Spiritus aus vorweltlichen Stoffen

Textdaten
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Titel: Spiritus aus vorweltlichen Stoffen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 725, 740
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
J. Mathëus: Ueber die Gewinnung von Spiritus aus Torf, in: Polytechnisches Journal, 1893, Band 287, S. 91–92. Dingler Online
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[740] Spiritus aus vorweltlichen Stoffen. Daß man aus Holz Zucker und aus diesem wieder Spiritus herstellen kann, ist den Chemikern schon lange bekannt. Man hat nur das fein zerkleinerte Holz mit Schwefelsäure zu behandeln, dann bildet sich der Zucker, und diesen durch Gärung in Alkohol zu verwandeln, ist leicht. In der That hat man auch eine solche Fabrikation im großen einzuführen gesucht; sie ist jedoch an den hohen Kosten gescheitert. Insbesondere ist die Zerkleinerung des Holzes mit einem zu großen Kraft- und Geldaufwand verbunden. Auch ist das Kochen des Holzstoffes mit Schwefelsäure, was unter künstlichem Druck geschehen muß, ziemlich teuer. Kurz, die Sache ging technisch wohl, war aber wirtschaftlich nicht lohnend.

Neuerdings hat nun ein Chemiker sich ein Verfahren patentieren lassen, nach welchem das Holz durch Torf ersetzt wird. Der Torf besteht bekanntlich aus untergegangenen Pflanzen, die zum größeren Teile gewachsen sind, bevor der Mensch in die Schöpfung eintrat. Durch Naturereignisse wurden diese Pflanzen bedeckt und vermoderten allmählich zu Torf. Das Verfahren der Gewinnung des Spiritus aus Torf vermeidet also in erster Linie die Zerkleinerungskosten und scheint der Gewinnung des Spiritus aus der Kartoffel ernstlich an die Seite treten zu wollen. Der Torf hat nämlich eine niedrige Zersetzungstemperatur und kann bei einem Druck von etwa zwei Atmosphären gekocht werden (Holzstoff erfordert nahezu fünf Atmosphären); außerdem ist er als Rohstoff sehr billig. Auf Einzelheiten können wir hier nicht näher eingehen, aber bemerkenswert ist das Endergebnis, nach welchem aus 1000 Kilo trockenen Torfes annähernd soviel Alkohol gewonnen wird wie aus 500 Kilo bester Kartoffeln.

Hoffentlich ist dieser vorweltliche Spiritus so gut abgelagert, daß er weder dem Trinkenden noch den Kartoffelspiritusfabrikanten Kopfschmerzen machen wird.