Spruner-Menke Handatlas 1880 Karte 59
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- Britische Inseln. No. II. Die Britischen Inseln 1066 bis 1485, von Wilhelm dem Eroberer bis zum Regierungsantritt des Hauses Tudor. Mst. 1 : 3 000 000. – Nebenkarten: 1. Die Britischen Inseln und das Englische Gebiet in Frankreich unter Heinrich II., 1145 bis 1189. Mst. 1 : 18 000 000. 2. Die Britischen Inseln nach 1172. Mst. 1 : 24 000 000. 3. Desgl. nach 1282. Mst. 1 : 24 000 000. 4. Die Orkney-Inseln. Maassstab der Hauptkarte. 5. Die untere Themse. Mst. 1 : 700 000. 6. London im Mittelalter. Mst. 1 : 27 840. 7. Die Schlacht bei Bannockburn, 24. Juni 1314. Mst. 1 : 200 000. Von K. v. Spruner.
Die Zeichnung der Hauptkarte beruht auch bei diesem Blatt, wie bei der in der vorigen Lieferung veröffentlichten Karte Brit. Inseln I, auf einer theilweisen Neubearbeitung des Herrn Generallieutenant Dr. K. v. Spruner in München.
Die Quellen sind, einer brieflichen Mittheilung desselben zufolge, vorzugsweise die bereits früher erwähnten bändereichen, eine Überfülle von historisch-topographischen Daten beibringenden Gazetteers von Lewis, über England, Schottland, Irland und Wales; dann für Schottland und Nordengland eine zwar alte, doch äusserst sorgfältig und kritisch bearbeitete Karte: Historical Map of Scotland with the north part of England adapted to the year 1400 and constructed from the most authentic materials attainable by David Macpherson. London 1796; mit sehr speciellem [42] Commentar: Geographical Illustrations of Scottish History, &c. &c. – Benutzt wurden dann ferner bei der Zeichnung Lappenberg und Pauli Geschichte von England Bd. II, III u. IV, William Longman: Lectures on the History of England, London 1863; desselben Verfassers: History of the Life and times of Edward the Third, 2 Vols. London 1869; – W. Hughes’ Geography of British History; a geographical description of the British Islands at successive periods. London 1866.
Die Karte soll dem Studium dienen einer an inneren Staatsumwälzungen und blutigen Kriegen ausserordentlich reichen und interessanten Zeitperiode von fast fünf Jahrhunderten. Es versteht sich da wohl von selbst, und war für die Klarheit und Lesbarkeit der Karte erstes Erforderniss, dass aus der übergrossen Fülle der historischen Nomenklatur, z. B. bei Pauli, – neben den grossen Städten nur die wichtigsten Schlachtorte, Burgen und Klöster aufgenommen werden konnten, von denen wieder zur leichteren Aufsuchung die hervorragendsten unterstrichen wurden. Für die erste Hälfte des dargestellten Zeitraums fallen die in der englischen Geschichte merkwürdigen und glorreichen Schlachtfelder grösstentheils auf französischen Boden und müssen auf der in voriger Lieferung publicierten Karte Frankreich II aufgesucht werden. –
Wegen des ausserordentlichen Umfangs der dargestellten Periode schien es uns gerathen, für das politische Kolorit statt des Beginns der Normannenherrschaft (1066) lieber einen Zeitpunkt zu wählen, welcher die erste Hälfte abschliessend mit dem Beginn des 14. Jahrhunderts und beim Tode Eduard’s I., 1307, eine neue und wichtige Phase in der politischen Geschichte der Englischen Nation beginnt. Nachdem unter Wilhelm dem Eroberer im „Domesdaybook“ die Grenzen der englischen Grafschaften definitiv festgestellt, 1157 die schottischen Grafschaften Cumberland und Westmoreland mit England, das Königreich der Inseln 1266 mit Schottland vereinigt war, gelangte 1282 auch Wales endlich nach langen Kämpfen mit den einheimischen tapferen Fürsten unter die Krone Eduard’s I. Das Gebiet der Engländer in Irland, das sogenannte Pale, erstreckte sich um diese Zeit – nachdem schon 1166 englisch-normannische Barone sich im Süden festgesetzt und seit 1172 Heinrich II. förmlich Besitz von der Herrschaft Irland genommen hatte – bis zum Ende der Periode nicht weit über den südlichen und südöstlichen Theil der Insel ins Innere. Der ganze Norden und Nordwesten, Ulster und Connaught, noch unter einheimischen Fürsten verblieben, haben desshalb im Innern der Insel volles Kolorit mit besonderen Farben erhalten, während durch blassorangefarbigen Wasserrand an den Westgrenzen die Ansprüche der englischen Krone angedeutet werden sollten.
Wie bei mehreren der früher publicierten Karten von Spanien, Italien und Frankreich, so wurde auch im vorliegenden Blatt besondere Aufmerksamkeit auf die Angabe der Stammsitze der vorzüglichsten Geschlechter verwandt; sie sind durch französische Schrift und besondere Schloss-Signatur deutlich erkennbar.
Zum Verständniss vieler in dieser und in der folgenden Periode vorkommenden Begebenheiten dient der kleine Plan von London und der Karton des unteren Themselaufes. Beide sind aus der ersten Auflage des Atlas beibehalten und beruht der erstere auf einem genauen 1826 erschienenen Plan in vier Blättern zu dem Werke Pennant’s; die im zweiten Karton in Klammern eingeschlossenen Benennungen sind jene der angelsächsischen Zeit.
Das Plänchen der Schlacht bei Bannockburn wurde nach einer in Longman’s Lectures on the History of England enthaltenen Skizze auf die Generalstabskarte von Schottland entworfen und mit Berücksichtigung des Schlachtenberichts in Pauli’s Geschichte gezeichnet. – Die übrigen Kartons dienen zur Veranschaulichung der wichtigsten politischen Veränderungen in den Jahren 1172 und 1282, sowie der grossen Ausdehnung des englischen Gebietes in Frankreich beim Tode Heinrich’s II. und der rapiden Verluste König Johann’s fast dieses ganzen Gebietes an Philipp August von Frankreich, 1202–1206. –