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dort jeden Ausblick auf das Meer verdeckten, niemand gedacht[1], bis im September 1867 ein der Gegend durch seine amtliche Stellung in hohem Grade kundiger Mann, Herr P. Borit, Oberingenieur des Straßenbaues im Wilajet Trabizon, gerade in jenen, bisher nur in den hinüberführenden niederen Paßstellen besuchten Bergzügen einen Höhenpunkt aufgefunden hat, auf den ihm alle erforderlichen Merkmale zu passen schienen[2]. Dieser Gipfel, für den er leider nicht einmal einen heut üblichen Specialnamen mittheilt, liegt unweit südlich der großen Straße von Gümüschchane nach Baiburt und Erzerum, wo sie die Wasserscheide zwischen dem Charschut und Tschoruk in dem 1900 Meter (circa 6000 Fuß) hohen Wawug-Dagh (Wawer bei Strecker) auf durchaus fahrbarem Wege überschreitet; seine Meereshöhe schätzt Borit auf 2400 Meter (7600 Fuß), so daß ihm allerdings der gerade nördlich vorliegende noch 600 Meter höhere Karakapán-Dagh, über welchen die gewöhnlichste der Sommerstraßen zwischen Trapezunt und Erzerum führt, in dieser Richtung jeden Blick auf die Küstengegend völlig verdeckt; dagegen zeige sich etwas mehr rechts über das Dorf Wesernik hinweg in dem nördlichen Gebirgszuge eine tiefe spaltartige Einsenkung, die wohl einen Durchblick auf das Meer gestatten könne, wenn sie nicht, wie gerade damals, mit Nebeln erfüllt sei: nur in nordwestlicher Richtung, das lange Charschut-Thal abwärts (also in einer Entfernung von 15–16 deutschen Meilen) habe er wirklich das Meer zu erblicken geglaubt[3]. Der Gipfel, dessen nördliche und westliche Abhänge noch mit Tannenwald bedeckt sind, besteht aus hartem porphyrähnlichen Gestein; größere Bruchstücke desselben sind zu einem in der Mitte noch etwa 2½ Fuß hohen kreisförmigen Haufen von 30 Fuß Durchmesser gesammelt, umgeben von kleineren 5–6 Fuß hohen, 4–5 Fuß Durchmesser haltenden Steinkegeln; beim Abräumen einzelner Theile fanden sich darunter Bruchstücke grober rother und schwarzer Thongefäße, wie sie noch jetzt im Lande üblich sind; ähnliche kleinere Kegel, häufiger noch halbkreisförmige,


  1. Vergl. diese Zeitschr. Bd. IV. S. 535, 540.
  2. Wir heben aus dem französisch geschriebenen Memoire, welches er der Redaction dieser Zeitschrift zu übersenden die Güte gehabt hat, nur die auf Autopsie beruhenden Thatsachen und Ansichten heraus, da manche weitere Ausführungen und namentlich die Vermuthungen des in der literarischen Abgeschiedenheit seines Wohnortes auf veraltete Hülfsmittel, wie Kinneir (1813) beschränkten Verfassers über die vorangehenden Theile des Rückzuges durch Hocharmenien jetzt, besonders nach Strecker’s Untersuchungen, für den Leser kein Interesse haben können.
  3. Au fond de laquelle je me semblais voir la mer. Au nord une échancrure basse des monts – couverte de brouillards. – So unbestimmte Aussagen sind wenig geeignet die Ueberzeugung auch nur von der Möglichkeit der Identität des gesuchten Punktes hervorzurufen.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 457. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_457.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)