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nördl. Br. bis Ende Juli an der Kante des schweren Eises hin, bis endlich am 1. August der Versuch durchzubrechen mit Erfolg gekrönt wurde, und der Kurs westlich gerichtet werden konnte. So langte das Schiff nach einigen Hindernissen am 5. August bei 3 Faden Wasser an der Südseite der Sabine-Insel an. Hier wurden Beobachtungen angestellt, und am 10. August die Fahrt nordwärts fortgesetzt, die jedoch bei 75° 31′ nördl. Br. vor der Barrière des fest zusammenhängenden Land- und Meereises ein Ende fand. Die Erwartung, daß Stürme das Eis zerreißen würden, erfüllte sich nicht, vielmehr bildete sich schon um Mitte August junges Eis, das bald nur mit Dampf durchbrochen werden konnte. Unter solchen Umständen wurde nach Durchforschung der Shannon-Insel am 13. September an der Südseite der Sabine-Insel der Winterhafen bezogen. Das Schiff wurde zum Winterquartier eingerichtet, am Lande zwei Observatorien gebaut, das eine für magnetische, das andere für astronomische und meteorologische Beobachtungen, vor Eintritt der Winternacht auch noch zwei Schlittenreisen nach dem Innern unternommen. Mit dem Wiedererscheinen der Sonne wurden Anstalten zu einer großen Schlittenreise nach Norden getroffen, und diese nach Mißglücken eines ersten Versuchs in der Zeit vom 24. März bis 27. April in’s Werk gesetzt. Hierbei wurde ein Küstenstrich von über 150 Seemeilen aufgeschlossen und mappirt, der noch nie von Europäern betreten wurde. Der nördlichste Punkt wurde am 15. April bei 77° 1′ nördl. Br. und 18° 50′ westl. Lg. erreicht, ein Berg von etwa 1500 Fuß Höhe bestiegen, von welchem aus sich nach Osten hin eine unübersehbare Eisfläche zeigte, die den Eindruck machte, als wäre sie für die Ewigkeit gebaut. Im Mai wurden noch zwei Schlittenreisen ausgeführt, die eine zur Ardencaple Einfahrt, die andere zu geodätischen Zwecken, doch bereitete das anhaltende Thauwetter immer größere Schwierigkeiten. Schon sah man nach Osten hin nur noch Wasser, während das Schiff noch im Eise fest lag, das erst am 10. Juli sich mit demselben in Bewegung setzte und es am folgenden Tage aus seinen Fesseln entlassen mußte. Nachdem nun noch eine Bootfahrt zu dem von Clavering beschriebenen Eskimodorfe, dessen verlassene Hütten in der That gefunden wurden, gemacht war und der ethnologischen Sammlung nicht unbedeutenden Ertrag geliefert hatte, ging die „Germania“ am 22. Juli endlich wieder nach Norden hinauf. Als man bis 75° 29′ dicht unter Land gekommen war, stand das Schiff wieder vor derselben Eisschranke, die ihm schon im vorigen Sommer ein Ziel gesetzt hatte. Von einem etwa 500 Fuß hohen Berge sah das Auge nach Norden und Osten nur Eis, gerade wie es auch Clavering schon im Jahre 1823 fand. Ohne Aussicht, weitere Entdeckungen im Norden machen zu können, wurde beschlossen nach Süden zu steuern, um wo möglich in einen der dort sich erstreckenden Fjorde einzudringen. Einer dieser Fjorde erwies sich in jeder Beziehung großartig durch seine Länge, Verzweigungen und die ihn umrahmenden Berge, konnte aber keineswegs bis zu Ende verfolgt werden, da ein Fehler am Dampfkessel des Schiffes immer dringender zur Heimkehr mahnte. Unter einem Gletscher ging die „Germania“ vor Anker, ihre Gelehrten bestiegen diesen und die nächsten Berge und constatirten, daß noch weit gewaltigere Höhen tiefer im Innern lagen, sowie daß der Fjord endlos weiter ging. Auf

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 477. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_477.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)