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Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV


texte zwei scenen abgebildet. die eine stellt den könig behelmt und mit einem kurzen schurzfell[1] bekleidet dar, der sich an die auf einem schiffe stehende lade des gottes Chons wendet. das schiff ist theilweise mit vorhängen verdeckt, am vordertheil und hintertheil befindet sich die büste des Chons mit seinem sperberkopf, in der hand den monddiscus tragend. zwölf priester tragen die heilige lade, zu jeder seite steht ein priester, und außerdem befindet sich im schiffe ein sphinxbild. – die andere darstellung zeigt die lade von 4 priestern getragen, vor ihr opfert ein priester räucherwerk.

Die mitgetheilte erzählung ist in hohem grade unserer aufmerksamkeit werth, als ältestes zeugniß für das besessensein. vgl. Matth. 6, 55. 8, 28–34. Marc. 5, 1–13. Luc. 8, 26–36. Matth. 9, 32–34. 10, 8. 12, 24 u. s. w. die ausführliche mittheilung dieses zeugnisses an diesem orte wird hoffentlich keiner entschuldigung bedürfen im hinblick auf die wichtige stelle, welche besessensein und teufelaustreiben noch immer im heutigen volksglauben bewahren, wohin sie durch die hexeninquisition den weg fanden.

Berlin.

W. MANNHARDT.



ÜBER VAMPYRISMUS.

Zu dem belehrenden aufsatz von Hanush über die vampyre (s. o. s. 197 fgg.) werde ich versuchen noch einige weitere beiträge zu liefern, die die forschung über den ursprung dieses glaubens zwar keinesweges schon zur entscheidung bringen, aber doch bereits uns den weg zeigen können, wie die untersuchung zum ziele zu führen sei. am stärksten fand ich den glauben an den vampyr unter den slavischen Kussuben in Westpreußen lebendig. man nennt ihn hier vieszcy d. h. der wissende, verkündende (ein beiwort, welches in altslavischer zeit dem vates zustand)[2] oder strys hexenmeister, zauberer[3]. die zwischen


  1. Vgl. Weiß, kostümkunde I, 46
  2. S. Hanush slavische mythologie 290.
  3. Strzyga, strzygonia heißt poln. hexe s. Mrongovius, Poln. D. [260] wb. 504, strzyz, strezyk stryzyk goldhähnchen, zaunkönig, trochilus, sizes goldhähnchen troglodyta, regulus. ich stelle der entscheidung kundiger anheim, ob der ortsname Strieß alt. Stryza, Stricza hiemit zusammenhängt. Herzog Sambor gesteht in einer urkunde april 15 1178 dem kloster Oliva: libertatem construendi molendina in rivulo, qui Stricza nominatur.
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Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/263&oldid=- (Version vom 1.8.2018)