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eigene Superiorität doch leicht bei jeder Gelegenheit wieder hervorbrechen, und bei der kürzlich projectirten Besetzung einer Universität in Peking durch fremde Professoren kam es zur Sprache, daß die Mitglieder der Han-Lin-Akademie von ihren europäischen Collegen nur zu erfahren wünschten, in welcher Weise diese letzteren die wissenschaftlichen Principien, die sie früher aus dem chinesischen Ursitz der Gelehrsamkeit erhalten hatten, in ihrer Weise verändert (oder entstellt) haben dürften. Das jetzige Völkerrecht ist seiner natürlichen Entstehung nach auf staatliche Verschiedenheit berechnet, die innerhalb desselben Culturkreises durch gleiche Anschauungen geeinigt wird. Schon die wünschenswerthe Assimilation des Orients als gleichberechtigtes Mitglied der Civitas maxima, dem man im Anfang des Jahrhunderts nur eine Co-Existenz zugestehen wollte, machte (1856) einige Schwierigkeit. Die Türken tragen indeß noch das einfache Gepräge kaum seßhaft gewordener Nomaden, die zwar die ungläubigen Christen verachteten, so lange sie dieselbe durch Waffenmacht zu bezwingen vermochten, die aber jetzt, wo das Kriegsglück sich gewendet hat, staunend und verwundert zu der höheren Civilisation Europa’s emporschauen, während China dieselbe kaum eines Blickes würdigt.

Skatschkof berichtet über die geographischen Kenntnisse der Chinesen, Knowlton über die Bevölkerung China’s, Beccari über den Handel, Champion über chinesische Industrie[WS 1] und Künste, Bickmore über seine Reise von Canton nach Hankheu, Lamprey über Ausflüge in der Umgegend von Peking, und weitere Beiträge liefern Loch, Jaillard, Nevius, dann David, Wylie und John, Lepissier u. s. w. Pumpelly’s Beschreibung seines mehrjährigen Aufenthaltes mit Nachrichten über die chinesischen Kohlenminen ist erschienen, und eine belehrende Arbeit über China ist von Girard zusammengestellt. Williamson erforschte die Mandschurei von Mukden aus, und Markham unternahm von Tschifu aufbrechend, seine Reisen in Schantung; Comte de Rochechouart besuchte Schansi, Meadows befuhr den Sungari, Alabaster den Kaiserkanal nach Tsching-kiang, Michie den Yangtsekiang zur Untersuchung der Stromschnellen bei I-tschang, Oxenham begab sich durch Petschili und Honan nach Siang-jang am Han-kiang in Hupe, Whyte berichtet über seine Reise von Thientsin nach Kiachta, Martin bestätigt den veränderten Lauf des Hoangho. Elias beschreibt die Verwüstungen in Folge des Dammbruches, und von Lungmenkau bis Nanschan schien der Gelbe Fluß das Bild jener ungezähmten Fluthen zu bieten, die den Kaiser Yao zur Annahme seines in der altchinesischen Geschichte so hoch gefeierten Gehülfen Shun veranlaßte. Jetzt wird man einen solchen wohl bei den Fan-Kwai suchen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Industie
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_517.jpg&oldid=- (Version vom 19.7.2020)