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Menge unwahrer Dinge enthält, besonders aber ganz falsche Preise für die Schiffsbedürfnisse angiebt, so daß unser Capitän dadurch leider sehr irre geführt worden ist. Es ist auf den Inseln Nichts gut und billig zu haben, selbst Trinkwasser ist sehr theuer und sehr salzig, und zum Kochen völlig unbrauchbar. Auch alle europäischen Artikel haben kolossale Preise, da sie durch den Zoll unmäßig vertheuert werden. So kostet ein Pfund ganz ordinärer Seife (für die Feuerleute und Kohlenschaufler) etwa einen Schilling, da der Zoll ebenso hoch ist als der ursprüngliche Preis, die Flasche Sodawasser 8 Pence, die Flasche Bier 3 Schilling etc.




Deutsche Colonisation in Palästina.
Jaffa, Ende Mai 1870.

Etwas älter als ein Jahr sind die ersten Anfänge einer Colonisation in Palästina, die, von Deutschen unternommen, wohl das Interesse ihrer Landsleute in Europa erwecken kann. Sie geht aus von einer religiösen Secte, dem „Tempel“, der besonders in Würtemberg Verbreitung hat, wie denn auch in sämmtlichen Colonien der schwäbische Dialect dem Besucher entgegenklingt. Ueber die religiösen Anschauungen dieser Leute etwas zu sagen, ist hier nicht der Platz: uns interessirt das Statistische, ihr materieller Zustand.

Schon beläuft sich die Zahl der unter norddeutschem Schutze stehenden Ansiedler auf nahe 200 Seelen, die fortwährenden Zuzug erfahren. Das Unternehmen beruht auf solider Basis; denn die Colonisationskasse des „Tempels“ enthielt schon im September 1869 fast ¼ Million Franken, zu 9 Zehntheilen Einlagen der Mitglieder, die ihr Vermögen auf diese Weise anlegen. Der Untergang zweier früheren Colonien, einer deutschen in Samunieh bei Nazareth und einer amerikanischen in Jaffa, deren Mittel unzulänglich waren, hat die Theilnehmer dieser zweiten Unternehmung gewitzigt: man nahm zuerst Bedacht auf Beschaffung hinreichender Geldmittel, dann auf Auswahl gesunder Ortslagen. An vier Orten haben sich bis jetzt Anhänger des „Tempels“ niedergelassen, in Jerusalem, Beirut, Haifa und Jaffa.

Ihre Zahl beläuft sich in Jerusalem auf circa 25 Seelen, bis auf 3 Familien von zusammen 10 Personen lauter ledige Handwerker, die in der Stadt zur Miethe wohnen. Den Nutzen dieser Schlosser, Schneider, Schuhmacher, Sattler, Tischler, Drechsler u. s. w. sowohl für die 190 europäischen Bewohner der heiligen Stadt, als für die zahlreichen Reisenden wird jeder ermessen können, der einmal bei eintretenden Defecten in seiner Ausrüstung einem arabischen Arbeiter in die Hände gefallen ist.

In Beirut befindet sich eine gleiche Zahl dieser Leute wie in Jerusalem, davon 5 Handwerker, der Rest Dienstmädchen, stets in festem Zusammenhange mit ihren Landsleuten.

Die größte Anzahl aber sitzt bei Haifa, an 70 Personen stark, die meist dem ackerbauenden Stande angehören. Diese Ansiedlung ist erst im Werden begriffen; ihr Anfang datirt aus dem September des vorigen Jahres. Für die

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_375.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)