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Tedā knüpft, und berühre mit Absicht nur die von Barth gesammelten Elemente.

Die große Aehnlichkeit vieler Wörter der Tedā-Sprache mit den gleichbedeutenden des Kanuri ist unwiderleglich; doch der Werth dieser Aehnlichkeit[WS 1] ist sehr verschieden. Zur richtigeren Würdigung dieser Verwandschaft scheinen mir vor Allem etwas mehr Anhaltspunkte über Alter und Ursprung beider Sprachen, über die historische Entwicklung des Kanuri, über die Priorität und Wesentlichkeit der parallelen Ausdrücke erforderlich. Schon eine oberflächliche Betrachtung der verwandten Ausdrücke lehrt, daß die der Tedā-Sprache sehr häufig die ursprünglichen waren. So erscheinen viele Hauptwörter derselben im Kanuri mit dem Vorschlage „k,“ wie: algi (Teda) = k-algū (Kanuri) (k-ulgū), Tobe; aṅker (T.) = k-eṅgeri (K.), männlich; éferi (T.) = k-abéllo (K.), Händeklatschen; égeri (T.) = k-āgil (K.), Ambos; illi (T.) = k-ālu (K.), Gras, Gemüse; érdi (T.) = k-érdi (K.), Feind, Heide; uṅgo (T.) = k-úṅgu (K.), Wunde. Oder mit dem Vorschlage „ṅ“ oder „iṅ,“ wie: gai (T.) = ṅ-gē (K.), Kochtopf; gali (T.) = ṅ-gilla (K.), gut, schön; oder andere Kanuri-Wörter sind aus dem Tedā zusammengezogen, wie ṅgúmmo (K.) entstanden ist aus gódomo (T.), Kinn; oder endlich wir finden im Tedā die Wurzel für beide parallele Ausdrücke; wie z. B. sich für tómái (T.) und timmi (K.), Zahn, die Wurzel im Tedā-Wort te-kūn, Elfenbein, findet.

Vom Zeitwort „kommen“ ist im Kanuri nur der Imperatif „are“ übrig geblieben, während die Tedā-Sprache es ganz bewahrt hat in „yar-n-eri.“

Viele Ausdrücke sind augenscheinlich später aus dem Kanuri direct eingeführt. Die Bornaui schritten in lebendiger Bewegung voran, erzeugten neue Bedürfnisse und neue Ausdrücke, welche dann nach und nach den Tedā, welche auf ihrer Civilisationsstufe stehen blieben, übermittelt wurden.

Auf der andern Seite lehnen sich viele Wörter der Tedā-Sprache deutlich an das Alt-Egyptische. Die Zeitwörter sind fast ohne Ausnahme zusammengesetzt aus der eigenthümlichen Wurzel und einer Endung, welche fast identisch mit dem alt-egyptischen Hülfszeitwort „iri“ ist. Ebenso ferner erinnern die persönlichen und Besitz anzeigenden Fürwörter sehr lebhaft an diese Muttersprache. Ich weiß nicht, ob richtig ist, was Barth sagt, daß die Bildung der persönlichen Fürwörter in einer sich entwickelnden Sprache, wie von unwesentlichen Elementen, erst relativ spät zu Stande kommt. Meinem unphilologischem Gemüthe will das nicht recht einleuchten. Thatsache ist, daß sie keinerlei Verwandtschaft mit den entsprechenden Kanuri-Wörtern manifestiren. Auch die Zahlwörter haben keinen klaren Zusammenhang


  1. Vorlage: Aehnlickkeit
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_304.jpg&oldid=- (Version vom 5.7.2016)