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Kirgisenstamm waren, durch das Zusammenwohnen unterworfener Stämme mit denselben zu erklären sein werden.

Herr v. Maltzan, als Gast anwesend, gab sodann einen Ueberblick über seine bisherigen Reisen in Nordafrica und Arabien. Hauptobject der Studien desselben waren Archäologie und Epigraphik, namentlich phönicische. Daneben beschäftigten ihn überall die Erscheinungen des modernen Völkerlebens. In Nordafrica ruht die moderne arabische Kultur auf nationalberberischem Grunde; in compacten Massen sitzen die Berbern noch in Marocco und Algerien, weniger dicht und oasenhaft in Tunis und Tripolis; zwischen ihnen wohnt das Volk, welches wir Araber zu nennen gewohnt sind, das aber kaum zum fünften Theil sich echter Abstammung rühmen darf, sondern aus mehr oder weniger arabisirten Berbern besteht. Auf diesem Boden begann vor 18 Jahren der Reisende seine Thätigkeit mit einer Reise durch die Provinzen Algier und Oran, auf welcher er die damals noch ganz arabische Stadt Masuna im Daragebirge besuchte. Ein Versuch, in das Innere von Marocco einzudringen, mißlang ihm damals; er mußte sich begnügen, einige Küstenstädte dieses Landes kennen zu lernen, wandte sich darauf nach Spanien und kehrte nach Algerien zurück, um die östlichen Theile desselben zu durchwandern. Hier besuchte er u. a. Tebessa mit seiner merkwürdigen, ganz aus römischen Bauresten von den Byzantinern zusammengeflickten Citadelle und Lambessa, dessen römische Häuser, Tempel, Basiliken noch heut fast unversehrt dastehen, drang dann über Biscra in die Wüste ein und durchzog sie bis Tuggurt, wo er Gelegenheit hatte, der Anlegung von Oasenbrunnen seitens der Eingeborenen beizuwohnen und die Wasserfülle zu constatiren, die in der Tiefe des Wüstenbodens verborgen ist. Nun folgte eine Reise durch Tunis, welche beständig den Römerroutiers mit ihrem Netz von Ruinenstädten und Hochstraßen nachging. Im Jahre 1858 gelang es dem Reisenden endlich, von Suèra (Mogador) aus, nach Marocco zu kommen. Es geschah unter dem theuer erkauften Schutz eines Heiligen, der ihm zwar eine Audienz beim Kaiser verschaffte, nicht aber verhindern konnte, daß er für die übrige Zeit seines Aufenthalts im Judenviertel confinirt wurde. Hierauf führte er unter der Maske eines Magrebi (Algeriers) seine Reise nach Mecca aus, bei welcher er die Kaaba mit ihrer heiligen Umgebung erschauen und alle Gebräuche der Pilgerfahrt aus eigner Erfahrung kennen lernen konnte. Reiche Ausbeute an phönicischen, karthagischen, egyptischen Alterthümern gewährte eine Reise nach Sardinien, und ebenso erfolgreich war die im October 1868 nach Tunis unternommene, welche zahlreiche Denkmäler phönicischer Epigraphik zur Kenntniß des Reisenden brachte. Der Vortragende schloß mit einer Mittheilung seiner neuesten Reisepläne. Hiernach gedenkt derselbe, angeregt durch das von ihm jetzt edirte Manuscript Adolf v. Wrede’s, welcher Hadramaut in Arabien durchforschte, demnächst ebenfalls nach letzterem Lande aufzubrechen, um dort die östlich von Hadramaut liegenden Gebiete von Mahrah und Garah europäischer Wissenschaft zu erschließen.

Herr Dümichen gab zu den von Herrn v. Maltzan auf Sardinien vorgefundenen, theils echt egyptischen, theils den egyptischen nachgebildeten Alterthümern einige Erläuterungen. Jene Alterthümer stammten wahrscheinlich aus früheren Zeiten als es scheine; über das Alter aber der Verbindungen zwischen Egypten und Sardinien könne man auch aus egyptischen Denkmälern sich Aufschluß erholen.

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_382.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)