Klagelied eines unglücklichen Weibes

Textdaten
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Autor: Johann Baptist von Alxinger
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Titel: Klagelied eines unglücklichen Weibes
Untertitel:
aus: Gedichte S. 91–93
Herausgeber: Friedrich Just Riedel
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1780
Verlag: Johann Jacob Gebauer
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Erscheinungsort: Halle
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[91]
Klagelied eines unglücklichen Weibes.


Unterdeß in öder Kammer,
Von dem Gram das Herz zernagt,
Deine Gattin ihren Jammer
Nur dem Kruzifixe klagt;

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Unterdeß zu ihren Füssen

Sorgenlos dein Söhnchen spielt,
Und sie bey des Kindes Küssen
Doppelt all ihr Elend fühlt:

     Sitzest du im Kreis der Zecher,

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Und, entheiligend den Wein,

Trinkst du aus dem vollen Becher
Deinen frühen Tod hinein.
Denkst nicht, daß ich Arme weine,
Nah gerücket an die Gruft;

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Denkst nicht, daß dich dieser Kleine

Mit dem süßsten Namen ruft.

[92]
     Deine vormals edle Stirne

Schändet nun ein Myrtenkranz;
Weh mir! eine feile Dirne

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Reisset dich zum Reihentanz:

Und dein Aug! – dies wilde Feuer
Ach, es ist der Liebe Tod!
Laßt ihn, laßt ihn, Ungeheuer!
Und erbarmt euch meiner Noth!

25
     Seht! er hat in diesem Bette

Meinen ersten Kuß geraubt,
Und wie brünstig! o ich hätte
Keinem Engel es geglaubt,
Daß er je für Metzen brennen,

30
Daß der Unmensch an das Grab

Jemals die soll schleppen können,
Die ihr ganzes Herz ihm gab.

     Doch, was ächz’ ich, Thörin, weiter!
Aechze so nur in den Wind!

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Du nur lächle nicht so heiter,

Lächle nicht mehr, Herzenskind!

[93]
Einst, weh mir! wirst du mir fluchen

In dem Drange deiner Noth
Und an fremden Thüren suchen

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Ein verschimmelt Stückchen Brod.


     Denn verpraßt hat er mein Habe,
Und geplünderet mein Haus,
Brautgeschenke, Morgengabe,
Alles lockt’ er mir heraus.

45
Ringen muß ich denn die Hände,

Nur zu dir, Unendlicher!
Denn des Elends ist kein Ende,
Keine Hülf’ hienieden mehr.

     Laß das Herz des Kindes stocken

50
Fest an meines noch gedrückt;

Gieb, daß diese blonden Locken
Bald ein Todtenkränzchen schmückt,
Daß aus meinem Jammersohne
Bald ein Engel Gottes wird,

55
Der auch mich zu deinem Throne

Aus dem Zährenthale führt.