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als sie gerade auf eine wiese kam, wo haufen heu’s standen. such! verbarg sie sich in den kleinsten haufen. da kömmt der schwer schnaubende (vy-jachtoný) und ermüdete (dokonaný) werwolf an, wirft die haufen heu auf der wiese herum, so daß er seiner nicht mehr mächtig war, sondern nur noch sauste (fucan). er fluchte (law) daß es widerhallte. zuletzt aber spricht er, nun ist’s vergebens. sie betrog mich doch, denn in diesem kleinen haufen wird sie doch nicht sein, wie könnte sie sich auch darin verbergen. dem mädchen schlug das herz und furcht überwältigte sie so, daß sie kaum noch fühlte. der werwolf fluchte nochmals und ging voll gift und galle (rozjedovaný) davon.‘

Nach drei tagen kam ein könig in den wald, mittagmalte nach der jagd auf der wiese und ward durch seinen hund, welcher dem mädchen speisen zu dem heuhaufen bringt, auf dieses aufmerksam. von ihrer schönheit gefesselt, heirathet er sie. sie stellt nur eine bedingung, nie einen bettler über nacht im schloße zu lassen. nach einigen jahren glücklicher ehe gebar sie dem könig zwei söhne.

‚Einst schlich sich ein bettler in das schloß und bat, ihn über nacht da zu lassen. die pförtner versuchten, ihn wegzujagen, allein er bat so lange bis sie ihn ließen, besonders da er sagte, er werde und wenn es unter dem besen sein sollte (pod motlon) übernachten. die diener kamen nun überein, dem herrn davon nichts zu sagen. der bettler legte sich nieder. um mitternacht stand er aber auf, ging in das zimmer, wo die königssöhne schliefen, schnitt beiden den hals durch und legte das blutige messer seiner tochter unter das kissen – und verschwand (zkapan) aus dem schlosse.‘ –

Der könig verjagt nun seine frau und läßt ihr die beiden leichen um den hals binden. sie irrt umher, bis sie ein einsiedler trifft, der sie zu einer eidechse weist, die im munde ein kraut hat, womit sie den kindern die wunden bestreicht, worauf diese zum leben kommen. sie wohnt mit ihnen in einer verlassenen einsiedelei und zieht sie groß. auf einer jagd verirrt sich der könig im walde und muß in der einsiedelei übernachten.

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Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/231&oldid=- (Version vom 1.8.2018)