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ausgehende Vermessung (in späterer Verzweigung) von Palmer vollendet, die directe Linie von New-York nach San Francisco aber bereits dem Verkehr übergeben. Schon seit länger versah eine Wagenpost die Beförderung auf diesem Wege, aber unter steten Gefahren von Seiten der Indianer, die die Stationen verbrannten, die Zugthiere raubten, die Hirten scalpirten, die Waaren plünderten, was Mc. Clure anschaulich beschreibt (Three thousand miles through the rocky Mountains). Jetzt legt man den Weg von Newyork über den Evans-Paß nach San Francisco innerhalb sieben Tage (3257 Meilen) zurück, für dessen rasche Vollendung die Anwendung chinesischer Arbeiter nicht ohne Einfluß war und bereits denkt man an die Verwirklichung der Projecte einer nördlichen und südlichen Pacific-Bahn. Es waren zuerst die Mormonen, die, von ihrem Glaubenseifer geleitet, die steinige Wüste betraten, die auf der Flucht vor den „Heiden“ deren Schrecknissen trotzten und immer weiter dem Pfade nach Westen folgend, zum Salzsee gelangten, dessen todte Umgebung sie durch ihr Bewässerungssystem in ein gartenreiches Mesopotamien verwandelten. Fremont hatte die Wege nach Californien geöffnet, das bald durch seine Metallausbeute einen nach Osten drängenden Strom von Auswanderern herbeizog, und im Jahre 1857 war durch die Veröffentlichung der von dem Congresse angeregten Explorationen die geographische Kenntniß des Zwischenlandes erschlossen.

In der nordamerikanischen Union schwillt der Keim einer neuen Weltentwickelung, einer Geschichtsgestaltung, die Europa in die Stellung des Orients zurückzudrängen droht. Die spielende Leichtigkeit, mit der man dort die in dem verflossenen Riesenkampfe aufgehäufte Schuldenlast abzuschütteln beginnt, zeigt die Unerschöpflichkeit der aus der Blüthe nationalen Wohlstandes gespeisten Quellen, wo sich dieselbe in voller Ueppigkeit auf einem noch ungebrochenen Boden entfalten kann, und der Deutsche wird das Wachsthum des transatlantischen Nachbarstaates um so aufrichtiger begrüßen, da ihre in frischer Jugend erstarkende Nationalität auf der germanischen, als sicherstem Stützpfeiler ruht.

Die geographische Literatur der Vereinigten Staaten ist reich, denn dort bleibt auf allen Seiten zu thun, bald die neuen Staaten zu beschreiben, bald die Beschreibung der älteren zu vervollständigen, bald neu zu beschreibende zu projectiren. Besonders wichtig zeigen sich dort die ethnologischen Verhältnisse und sind in Bezug auf deutsche Einwanderung von F. Kapp besprochen, in Bezug auf Acclimatisation von Carlier und Mc. Gregor Allan, auf Neger und Weiße von Latham, auf die Indianer von Catlin und Boller, auf die in Idaho eingewanderten Chinesen von Kirchhoff. Kohl giebt, auf einer langen

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 506. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_506.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)