Siegel & Haase in Grünhainichen, Papier- und Holzstofffabriken und Schneidemühle

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Titel: Siegel & Haase in Grünhainichen, Papier- und Holzstofffabriken und Schneidemühle
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Siegel & Haase in Grünhainichen,
Papier- und Holzstofffabriken und Schneidemühle.


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Siegel & Haase in Grünhainichen,
Papier- und Holzstofffabriken und Schneidemühle.

Wer jemals das Erzgebirge durchwanderte, kennt gewiß auch das romantische Flöhathal mit seinen herrlichen, schattigen Waldungen und seinem lustig dahinschäumenden Wildbach. An den mannigfaltigen Naturschönheiten dieses prächtigen Fleckes unserer vaterländischen Erde erfreut sich der Maler oder der Bergtourist, der, müßig das Thal durchpilgernd, seinen Holz- und Wasserreichtum bewundert. Was dem fremden Besucher aber nur Vergnügen gewährt, das hat der regsame Geist der Thalbewohner nach besten Kräften zu praktischen Zwecken auszunützen gesucht, und indem er sich die Kräfte der Natur und die Schätze des Waldes dienstbar machte, schuf er eine Quelle des Segens und des Wohlstandes für die ganze Gegend.

Wenn man heute mit dem Eisenbahnzuge das Thal durcheilt, erblickt man zu beiden Seiten des Bahnkörpers, bei den Ortschaften Grünhainichen, Borstendorf, Marbach und Leubsdorf, eine Reihe höchst romantisch gelegener Mühlenwerke, deren nimmer ruhende Regsamkeit die stille Gegend angenehm belebt. Es sind das die sämtlichen Etablissements, die Papier- und Holzstofffabriken und Schneidemühle der Firma Siegel & Haase in Grünhainichen, auf deren Thätigkeit und Geschichte wir nunmehr einen Blick werfen wollen.

Alle Anlagen und Werke der Firma sind in dem kurzen Zeitraum von nur zehn Jahren geschaffen worden.

Es war im Jahre 1880, als die Herren Friedrich Otto Siegel und Carl Friedrich Haase den Grund zu ihrer heutigen Firma legten. Die zwanzigjährigen reichen Erfahrungen, die ihnen als den Leitern der F. W. Strobel’schen Maschinen-, Papier- und Holzstoff-Fabriken zur Verfügung standen, ließen in dem genannten Jahre den Entschluß in ihnen reifen, gemeinschaftlich eine Holzstoff-Fabrik zu erbauen. Zu diesem Zwecke wurden zwei ihnen bekannte Wasserkräfte an der Flöha, und zwar eine auf der Grünhainichener, die andere auf der Marbacher Flur käuflich erworben. Das auf letzterer Flur gelegene Gefälle wurde zuerst und zwar mit 450 Pferdekräften ausgenützt, so daß die betreffende Fabrik bereits im Jahre 1881 in Betrieb kam.

Einerseits der flotte Absatz, den der von der Fabrik erzeugte vorzügliche Stoff überall fand, andererseits das Verlangen der beiden rührigen Leiter der Firma, ihre Thätigkeit weiter auszudehnen, veranlaßten sie, die ihnen noch in demselben Jahr angebotene Spinnerei in Borstendorf ebenfalls käuflich zu erwerben und die vorhandenen Baulichkeiten für die Holzstoff-Erzeugung einzurichten. Zu diesem Zwecke wurde das vorhandene Wasserrad, das dem bisherigen Betrieb gedient hatte, entfernt und durch zwei Turbinen von 190 Pferdekräften ersetzt.

Nachdem auch dieser Bau vollendet war, wurde im Jahre 1884 eine vierte auf der Leubsdorfer Flur gelegene und an die Marbacher Fabrik angrenzende Wasserkraft samt Mahlmühle, der sogenannten Priemsmühle, käuflich erworben.

Leider starb am 3. Februar 1886 der Mitbegründer und Mitinhaber der Firma, Herr Friedrich Otto Siegel, und führt seitdem Herr Carl Friedrich Haase das Geschäft unter Beibehaltung der alten Firma als alleiniger Inhaber weiter.

[Ξ] Noch in demselben Jahre baute dieser, um die neu erworbene Kraft nutzbar zu machen, eine gleiche Fabrik mit 180 Pferdekräften und brachte sie im Frühjahr 1887 in Betrieb.

Die sich mit dem allmählichen Anwachsen der Werke und den neuen Betrieben stetig mehrende Erzeugung von Holzstoff, ließ ein einigermaßen sicheres Absatzgebiet wünschenswert erscheinen. Deshalb wurde der Holzstofffabrik in Borstendorf im Jahre 1889 eine Papierfabrik angebaut. Um diese Erweiterung des Betriebes möglich zu machen, mußte eine angrenzende Schneidemühle erworben werden. Diese neue Fabrik, die sich hauptsächlich mit Erzeugung von Holzkartons befaßt, kam im Jahre 1890 in Gang.

Im selben Jahre wurde noch die Erbauung einer vierten Holzstofffabrik ins Auge gefaßt, und sollte zu deren Betrieb die von der Firma früher erworbene, bis dahin aber noch unausgenützte Wasserkraft auf der Grünhainichener Flur herbeigezogen werden. Die Errichtung dieses neuen Werkes wurde energisch in die Hand genommen, so daß die Grünhainichener Fabrik noch vor Ablauf des Jahres ihre Thätigkeit beginnen konnte. Sie arbeitet mit 140 Pferdekräften.

Inzwischen bot sich Gelegenheit, unterhalb der Leubsdorfer Fabrik noch eine fünfte Wasserkraft von ca. 200 Pferdekräften zu erwerben, welche später einmal Verwendung finden kann. So befinden sich, einer Kette gleichend, sämtliche Werke hintereinander auf einer Strecke von 3 Kilometer im Besitze der Firma Siegel & Haase.

Sämtliche Maschinen, nämlich 8 Turbinen, 20 Schleifapparate, 10 Pappenmaschinen etc. etc. von der Firma F. W. Strobel in Chemnitz geliefert und arbeiten vorzüglich.

Mit dem wachsenden Betrieb mehrte sich im Laufe der Jahre natürlich auch die Zahl der Arbeiter, die sich von ursprünglich 15 allmählich auf mehr als 100 erhöht hat.

Die Geschichte des Heranwachsens und Emporblühens der Firma Siegel & Haase in Grünhainichen zeigt uns, wie der regsame Geist unseres Jahrhunderts auch die stillen Gebirgsthäler erfaßt und sie hineinzieht in den Zauberkreis des modernen Gewerbefleißes, die Schätze der heimatlichen Erde erschließend und die Kräfte der Natur ausnützend zum Segen der Gesamtheit! –