Textdaten
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Autor: Theodor Fontane
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Titel: Sir Patrick Spens
Untertitel:
aus: Gedichte, Seite 389–390
Herausgeber:
Auflage: 10. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
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Erscheinungsort: Stuttgart und Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[389]
Sir Patrick Spens.


     Der König sitzt in Dumferlin-Schloß,
Er trinkt blutrothen Wein;
„Wer ist mein bester Segler?
Er muß in See hinein.“

5
     Sprach da ein schottischer Ritter:

(Er stand an des Königs Seit’)
„Der beste, das ist Sir Patrick
Im Lande weit und breit.“

     Der König schrieb einen offenen Brief,

10
Einen Brief mit eigner Hand; –

Sir Patrick schritt am Meere
Hin über den knirschenden Sand.

     Er sah auf die erste Zeile
Und lachte, als er sie sah,

15
Er las die zweite Zeile,

Nicht weiter las er da.

     Sein Auge stund in Thränen:
„Wem that ich also weh,
Zu schicken in dieser Sturmzeit

20
Mich über die weiße See?


     Zu Schiff nun, liebe Mannen,
Wir segeln vor Tagesschein.“
Da sprach ein alter Matrose:
„Sir Patrick, das kann nicht sein.

[390]
25
     Ich hört’ in meiner Koje

Die Windsbraut wie sie gelacht,
Und der neue Mond hielt den alten
Im Arme die letzte Nacht.“

 * * *

     Es kam der nächste Morgen,

30
Sie gingen alle an Bord,

Sir Patrick und die Seinen
Und mancher schottische Lord.

     Im Winde flaggten die Wimpel,
Hoch tanzten Schiff und Fluth; –

35
Drei Tage, da schwamm auf dem Meere

Nur noch ein bebänderter Hut.

 * * *

     Nun sitzen viel schöne Frauen
Mit ihren Fächern am Strand,
Und warten auf Sir Patrick

40
Und daß er steig’ an Land.


     Alle tragen sie Kämme mit Goldschmuck
Und blicken hinaus aufs Meer,
Doch sie erharren keinen
Und sehen keinen mehr.

45
     Fünfzig Faden tief und tiefer,

Da pflegen sie all der Ruh:
Sir Patrick und die Seinen
Und die schottischen Lords dazu.