Spielzeugverkäufer in Berlin

Textdaten
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Titel: Spielzeugverkäufer in Berlin
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aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 873, 895
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[873]

Spielzeugverkäufer.
Skizze aus dem Berliner Straßenleben von W. Zehme.

[895] Spielzeughändler in Berlin. (Zu dem Bilde S. 873.) Wir schlendern die Friedrichstraße entlang. Es geht langsam vorwärts, denn ein breiter Menschenstrom bewegt sich vor uns, und an allen Straßenkreuzungen staut sich die wandelnde Menge zu Seiten der mit lautem „He!“-Rufe ab- und zujagenden Droschken oder der klingelnden Pferdebahnen. Der ganze Straßenzug ist eine ununterbrochene Folge von glänzend erhellten Schaufenstern, in denen die schönsten Ausstellungen zur Bewunderung und zum Kaufe laden. An den Fenstern der Juweliere, der Mark- und Dreimarkbazare, der Spielwarenhandlnngen drängen sich größere Gruppen; sie bewundern die kostbaren Dinge, die prächtigen Puppen von der Größe sechsjähriger Mädchen in eleganten Toiletten, das Spielzeug für die verwöhnten Kinder der Reichsten. Da erschallen plötzlich hinter uns von dem asphaltierten Straßendamm her, aus einer dichten Gruppe von Neugierigen heraus, die echten unverfälschten Berliner Laute: „Altersversorgungsmaus, ufjefunden in die Pyramiden vont Ejipten!“ Es ist ein Mann mit einem viereckigen, brettartigen, an einem Bande um die Schulter gehängten Kasten, der sein Spielzeug anpreist. Zwischen dem Ausrufer und dem Rande des Bürgersteigs, auf dem sich die neugierigen Zuschauer gestaut haben, läuft irgend etwas auf dem glatten Boden im Kreise herum: eine Maus, die der Händler am Faden hält – die „Altersversorgungsmaus“! Der Witz stammt aus der Zeit der Einführung des Altersversicherungsgesetzes, er zieht noch heute oder ist wenigstens von den Ausrufern noch durch keinen neueren und zeitgemäßeren ersetzt worden. Aber man kann nicht wissen, ob der Berliner Straßenwitz nicht über Nacht ein neues Schlagwort erfindet. Der Maus selbst haben sich inzwischen die verschiedensten anderen krabbelnden Dingerchen zugesellt, ohne jene doch ganz zu verdrängen. Die Mechanik dieser laufenden Mäuse ist die denkbar einfachste. In dem hohlen Blechkörper liegt eine Drahtwelle mit zwei Rädern, auf die Welle ist ein Faden gewickelt, den man herunterschnurren läßt; dadurch läuft die Maus ängstlich im Kreise umher und sieht sehr lebenswahr aus.

Auf derselben einfachen Vorrichtung beruhen auch kompliziertere Gestalten: Krokodile, die beim Laufen auch noch den Schuppenschwanz heben und senken, große Fliegen, die ihre sechs Beine bewegen, als ob sie wirklich daherkrabbelten; trippelnde Damen mit Sonnenschirmen. Sehr lustig war der Dienstmann, der seinen Karren schob und die Beine gar drollig steif eins vors andere setzte. Jede Woche bringt etwas „Neues“, aber dazwischen erhält sich immer noch das graue oder weiße Blechmäuslein, das nur einen Groschen kostet: die „Altersversorgungsmaus“.