Seite:Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde - Band IV.djvu/173

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zwerg in den kellern und verließen der Oedenburg. man hieß ihn unter dem volke nur ’das Rothmäntele’ von seinem rothen mäntelchen, in dem er sich den leuten zeigte. rothmäntele kam oft ja fast alle tage herunter an den Neckar der unten vorbeiläuft um sich zu baden, ging allemal zur nämlichen stunde um mittagszeit herunter und wieder hinauf auf demselben wege in derselben furche eines weinbergs. Hirschauer wenn sie in ihren wiesen oder weinbergen arbeiteten sahen rothmäntelchen sehr oft, manchmal konnte man es sehen auf dem fahrwege den leuten die in den halden herum schafften zusehend, bei dessen anblick sie sich aber allemal versteckten. in Tübingen lebte ein mann, der kam öfters auf den Spitzberg vor sonnenaufgang. rothmäntelchen erschien ihm dann aus einem loch heraufsteigend und unterhielt sich einigemal mit ihm wegen eines schatzes, den es ihm unter gewissen bedingungen zu zeigen versprach. der schatz liege mitten im felde der Tübinger markung und sei schwerer als der Österberg. der mann solle das geheimniß des schatzes niemand verrathen. habe er aber den schatz gehoben so dürfe er ihn nicht in der heimath genießen, sondern er solle in apfelgrünem gefährt, gezogen von apfelgrünen pferden gen Wien fahren und ihn dort verbrauchen.


5. DAS HOJĀMÄNNLEIN.

     In der umgegend von Westhausen und Lauchheim ist das ’Hojāmändle’ allbekannt. wenn’s eine steig hinaufgeht und die zugthiere besonders ochsen und kühe herb thun, kommt hie und da das ’hojāmändle’ und bietet mitleidig sein gutes vorspann an und hilft dann glücklich hinauf. es ist ein ganz kleines untersetztes männlein in gewöhnlicher kleidung. für seinen dienst läßt es sich aber nachher gut bezahlen. dem bauer wird sein vieh schrecklich geplagt und schauerlich zugerichtet und zuletzt fällt es im stalle nur um und ist todt. darum hat man das Hojāmändle nicht gern und leute die ihm schon gerufen mußten ihren muthwillen theuer büßen. um sich aber vor ihm zu verwahren soll man so oft das vieh ausgetrieben oder angespannt wird sagen:

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/173&oldid=- (Version vom 1.8.2018)