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Aether“ (und keine bei „mitbewegtem Aether“). Sind aber die beiden Gesammtdrehungen gleich für gleiche „Ortszeit“ der beiden Stationen, so erhält man (Helligkeitsdifferenz bei „mitbewegtem Aether“, aber) keine Differenz bei „ruhendem Aether“. Ob nun die eine oder die andere Art der Drehung thatsächlich stattgefunden hat, dafür kann es optische, oder allgemeiner elektrische, Prüfungsmittel aus logischen Gründen nicht geben. Erfordert wird vielmehr eine materielle (mechanische oder akustische) Sicherung oder Controle. Das Schema wäre dieses: die beiden Räder sitzen auf derselben Welle, die in der Mitte angetrieben wird; wir müssen dann für Phasengleichheit der beiden Enden einstehen können bis auf 1/10000 der Lichtzeit, welche der Länge der Axe entspricht.[1]

Was wir unter „elektrischen und magnetischen Mengen“ zu verstehen haben, bedarf noch einer Erläuterung. Es sind diess keine Begriffe, die neben unseren Gleichungen und unabhängig von ihnen in die Elektrodynamik eingeführt werden müssen. Sie ergeben sich vielmehr aus diesen Gleichungen als „Integrationsconstanten“. Die Gleichung I sagt aus, dass für jede, durch unveränderliche materielle Theilchen gehende, geschlossene Fläche das Flächenintegral von eine von der Zeit unabhängige Grösse ist; diese Grösse nennen wir die magnetische Menge innerhalb . Die Gleichung II sagt dasselbe bezüglich des Flächenintegrals von aus für eine in Isolatoren verlaufende Fläche und knüpft für eine beliebige Fläche die zeitliche Änderung dieser Grösse an die elektrische Strömung durch in der gleichen Weise, wie Flüssigkeitsinhalt mit Flüssigkeitsströmung verknüpft ist. Wir nennen diese Grösse die Elektricitätsmenge innerhalb . In den Definitionen beider Grössen ist aber stillschweigend vorausgesetzt, dass wir angeben können, was identische Zeitmomente in den verschiedenen Punkten der geschlossenen Fläche sind. Aus dem Vorangehenden folgt nun: Wenn wir identische Zeiten an verschiedenen Orten so definiren, dass die Lichtausbreitung gleichförmig wird gegenüber den Fixsternen (Zeit ), dann drücken sich Elektricität und Magnetismus aus als Flächenintegrale von und . Wenn wir identische Zeiten an verschiedenen Orten so definiren, dass die Lichtausbreitung gleichförmig wird gegenüber der Erde (Zeit ), dann drücken sie sich aus als Flächenintegrale von und .

Aus den Gleichungen, in welche I′, II′, III für übergehen, ergibt sich mittels (7):

(10)


  1. Auch dieses Verfahren hat natürlich nur einen Sinn, sobald wir sicher sein können, daß die Gesetze der Mechanik für die „allgemeine Zeit“ streng richtig sind.
Empfohlene Zitierweise:
Emil Cohn: Zur Elektrodynamik bewegter Systeme II. Verlag der Akademie (Georg Reimer), Berlin 1904, Seite 1409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zur_Elektrodynamik_bewegter_Systeme_II.djvu/6&oldid=- (Version vom 20.10.2019)