Sponsel Grünes Gewölbe Band 4/Tafel 59

Tafel 58 Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 4 (1932) von Jean Louis Sponsel
Tafel 59
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TAFEL 59
SCHNITZEREIEN IN HOLZ UND RHINOZEROSHORN
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[158] a) und c) Neger und Negerin. Der nackte Neger, mit Halsband und Ohrringen, die Rechte mit einem Tuch auf dem Rücken, faßt mit der Linken ein Tuch, das unter dem Kompositkapitell auf seinem Kopfe liegt. Die dreieckige Fußplatte wird von silbervergoldeten, mit Smaragden und Rubinen besetzten Eidechsen getragen; das Kapitell ist mit perlmuttergeschnitzten Muscheln und einem Reif von Rubinen und Diamantrosen besetzt; die Oberfläche ist mit einem Bandornament graviert. – Die Figur ist aus Birnbaumholz geschnitzt und schwarz lackiert. VI. 153.

Die Negerin, als Gegenstück, hält die Linke mit dem Tuch an der Hüfte. Haltung und Ausstattung entspricht der des Mannes. VI. 165.

1819 Inventar des Eckkabinetts, Nr. 257 und 285: Ein Mohr von Holz als Gueridon auf dem Kopfe ein silbervergoldetes Kapitäl mit drei Perlmutter-Muscheln … Eine Mohrin, dem vorhergehenden ganz gleich, das Armband an der linken Hand fehlt.

Sponsels Hinweis auf Dinglinger wird weder durch den plastischen Stil der ausgezeichnet durchgearbeiteten Figuren noch durch den der Fassung gestützt. Die letzte scheint eher Augsburger Arbeit zu sein. Die Figuren finden in Elfenbeinschnitzereien aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts Parallelen.


c) Karyatide. Die, aus Rhinozeroshorn geschnitzte Halbfigur faßt mit seitwärts geneigtem Haupte ein über den Scheitel fallendes Tuch, das als Unterlage einer großen Muschel dient. An ihrer Rückseite eine gehörnte Maske. Der reiche Schmuck der Figur, Gürtel, Hals- und Armbänder, über das Tuch gestreute Steine und Blüten, Gold und Silber, mit Dimantrosen besetzt. Ebenso auch die Fassung des Schaftes, die in rotemaillierten Lambrequins gipfelt; in der Mitte vier Emailmedaillons: 1. Ein Arm mit einem Szepter und der Inschrift: Providus et auxiliaris; 2. (r.) Eine gestürzte Pyramide: In honorem. 3. Ein Löwe, den Hals von einer Schlange umwunden: Fortis et prudens. 4. Ein an einem Pfosten aufgehängter Kranz: Victori. – Auf dem achtseitig geschweiften, mit diamantbesetztem, silbernen Zierwerk bedeckten silbervergoldeten Sockel vier weitere Emailmedaillons, mit Szenen aus der Argonautensage. 1. Das Schiff: Argonautorum expeditio. 2. Jason raubt das Vlies: Jason occupat vellus. 3. Phrixus überfliegt das Meer auf dem Widder, Helle ertrinkt: Phryxus et Helle. 4. Pelias entläßt Jason: Pelias mandat Jasoni.

Auf der Rückseite der Muschel eine Kartusche, wie die übrigen Schmuckteile dekoriert, mit einem Emailmedaillon: Jason und Medea als Halbfiguren. Auf der zu einer kleineren Schale geneigten Schnecke ein goldner, grünblau emaillierter und mit Diamanten besetzter Drache, im Schnabel das Kleinod des dänischen Elefantenordens, ein Elefant aus einer Barockperle, einen Turm auf dem Rücken.

VI. 119. – 1733 Inventar des Pretiosenzimmers Nr. 446, S. 691: Ein Trinkgeschirr in Form einer Muschel von Rhinozeros, worauf ein goldner grüner emaillierter Drache sitzet, so im Schnabel den Elephanten-Orden hält, hinten an dieser Muschel ist ein golden Schild mit einer runden gemahlt emaillirten Platte, den Mars und die Venus vorstellend. Der Fuß von Rhinoceros als eine Terme geschnitten, in diesem Fuße befinden sich unten acht emaillierte Devisen und ist dieses Geschirr hin und wieder mit vielen kleinen Diamantgen carnisiret. Von Dinglingern.

Nach Sponsel a. a. O., S. 14 am 28. September 1717 von Dinglinger an August den Starken „für das Pretiosenkabinett zu Dero eigenen hohen Händer“ für 3500 Thlr geliefert.