Sponsel Grünes Gewölbe Band 4/Tafel 8

Tafel 7 Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 4 (1932) von Jean Louis Sponsel
Tafel 8
Tafel 9
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TAFEL 8
ELFENBEINSCHNITZEREIEN
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[56] a) Gruppe zweier Männer: ein Pilger, mit Mantel und Hut, im Kampf mit einem, mit zerlumpten Hosen und Rock bekleideten Leiermann. Der Pilger schlägt mit dem Stab auf jenen ein, der ihn an der Gurgel gefaßt hat, während sein Hund sich in den Mantel des Pilgers verbissen hat; der Hut des Angreifers liegt am Boden. Beide öffnen in wildem Geschrei den Mund. – Auf achteckigem Sockel aus Ebenholz mit Elfenbeineinlagen.

II. 40. „Die Arbeit soll von Albrecht Dürer herrühren“ (!) Wohl niederländisch oder französisch. Ende 17. Jahrhundert.


b) Auf dem Rande eines ovalen, hohlen Sockels Marcus Curtius auf bäumendem Roß, in der Linken den Schild, in der Rechten das Schwert. Die Kandare des Zaumzeugs aus Silber. Aus der Tiefe vorne lodert in fünf Zungen die Flamme auf. – Auf dem oberen Rand des Sockels E L = Egidius Lobenigk, Köln; Hofdrechsler des Kurfürsten August. II. 18.

Im Inventar der Kunstkammer 1610, Fol. 198: „Meister Egidi Löbenigks Dröhlewergk“ nicht genannt.


c) „Contrafektkugel.“ Auf durchbrochenem, von drei Füßen getragenem, rundem und in zwei Absätzen ausgebogtem Sockel eine Gruppe: ein bärtiger, römischer Krieger setzt den linken Fuß auf die Kruppe eines Löwen, der, den linken Vorderfuß auf einer Kugel, sich brüllend streckt; der Krieger trägt auf dem Nacken, von beiden Armen gestützt, eine mit vier runden Öffnungen versehene Kugel. In ihr, von einer ornamental durchbrochenen Kugel umgeben, ein Medaillon mit den Brustbildern Kurfürst Christians II. und seiner Gemahlin Hedwig, auf den Deckeln jeweils das sächsische und das dänische Wappen innen gemalt. – Auf der Kugel sitzt ein nackter Knabe: er hält mit der Linken einen (abgebrochenen) Pokal und bläst in eine Pfeife, die er mit der Rechten an den Mund setzt; seinen Thron bildet ein Totenkopf. Im Boden des Sockels in erhabenen Buchstaben: IACOB ZELLER 1611.

II. 296. Inventar der Kunstkammer 1619, Fol. 216. Meister Jacob Zellers Hofdrechslers gedröhete und geschnittene Sachen, so er in die Churf. S. Kunst-Cammer eingegeben: A. 1 Gedröhete Kugell zwe ineinander, darinnen eine ablengigte Contrafectbüchße und Churfürst Christian der Ander zu Sachssenn sambt Sr. Churf. gn. gemahl in Contrafect geschnitten. Der Figur des Fußes fehlen beide Daumen. Im Fuß die Zeichen K K 1 (Kunst Kammer No. 1).