Shakespeare an einen deutschen Fürsten
Du liebst die Kunst, und ziehst ihr friedlich Walten,
Ihr Auferbaun dem Lärm der Schlachten vor;
Die Schönheit und das Ebenmaaß der Alten,
Wie meines Geist’s lebendige Gestalten –
Setz’ ein in alte, wohlverdiente Rechte
Die Dichterfürsten der Vergangenheit,
Doch zwiefach schaff’ dem heutigen Geschlechte
Und seinen Dichtern, Fürst, Gerechtigkeit.
All’ ihr Gesetz ist Schönheit und Natur;
Das Schwert des Zornes und des Witzes Nessel
Entreiß ihr nicht, es braut ihr Zauberkessel
Am Freiheitsfeuer Zaubertränke nur;
Elisabeth, auf Deiner Väter Thron;
Wer aber zahlt dem tückischen Verräther,
Der Kronen trägt, auch heut noch seinen Lohn?
Wohlan denn Fürst, sei Du der Kunst Erretter,
Frei sei der Dichter und die Welt der Bretter,
Ob immer auch ein throngeborner Vetter
Als Richard Gloster auf die Bühne tritt.
Du liebst die Kunst; was Licht und Sonnenschimmer
Doch wie die Blume, Fürst, im Erdreich immer,
So wurzelt in der Freiheit alle Kunst.