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Zwei Feine Gleichnisse von der Weisheit dieser Zeiten zu Nutz und Frommen des lieben Christenvolkes mit einer Vorrede und Randglossen versehen

 Säculum.
An Himmelreich und Ewigkeit
Zu denken hab ich keine Zeit;** Verstehe: Das 19. Jahrh. hat höhere Aufgaben: Cultur, Industrie!
Und Weisheit, die auf Erden frommt,
In Kinderschuhen schwerlich kommt.** Die göttliche Weisheit, deren Anfang Gottesfurcht ist, hat es mit den Kinderschuhen ausgetreten.
 Christkind.
Mit Schätzen reich beladen steh’
Ich hier und dich um Einlaß fleh’;
Nach ihnen graben Diebe nie,
Noch fressen Rost und Motten sie.
 Säculum.
Nun, was nicht Rost und Motte frißt,
Auch uns wol acceptabel** annehmbar. ist;
Doch wenn den Schatz kein Dieb begehrt,
Ist er wol kaum viel Groschen werth.** So redet das ungläubige Geldprozentum von den Gnadenschätzen.
 Christkind.
Blick auf das Kreuz, das ich auf mich
Zu nehmen bin bereit für dich;
Es tilgt die Schuld, die dich bedrückt,
Und du wirst schuldfrei und beglückt.
 Säculum.
Von „Schulden“ nichts im Buch ich find’,** Von Sündenschulden weiß das Jahrhundert der „Aufklärung“ nichts, und was Geldschulden anbelangt, da haben wir ja die Milliarden!
* solvent, d. i. zalungsfähig.

Ich bin solvent,* wie wenige sind;
Und ist ein Kreuz von Werth an sich,
Trag ichs als Ordenskreuz für mich.
 Christkind.
Ich zieh als König bei dir ein,
Und meiner Krone Schmuck ist dein;
Was hier als Dorn sich in sie flicht,
Wird dort zum Strahl vom ew’gen Licht.
 Säculum.
Von „dort“ steht nichts in meinem Buch,** Merk wol! den großen Unverstand in geistlichen Dingen, den Säculum hier und [9] im obigen Vers kund thut, wird es wol der Communalschule zu verdanken haben.
Und „Dornen“ gelten hier als Fluch,
Ja auch der „Kronen“ sind wir satt,
Zumal wenn eine Dornen hat.

Empfohlene Zitierweise:
: Zwei Feine Gleichnisse von der Weisheit dieser Zeiten zu Nutz und Frommen des lieben Christenvolkes mit einer Vorrede und Randglossen versehen. Abteilung II der Gesellschaft für innere Mission im Sinne der lutherischen Kirche, Nürnberg 1874, Seite 08. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Feine_Gleichnisse_von_der_Weisheit_dieser_Zeiten.pdf/8&oldid=- (Version vom 29.10.2017)