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Italien. No. I. Italien zur Zeit des Langobardenreichs. Mst. 1 : 3 700 000. – Nebenkarten: 1. Italien von Karl’s des Grossen Zeit bis zu Ende des IX. Jahrhunderts. Mst. 1 : 7 400 000. 2. Herzogthum Trident. Mst. 1 : 1 850 000. 3. Römisches Tuscia und Campania. Mst. 1 : 1 850 000. 4. Rom. Mst. 1 : 200 000. 5. Anfänge des Kirchenstaats. Mst. 1 : 7 400 000. 6. Provinzen Italiens nach Paulus Diaconus. Mst. 1 : 14 800 000. Von Th. Menke.

Die 36 Herzoge, unter denen die Langobarden während des Interregnums standen, entsprechen nach meiner Ansicht den 36 civitates oder Bischofssitzen von Austria und Neustria, die damals langobardisch waren.

Im ducatus Spoletanus wird bereits um 580 ein dux erwähnt. Es scheint, dass dieses Herzogthum sich damals bereits bis auf wenige Millien von den Mauern von Rom erstreckte. Das Sabinische Territorium nämlich, das zu ihm gehörte, dehnte sich in langobardischen Zeiten bis über den Teverone aus. Casale di Lunghezza in der Nähe des alten Gabii ist der südlichste sabinische Ort, der sich nachweisen lässt.

Auch Tuscia, dessen Herzog oder Herzöge gleichfalls nicht unter den erwähnten 36 begriffen ist, wurde in der frühesten langobardischen Zeit bis in die nächste Nähe von Rom unterworfen, und der oströmische Theil von Italien um Ravenna, wo der Exarch seinen Sitz hatte, war durch einen breiten Gürtel langobardischer Städte von den oströmischen Landstrichen um Rom, wo der Pabst residierte, geschieden. Erst um 592 stellte der Exarch Romanus die Verbindung zwischen beiden Theilen her, indem er Sutrium, Polimartium, Horta, Ameria, Perusia, Luceolis (bei Eugubium) et alias quasdam civitates den Langobarden abnahm. Diese aliae quaedam civitates waren wohl ohne Zweifel Nepe und Gallesium (als nothwendige Verbindungsglieder zwischen territorium Sutriense und territorium Sabinense), sowie Urbs vetus und Balneus regis, die um 605 von König Agilulf erobert, nämlich wieder erobert, wurden.

Die allmälige Entstehung des Herzogthums von Beneventum lässt sich nicht im Einzelnen verfolgen. Zu den auf der Karte angegebenen chronologischen Notizen füge ich nach, dass Neapel urkundlich im Jahre 581 von den Langobarden angegriffen wurde und dass nach einer späteren glaubhaften Überlieferung die langobardische Eroberung Capua’s in das Jahr 607 fällt.

Über das Herzogthum des 599 erwähnten dux Campaniae lässt sich keine Vermuthung aufstellen, die kartographisch verwerthet werden könnte.

Wie in dieser Periode der Name Calabria von der östlichen auf die südliche Spitze Italiens überging, wird für den Quellenkundigen auch ohne weitere Auseinandersetzung aus der Nebenkarte Bruttia, Calabria hervortreten.

Fluvius, angeblich jetzt Fluss genannt und bei Wippach in Krain gelegen, findet sich weder auf der Generalstabskarte, noch, soviel ich weiss, in irgend einem Ortslexikon.


Italien. No. II.Italien vom Anfange des X. Jahrhunderts bis 1137. Mst. 1 : 3 700 000. – Nebenkarten: 1. Süd-Italien zur Zeit der Eroberung durch die Normannen. Mst. 1 : 7 400 000. 2. Markgrafschaft Susa um 1000. Mst. 1 : 1 850 000. 3. Umgegend von Mediolanum. Mst. 1 : 1 850 000. 4. Comitate von Regium, Mutina, Luca. Mst. 1 : 1 850 000. 5. Mark der Gräfin Mathildis. Mst. 1 : 7 400 000. 6. Sabinensis. Mst. 1 : 1 850 000. 7. Rom. Mst. 1 : 50 000. 8. Umgegend von Rom. Mst.1 : 1 850 000. 9. Lateran. 10. Gebiet von Monte Cassino. Mst. 1 : 425 000. Ifrikija. 800–907/8. Mst. 1 : 18 500 000. Von Th. Menke.

Forschungen über die Begrenzung der italienischen Comitate im Anfange der Periode, die auch bei Italien den Ausgangspunkt der mittelalterlichen historischen Geographie zu bilden haben, sind meines Wissens noch gar keine veröffentlicht. Meine eigenen Untersuchungen, obgleich ziemlich weit vorgeschritten, sind nicht vollständig genug, um in dieser Ausgabe bereits das ganze Netz dieser Grenzen eintragen zu können. Es wurde indessen auf einigen der Nebenkarten von ihnen Gebrauch gemacht, und der Zug der Grenzen der grösseren Abtheilungen auf der Hauptkarte ist nach ihnen bestimmt.

In Bezug auf benutzte Quellen und Hülfsmittel gilt von dieser Karte das zu Deutschland VII Gesagte.

Die auf der Nebenkarte Rom dargestellte Regioneneintheilung scheint gleich nach der Verwüstung der Stadt durch Robert Guiscard eingeführt zu sein. Im Anfange der Periode galt noch eine andere Regioneneintheilung, über die sich nur spärliche Nachrichten erhalten haben.

Der Plan des Laterans ist der früheren Ausgabe entlehnt. Er enthält auch die nach dieser Periode ausgeführten Anbauten.

Herrn Professor Th. Wüstenfeld in Göttingen bin ich für gütige Mittheilungen dankbarst verpflichtet.

Mons Cenerus (1004) ist Monte Cenero, nicht Mont Cénis, wie Giesebrecht erklärt, Grommo (1004) = Crumeo, nicht Como, Bentz in Apulia (970) = Kloster S. Mariae in Banza Acheruntinae diocesis, nicht Bovino, an das nach Stumpf zu denken ist. Riana (962) = Riano, nicht Rignano, wie Stumpf, dagegen Rigianum (962) = Rignano.

Sehr wünschenswertli wäre es, wenn Forscher von ihnen erwähnte Ortschaften, die sich auf den betreffenden Generalstabskarten nicht finden, etwas näher bezeichneten, als sie dies mitunter thun.


Britische Inseln. No. II. Die Britischen Inseln 1066 bis 1485, von Wilhelm dem Eroberer bis zum Regierungsantritt des Hauses Tudor. Mst. 1 : 3 000 000. – Nebenkarten: 1. Die Britischen Inseln und das Englische Gebiet in Frankreich unter Heinrich II., 1145 bis 1189. Mst. 1 : 18 000 000. 2. Die Britischen Inseln nach 1172. Mst. 1 : 24 000 000. 3. Desgl. nach 1282. Mst. 1 : 24 000 000. 4. Die Orkney-Inseln. Maassstab der Hauptkarte. 5. Die untere Themse. Mst. 1 : 700 000. 6. London im Mittelalter. Mst. 1 : 27 840. 7. Die Schlacht bei Bannockburn, 24. Juni 1314. Mst. 1 : 200 000. Von K. v. Spruner.

Die Zeichnung der Hauptkarte beruht auch bei diesem Blatt, wie bei der in der vorigen Lieferung veröffentlichten Karte Brit. Inseln I, auf einer theilweisen Neubearbeitung des Herrn Generallieutenant Dr. K. v. Spruner in München.

Die Quellen sind, einer brieflichen Mittheilung desselben zufolge, vorzugsweise die bereits früher erwähnten bändereichen, eine Überfülle von historisch-topographischen Daten beibringenden Gazetteers von Lewis, über England, Schottland, Irland und Wales; dann für Schottland und Nordengland eine zwar alte, doch äusserst sorgfältig und kritisch bearbeitete Karte: Historical Map of Scotland with the north part of England adapted to the year 1400 and constructed from the most authentic materials attainable by David Macpherson. London 1796; mit sehr speciellem

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Menke, Karl Spruner von Merz u. A.: Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit . Justus Perthes, Gotha 1880, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spruner-Menke_Handatlas_1880_Text.pdf/53&oldid=- (Version vom 28.11.2016)