Sommerlied (Hebel, 1834)
Siehe auch: Sommerlied (1811) |
Blaue Berge!
Von den Bergen strömt das Leben.
Reine Luft für Mensch und Vieh;
Wasserbrünnlein spat und früh
Frische Matten!
Grüner Klee und Dolden schießen;
An der Schmehle schlank und fein
Glänzt der Thau wie Edelstein,
Schlanke Bäume!
Muntrer Vögel Melodeien
Tönen im belaubten Reiß,
Singen laut des Schöpfers Preiß.
Grüne Saaten!
Aus dem zarten Blatt enthüllt sich
Halm und Aehre schwanket schön,
Wenn die milden Lüfte wehn
An dem Himmel
Strahlt die Sonn’ im Brautgeschmeide;
Weiße Wölklein steigen auf,
Ziehn dahin im stillen Lauf;
Herzensfrieden,
Woll’ ihn Gott uns allen geben!
O dann ist die Erde schön.
In den Gründen, auf den Höhn
Schwarze Wetter
Ueberziehn den Himmelsbogen,
Und der Vogel singt nicht mehr.
Winde brausen hin und her,
Rothe Blitze
Zucken hin und zucken wieder,
Leuchten über Wald und Flur.
Bange harrt die Kreatur.
Gut Gewissen,
Wer es hat, und wer’s bewachet,
In den Blitz vom Weltgericht
Schaut er, und erbebet nicht,