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die Sammlungen Ehrenberg’s in Nubien und Abyssinien, Cienkowski’s 1848 und 1849 aus Fasogl und Kordofan mitgebrachte Pflanzen, und W. Schimper’s Sammlungen in Simen 1850 und Agau 1854) für den angehängten Katalog der Arten der gesammten Nilländer auch die vorläufige Uebersicht seiner eigenen Sammlungen benutzt werden, da dies Werk erst im Februar 1867 ausgegeben wurde. Die Bestimmung und Vertheilung der mitgebrachten ausgezeichnet conservirten Pflanzensammlungen bildete natürlich in der zweiten Hälfte des Jahres 1866 und im Jahre 1867 den Hauptgegenstand der Thätigkeit des Reisenden; bei dieser Gelegenheit wurden auch die von Dr. Steudner 1860–1862 in Abyssinien, Sennaar und Kordofan (Arraschkol) gesammelten Pflanzen geordnet und bestimmt. Die neuen Dikotylen-Arten beider Sammlungen sind unter dem Titel „Novae species aethiopicae“, 36 an der Zahl, Z. B. G. 1868, 651 beschrieben. Diese Zahl neuer Arten erscheint verhältnißmäßig gering wegen der Arten-Armuth der von S. zuerst besuchten nubischen Küstengebirge und wegen der großen Uebereinstimmung des allerdings sehr pflanzenreichen Gallabat mit der Vegetation der niederen Landschaften des von dem verdienstvollen W. Schimper so fleißig ausgebeuteten Abyssiniens. Andere phytographische Arbeiten, zu welchen die Bearbeitung seiner Reise S. Veranlassung gab, sind die Abhandlung „über die Akazien des Nilgebiets“ (Linnaea N. F. I. 309) und: „Zur Geschichte der Pferdebohne der Westindischen Neger“ (Canavalia ensiformis D. C.) Z. B. G. 1868. 199. Verf. weist darin nach, daß die Pflanze und die abergläubischen Vorstellungen über ihre, die übrigen Kulturen vor Diebstahl schützende Kraft (weshalb sie in Jamaika Overlook genannt wird) aus Afrika importirt sind, da er selbst Beides in Matamma antraf, wohin sie von den dort herrschenden aus Darfur stammenden Takruri gebracht wurden. Ferner übernahm Dr. S. die fromme Pflicht, den auf die Nilländer bezüglichen botanischen Nachlaß des 1866 verstorbenen, trefflichen Reisenden Theodor Kotschy herauszugeben, welche „Reliquiae Kotschyanae“, durch zahlreiche Beiträge des Herausgebers vermehrt, durch die Freigebigkeit des für die Botanik begeisterten Kirchenfürsten, Erzbischof Dr. Haynald von Kalócsa, mit schönen Tafeln ausgestattet, 1868 in Berlin erschienen sind. Eine Biographie Kotschy’s, von seinem Bruder, dem Pastor Oskar Kotschy in Bystrzyc bei Jablunkau in Oestr. Schlesien verfaßt, wird seinen Verehrern eine willkommene Gabe sein.

Ein pflanzengeographisch-physiologisches Resultat dieser Reise ist in dem Z. E. II. 411 abgedruckten Vortrage: „Ueber den Einfluß der Nordwinde auf die Vegetationsverhältnisse des Rothen Meeres und sein Niveau“ niedergelegt.

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 565. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_565.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)