Hügeln viel geeigneter für den Stand einer Kirche erscheinen. Eine malerische alte Brücke führt hart unterhalb der Kirche über die wilde Pitzthaler Ache. Im Hintergrunde erhebt sich links die Hohe Geige und der Puikogel, während rechts der scharfe Felsengrat der Rofelewand ansteigt.