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ich das vergesse! Die Erinnerung meiner vorigen Zustände würde mir nur einen schlechten Gebrauch des gegenwärtigen zu machen erlauben. Und was ich auf itzt vergessen muß, habe ich das auf ewig vergessen?

7.

Oder weil so zu viel Zeit für mich verlohren gehen würde? – Verlohren? – Und was habe ich denn zu versäumen? Ist nicht die ganze Ewigkeit mein?“

8.

So Leßing.[1] Und ich setze sogleich, um den Ton nicht zu überstimmen, eine Stelle hinzu, die er in einer strengeren Gemüthsfassung schrieb:[2]


  1. Leßings Erziehung des Menschengeschlechts. Berl. 1780. §. 94.
  2. Leßings Leben und Nachlaß Th. 2. S. 243. In Einem seiner Briefe sagt er, daß er die kleine [170] Schrift über die Erziehung des Menschengeschlechts nicht apodiktisch, sondern gymnastisch geschrieben habe; worauf auch das Motto derselben aus Augustin deutet: Haec omnia inde esse in quibusdam vera, vnde in quibusdam falsa sunt. Zu Untersuchung dieses Wahren und Falschen, oder des Gewissen und Ungewissen Anlaß zu geben, war also des Verfassers eigentliche Absicht.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/169&oldid=- (Version vom 1.8.2018)