Sponsel Grünes Gewölbe Band 1/Tafel 70

Tafel 69 Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 1 (1925) von Jean Louis Sponsel
Tafel 70
Verzeichnis aller im Text erwähnten Personen
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TAFEL 70
1. KOKOSNUSSPOKAL
MIT GESCHNITZTER SCHALE MIT AMOR ALS KRÖNUNG
WOHL NÜRNBERGER ARBEIT VOM ENDE
DES 16. JAHRHUNDERTS
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2. KOKOSNUSSPOKAL
MIT SZENEN VOM VERLORENEN SOHN GESCHNITZT
WOHL DEUTSCHE ARBEIT DER 2. HÄLFTE
DES 16. JAHRHUNDERTS
*
KOKOSNUSSPOKAL
MIT SZENEN VOM TOD NABOTHS GESCHNITZT
AMSTERDAMER ARBEIT DER MITTE
DES 16. JAHRHUNDERTS
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[214] Links: Kokosnußpokal von einem kauernden Jüngling aus Silber getragen, auf silbervergoldetem mit Knorpelornament getriebenen Sockel. Auf dem Deckel ein silberner Amor. Die von drei glatten Schienen eingefaßte Nuß ist mit drei Szenen aus dem Indianerleben in Relief geschnitzt. Ohne Marken. Vielleicht eine Arbeit des Nürnberger Meisters F. Hillebrand (Meister 1580, † 1608). Anfang 17. Jhdt. (H. 35 – IV. 325.)


Mitte: Kokosnußpokal in silbervergoldeter Fassung. Entsprechend den drei Schienen der Fassung ist die Kokosnuß mit drei Szenen aus der Geschichte des verlorenen Sohnes in Relief geschnitzt. Der hohe Fuß hat als Schaft eine Vase mit drei Bügeln und einem dreipassigen Reifen, darüber eine getriebene Schale mit drei vorstehenden Köpfen. Der Sockel ist durch eine Einschnürung in zwei gewölbte Zonen zerlegt, deren obere in hohem Relief getriebene Zierschilder mit Masken, die untere Akanthusranken enthält. Der Deckel hat die gleiche Randverzierung. Im Innern der Nuß eine vergoldete Medaille mit dem Profilbildnis Christi, Gesicht und Hals in Silber, und mit der gravierten Inschrift: ego sum Ihesus Α et Ω. Ohne Marken. Wohl Nürnberger Arbeit. Mitte 16. Jhdt. (H. 28 – IV. 330.)


Rechts: Kokosnußpokal in vergoldeter Silberfassung mit Deckel. Die durch drei Schienen in Hermenform gefaßte Kokosnuß hat drei entsprechende Felder mit figuraler Schnitzerei, darauf ist die Steinigung Naboths des Israeliten dargestellt, dann der Tod des Königs Joram, des Sohnes von Ahab, des Urhebers jener Steinigung, auf dem Acker Naboths, durch Jehu, endlich der Tod der Königin Isabel auf Geheiß Jehus, des Rächers von Naboth. Der Schaft und die Krönung des Deckels sind übereinstimmend durch eine Vase auf Sockel gebildet und reich mit Reliefschmuck ausgestattet. Auf Deckel und Sockel je drei gelagerte antike Götter in Landschaften ziseliert. Auf der Spitze eine weibliche Gestalt mit Lanze. – Am Rand die Beschaumarke von Amsterdam aus der Mitte des 16. Jhdts., R. 4719, der Jahresbuchstabe D und eine unbekannte Meistermarke. Unten im Sockel eingraviert ein bärtiges Brustbildnis mit Hut und Lorbeerkranz. (H. 35 – VII. 13).