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8. HEINCHEN ALS SCHMIEDE.

Auch bei Nieda im Görlitzer kreise kennt das volk heinenhäuser und eine heinenmauer. oft sieht man kleine flämmchen aus diesen heinenhäusern aufsteigen. das kommt von den unterirdischen werkstätten der schlosser und schmiede, denn die heinchen sind fleißige und arbeitsame leute, die auch den fleißigen menschen zugethan sind. legt ein solcher etwas ihm eigenes, etwa einen knopf, einen pfennig, ein stückchen leinwand auf die feueresse der heinchen, so findet er am andern morgen auf jener stelle ein werthvolles gegengeschenk, ackergeschirr, bleche, messing-, kupfergeräthe. einem faulen und arbeitsscheuen menschen aber werden in solchem falle nur ausgebrannte kohlen oder schlechte schlacken zu theil.

Anmerkung. Zwerge sind schmiede und metallarbeiter. der schmied Wieland ist ihr könig (W. Grimm, heldensage s. 388). sie schmieden bekanntlich den nordischen Asen ihre waffen, den ackerbauenden Lausitzern (oder aber als mythologisirte Wendenschmiede) natürlich pflüge. in Schleswig-Holstein hören die bauern das schmieden der zwerge. ein bauer rief einst im vorüberreiten, sie sollten ihm doch ein neues messer machen. bei der zurückkunft fand er ein solches, aber die damit geschnittenen wunden waren unheilbar (Müllenhoff nr. 386). ob den metallgeschenken der lausitzischen heinchen eine besondere kraft zugeschrieben wird, habe ich nicht ermitteln können. daß die brodgeschenke der querxe talismane von familien werden, haben wir bereits gesehen.

Die sage gedenkt der heinchen mit einer gewissen großmüthigen wehmuth und vergilt so gewissermaßen im munde unsres friedlichen bauern, was die blutige mission deutscher krieger zur zeit der Ottonen an den heiden der Lausitz verschuldet hat.


9. DIE VENSMÄNNEL.

Lange bevor Ostritz gebaut war, lebten daselbst die vensmännel. die vensmännel (feensmännel) sind ein kleines gutmüthiges völkchen, welches früher in dem sogenannten Venusberge (Feensberg, Feensmännelberg) wohnte.

Wenn die Ostritzer bier brauen wollten, borgten sie sich von den vensmänneln die braupfanne; wenn sie dieselbe nicht mehr brauchten, setzten sie dieselbe auf den steg, der über die Neiße führt, wo sie dann von jenen wieder

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Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/221&oldid=- (Version vom 1.8.2018)