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Titel: Sir Moses Montefiore
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aus: Die Gartenlaube, Heft 46, S. 764
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[764] Sir Moses Montefiore. Am 24. October vollendete in London ein würdiger Greis sein hundertstes Lebensjahr, wozu ihm aus Nah und Fern zahllose Glückwünsche dargebracht wurden. Sie galten alle dem Manne, der sein vielbewegtes Leben den reinen Aufgaben der Menschenliebe geopfert, dem ehemaligen Banquier Sir Moses Montefiore. In verhältnißmäßig frühem Lebensalter hatte er sich als Makler an der Londoner Börse ein ansehnliches Vermögen erworben, trat später als Theilhaber in das Rothschild’sche Haus ein und arbeitete hier mit solchem Glück, daß er sich als angehender Vierziger in’s Privatleben zurückziehen und fast ausschließlich seinen philanthropischen Neigungen widmen konnte. Er trat zunächst für die Emancipation der Juden in England ein und suchte später die Lage seiner Glaubensgenossen in fremden Ländern günstiger zu gestalten. Er ist zu diesem Zwecke mehrmals in Palästina gewesen, wo er Grund und Boden für die dortigen Israeliten erwarb und gewerbliche Unternehmungen und Armenhäuser in’s Leben rief. Im Jahre 1840 bereiste er Russisch-Polen, um die Lage seiner Glaubensgenossen daselbst kennen zu lernen und Kaiser Nicolaus Reformvorschläge zu unterbreiten. 1863 ging er nach Marokko, wo gerade eine grausame Judenverfolgung losbrach, und erwirkte von dem dortigen Sultan einen Ferman, durch den Juden wie Christen vor Gewaltthätigkeiten gesichert werden sollten. Nicht minder energisch trat er gegen die Judenverfolgung in Rumänien im Jahre 1867 auf. Außerdem war er einer der größten Wohlthäter Londons, der sich für jüdische wie christliche Schulen und Armenhäuser unvergängliche Verdienste erworben.

Schon im Jahre 1837 wurde Montefiore von der Königin zum Ritter ernannt und bekleidete viele angesehene Stellungen. Nun hat er das Patriarchenalter erreicht, hochgeehrt und geliebt von Allen, die ein Herz haben für die leidende Menschheit, und kann mit innerer Befriedigung auf sein Schaffen und Wirken zurückblicken, das stets von dem Geiste reiner Humanität durchdrungen war.