Sponsel Grünes Gewölbe Band 2/Tafel 68

Tafel 67 Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 2 (1928) von Jean Louis Sponsel
Tafel 68
Tafel 69
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TAFEL 68
DAS GOLDENE KAFFEEGESCHIRR
VON MELCHIOR DINGLINGER 1710 ABGELIEFERT
IN 45 GERÄTEN ZU EINEM TAFELAUFSATZ AUFGEBAUT
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[Ξ] Das goldene Kaffeegeschirr von Melchior Dinglinger ist als Tafelaufsatz auf einem Gestell von vergoldetem Silber aufgestellt, das in pyramidaler Gestalt sich in drei Zonen von der unteren Platte von annähernd rechteckig bewegter Form auf 10 Füßen zu einer mittleren länglich sechseckigen Platte, die als Servierbrett abhebbar ist, entwickelt, von der auf sechs viereckigen Sockeln geschweift zur Mitte aufsteigende Voluten als die oberste Zone einen verjüngt ansteigenden ovalen Sockel tragen, auf der als Krönung des Ganzen die Kaffeekanne steht.

Die unterste Platte ist auf einer in der Farbe von Lapislazuli lackierten Holzplatte eingesetzt und mittels blauer Stahlklammern befestigt. Sie ist in der Mitte in länglichem Sechseck durchbrochen und hat hier einen von Spiegelwänden umkleideten Raum, in dem eine chinesische Teegesellschaft aus holzgeschnitzten Figürchen sitzt. Dieser Raum wird nach außen von der unter dem sechseckigen Servierbrett der mittleren Zone ansteigenden [286] Stufe der untersten Platte verdeckt. Diese Stufe ist obenauf mit ausgesägtem Bandwerk und nach vorn mit gravierten Gehängen verziert, wogegen der niedrigere breitere Teil der Platte, der ringsum zur Aufstellung von Gefäßen dient, glatt gelassen ist.

Den auf der Stufe auf Kugeln stehenden zehn geschweift ansteigenden Füßen sind unten große Chrysolithe aufgesetzt. Sie sind untereinander durch Gehänge verbunden, auf denen mit Diamanten ausgefaßte Blumengebinde sitzen, in deren Mitte je ein Smaragd.

Das auf den 10 Füßen stehende Servierbrett der mittleren Zone ist in der Mitte mit einem ovalen mit Spiegelscheibe besetzten Feld durchbrochen. Ringsum ist es obenauf mit glattem Bandwerk auf schraffiertem Grund graviert. Es hat einen erhöhten gewölbt abfallenden Rand, der mit aufgelegtem weißsilbernen Bandwerk verziert ist, das mit Diamanten, Smaragden und Rubinen besetzt und von gegossenen vergoldeten Satyrmasken unterbrochen wird. Außerdem liegen über den sechs Ecken kleinere Gehänge, die wieder silbernen Blumenbesatz mit Diamanten haben. An beiden Längsseiten hängt eine größere Schabracke über den Rand herab, die in der Mitte gleichartigen weißsilbernen Besatzes ein ovales rot emailliertes Schild trägt, auf der das gekrönte Monogramm AR steht. In den Diagonalen dieses Servierbretts stehen vier größere viereckige vorn geschweifte Sockel mit graviertem poliertem Bandwerk auf mattem Grund, in dessen Mitte auf jeder Seite ein Türkis sitzt; inmitten der Längsseiten je ein kleinerer solcher Sockel. Von jedem der Sockel steigt ein hinter dem Sockel zu einer Schnecke zusammengerolltes Band zu der verjüngten ovalen obersten Zone empor. Das Band ist in den Diagonalen mit auf glattpoliertem Grund aufgelegtem ausgesägten Bandwerk verziert, das Band in der Längsseite ist mit Ranken belegt. In den Diagonalen sitzen auf den Schnecken der Bänder und an diese angelehnt die größeren Elfenbeinfiguren der vier Elemente, an den Längsseiten kniet darauf gleichfalls aus Elfenbein geschnitzt je ein Putto als Träger einer ovalen Platte, worauf je eine ovale Dose gesetzt ist. Zwischen den sechs rechteckigen Sockeln stehen sechs runde Platten auf in geschweifter Hohlkehle aufsteigendem glatten Fuß. Darauf stehen sechs Tassen. An jeder Schmalseite sind über dem Servierbrett je zwei Ranken von den Bändern aus im Bogen nach vorn emporgeführt und zur Stütze eines becherförmig nach oben erweiterten Sockels vereinigt. Der obere Rand dieser Sockel ist mit einem Kranz von Gehängen versehen, worauf Smaragden sitzen. Die hoch und frei stehenden Sockel tragen an jeder Schmalseite eine pokalartig gestaltete Teebüchse, die über den obersten Sockel des Gestells hinausragt und sich mit der obenaufstehenden Kanne zu der prunkvollsten Gruppe vereinigt. Die zur obersten Zone emporgeschweiften Bänder sind oben miteinander durch gitterartig durchbrochene Felder verbunden, die vorhangartig den oberen Teil des Raums zwischen der mittleren und der obersten Zone im Oval abschließen. An den Längsseiten haben diese am Saum zwei vorgeschobene Teller, auf denen kleine goldene Becherchen stehen, darunter hängen Reifen mit kleinen bunten Papageien, an den Schmalseiten Schaukeln mit Affen.

An dem Servierbrett sind an den Schmalseiten Griffe aus gebläutem Stahl, mit goldenen Festons verziert, angesetzt. An den über diesem ovalen Schaft verjüngt ansteigenden Sockel sind die vier verkröpften Bänder fortgeführt, sie sind verziert mit aufgesetzten Frauenbüsten und Ranken. Die vier geschweiften Felder sind mit mattem auf polierter Fläche aufgelegten Bandwerk verziert und davon an den Breitseiten ovale glatte Felder ausgespart. Der Sockel hat außerdem oben und unten einen Saum von Gehängen, die mit Diamanten, Rubinen und Smaragden besetzt sind. Das Gestell ist mit allen seinen 45 Gefäßen im ganzen nach Dinglingers Rechnung mit mehr denn 5600 Diamanten und Farbsteinen besetzt.

Auf dem Rand der Platte der untersten Zone stehen ringsum folgende Geräte: Auf den vier Ecken: Vier silbervergoldete Schalen mit elfenbeinernen, von je zwei Figuren flankierten und einem Tier gekrönten, mit Gold, Silber und Diamanten geschmückten Rückenlehnen. Darauf liegen vier goldene Kaffeelöffel.

An den Längsseiten: Je zwei Bergkristallfläschchen, in Pilgerflaschenform, in goldener mit Email und Diamanten geschmückter Fassung. – Zwischen beiden je eine emaillierte Vase mit Diamanten geschmückt, mit Glasblumen und auf Glassockel.

An den Schmalseiten: Je eine ovale Zuckerdose aus vergoldetem Silber. (Abb. auf Tafel 70.) – Neben der Zuckerdose: Je zwei goldene, grün und weiß, bzw. blau und weiß emaillierte Flakons in Vasenform mit Schraubverschlüssen.

Vor dem Holzuntersatz der untersten Zone stehen an den vier Ecken: Vier Kredenzteller mit eingravierten Darstellungen der vier Elemente in ovalen Feldern, der geschweifte Rand mit Diamantrosen besetzt.