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Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV


den Kassuben in Pommerellen angesiedelten Deutschen sagen dafür: Gierhals, Gierrach, Begierig oder Unbegier, seltener hört man den namen Blutsauger, noch seltener Vampyr. dieses wesen ist ein mensch, der mit zähnen auf die welt gekommen ist, oder einer, der mit einer glückshaube geboren wurde und dieselbe auf dem kopfe behielt. ein solcher trägt gleich bei der geburt einen rothen fleck am leibe, stirbt er, so behält die leiche ein rothes gesicht oder ihr bleibt das linke auge offen stehn. man sagt auch wohl, ohne jene umstände bei der geburt anzugeben, ein todter mit derartigen merkmalen sei voll groll gestorben. er lebt im sarge fort und zieht andere, zunächst seine familie, dann allmälich das ganze dorf ins grab nach sich. dies geschieht, indem er nachts an die betten tritt, sich neben die schlafenden legt und ihnen das warme herzblut aufsaugt. die leichen der getödteten findet man anderes tages frühe im bette und nur eine kleine bißwunde auf der linken seite der brust zeigt die ursache ihres todes an. hört das nachzehren nicht auf, so muß man den sarg aufgraben, der leiche durch spatenstiche das haupt vom rumpfe trennen und erde zwischen kopf und rumpf schütten. bei Putzig legt man das haupt zu füßen. man dreht auch wohl die leiche mit dem gesicht nach unten, und stopft ihr erde in den mund. andere mittel, um das wiederkommen des Vieszcy oder Gierrachs zu verhüten, gehen darauf hinaus, ihn im sarge zu beschäftigen. man giebt ihm z. b. einen strumpf oder dergleichen mit ins grab, dann reißt er jedes jahr eine masche auf.

Nicht gerne reicht man ihm ein netz aufzuknoten, denn das ist eine sehr qualvolle arbeit für den unseligen. dagegen legt man ihm geprägtes geld in den mund oder eine thon- oder ziegelscherbe; oder man streut den sarg voll


 wb. 504, strzyz, strezyk stryzyk goldhähnchen, zaunkönig, trochilus, sizes goldhähnchen troglodyta, regulus. ich stelle der entscheidung kundiger anheim, ob der ortsname Strieß alt. Stryza, Stricza hiemit zusammenhängt. Herzog Sambor gesteht in einer urkunde april 15 1178 dem kloster Oliva: libertatem construendi molendina in rivulo, qui Stricza nominatur.


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Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/264&oldid=- (Version vom 1.8.2018)