Siegwart, als Mönch, im Klostergarten

Textdaten
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Autor: Johann Baptist von Alxinger
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Titel: Siegwart, als Mönch, im Klostergarten
Untertitel:
aus: Gedichte S. 94–96
Herausgeber: Friedrich Just Riedel
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1780
Verlag: Johann Jacob Gebauer
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Erscheinungsort: Halle
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[94]
Siegwart, als Mönch, im Klostergarten.


Hier, wo diese melanchol’sche Quelle
Sanft mir, wie ein Schauder Gottes, rauscht,
Hier sitz’ ich, der eine kleine Zelle
Für die Erdefreuden eingetauscht.

5
Sitz’ auf diesen monderhellten Steinen,

Wollte gern betäuben die Natur;
Wollte meinen Jammer gern verweinen,
Und verwein’ ihn mit dem Leben nur.

     Jetzt, da über dem beschornen Haupte

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Mir der Mond in reinem Silber steht,

Hecken, die der Frühling neu belaubte,
Leis’ ein kühler Abendwind umweht:
Bluten wieder alle meine Wunden,
Denk’ ich mein auf stets verlornes Glück,

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Diese liebetrunknen Abendstunden,

Ach, sie kehren nimmermehr zurück!

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     Als mein Mund auf ihren Mund sich prägte,

Als ich unsers Thomas Hause nah,
Ihr ein Würmchen auf den Strohhut legte,

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Das ich durch die Nacht her glänzen sah.

Doch, Gedanke, soll ich dich verbannen
Weg von diesem härnen Büsserkleid?
Nein, durchs Engelbild von Mariannen
Würde selbst kein Heiliger entweiht.

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     Welch ein Anblick! diese blaue Ferne

Theilet sich, sie kömmt, sie kömmt hervor:
Ja sie ists! verdunkelnd Mond und Sterne,
Wallt ihr helles Silberkleid empor.
Ueberschleyert, von der Gottheit Strahle

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Angeschienen, glänzt ihr Angesicht:

Roth die Wange, selbst die Wundenmahle
Meines Stifters blühen röther nicht.

     Engel Gottes, und o auch der meine,
Sieh, dein armer Siegwart schmachtet hier,

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Horch’, es gilt sein klägliches Geweine

Unter allen Heiligen nur dir!

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     Ha! du zeigst mir deine goldne Krone,

Die so schwer von dir erkämpfet ward,
Also strahlt auch die an Gottes Throne,

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Welche meiner nicht mehr lange harrt.


     Liebreich, segnend blickst du auf mich nieder,
Ladest mich aufs trunkne Wiedersehn.
Freust dich schon auf meine hohen Lieder,
Wenn wir an des Lammes Seite stehn.

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Und, o du für mich Gewürgter, wende

Her dein Antlitz, Bruder, Mensch und Gott!
Sieh, ich falte dir die welken Hände,
Meine ganze Seele lechzt nach Tod.