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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

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Kann das wohl, was du jetzt gethan,

     auf morgen dich bereiten?
Das Fest der Himmelfahrt begann,
     und wenn die Glocken läuten,
dann sollst im heil’gen Schauspiel du

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der Christus seyn! Schickt sich dazu

     dein freventliches Sinnen
     und teuflisches Beginnen?

Der jetzt verflucht, was heilig ist,
     anstatt zu Gott zu beten,

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soll heute noch als Jesus Christ

     vor fromme Laien treten?
Barmherz’ger Gott, schau gnädig drein,
und sieh nicht, wie sie dich entweih’n!
     Auf, Erwin, auf! und winde

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     dich aus dem Garn der Sünde!


Der Pater schläft. Ihm träumt, er wär’
     auf unbekanntem Steige,
und dunkle Nacht war rings umher,
     und Moor und Rohrgesträuche,

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und vor ihm lief ein Flämmchen hin,

nach diesem stand sein ganzer Sinn;
     es leuchtete im Dunkel
     wie feuriger Karfunkel.

Er haschte ohne Rast danach,

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     doch konnt’ er es nicht fangen,

und als ihm alle Hoffnung brach,
     da rief er voll Verlangen:

Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)