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ich, daß Offa ein beiname des Freâ bei den Angelsachsen, vielleicht auch in der nordalbingischen heimath war. die geschlechtstafel von Deira kennt Yffe als Uscfreâs sohn. die genealogie von Mercia macht Offa zum stammvater des Angengeât[1] oder Angeltheov[2]. in 2 hss. heißt Oppas vater Inglis, Ingil[3]. Inglis und Angeltheov führen auf Ingila oder Angila d. i. das einfache Ing, einen namen des Freâ (Freyr, Frô) zurück[4]. Flocwald und Folcwald, Offas nachkommen sind wiederum Freâhypostasen[5]. bekannt ist aber das mythische gesetz, nach welchem durch die verschiedenen glieder einer genealogischen reihe nur ein und dieselbe göttliche persönlichkeit vertreten wird[6]. es ist auf jeden fall beachtenswerth, daß in jenem winkel die denkmäler heidnischer vergangenheit sich häufen. Albersdorf ist berühmt durch seinen ‘götzenhain,’ wie das volk einen viereckigen von bäumen und felssteinen umzäunten raum von 8 ruthen länge und 4 ruthen breite auf einem von natur hohen platze nennt, den 2 von norden bis in die mitte des haines reichende steinreihen wieder in besondere abtheilungen zu scheiden scheinen. nach osten hin steht eine hünenkammer, in welcher Westphalen und Rhode einen Herthaaltar sehen wollten. daß wir hier einen opferplatz vor uns haben, ist bis in die neueste zeit angenommen (neunter bericht d. Schleswigholst. gesellsch. s. 15), doch scheint die dafür geltend gemachte rinne auf der oberen deckplatte kein werk von menschenhand und ist wol zu geringfügig, als daß sie zum abfluß des blutes eingegraben sein sollte. in jedem fall war die stelle im heidenthum altheilig. das denkmal selbst führt den namen ‘abenstêne’ (ofensteine). auch hier sollen die unterirdischen gehaust haben. jeder, der hinzukam, mußte zum wenigstens das erste mal etwas zurücklassen, wenn es auch nur ein


  1. Chronic. Saxon p. 332. Florentius 566.
  2. Chronic. Saxon. p. 33. 34.
  3. Kemble stammtafel der Westsachsen s. 32. 34.
  4. Freyr heißt Ŷngvi oder Ŷngvi-freyr s. myth. 320
  5. Kemble a. a. o. J. Grimm myth. 200.
  6. S. O. Müller prolegg. 271 fgg.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band III. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1855, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_fuer_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_III_Seite_080.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)