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letzter Reise (von 1865) ausgeführt hat, verkleinert zu copiren brauchte. Habe ich auch Herrn v. Scheda auf das bevorstehende Erscheinen dieser Arbeit in den Denkschriften der k. Wiener Akademie aufmerksam gemacht (welches aus hier nicht zu erörternden Ursachen sich ungewöhnlich verzögert hat), so kann ich doch den Wunsch nicht unterdrücken, daß diese Benutzung meiner Karte nach einem uncorrigirten Probeabdruck (dieß ergiebt sich aus manchen kleinen, nur mir bemerkbaren Anzeichen), den wohl die den Stich ausführende k. k. Hof- und Staatsdruckerei an das k. k. militärisch geographische Institut überlassen haben mag, nicht zu einer Veröffentlichung der reducirten Copie vor der Veröffentlichung des Originals geführt hätte, – ein Umstand, der natürlich auch die k. Akademie nicht hat gleichgültig lassen können, – daß wenigstens die Entlehnung des Gesammtresultats einer ebenso mühsamen und zeitraubenden wie undankbaren Arbeit, die Referent nur als Ehrensache übernommen hatte, in irgend einer Weise öffentlich wäre anerkannt worden[1].

Wie rein mechanisch übrigens die Benutzung dieser Karte bei der Reduction, ohne Zurückgehen auf den Text, erfolgt ist, beweist ein auffallendes Beispiel. Um die in der früheren Reise des Herrn v. Hahn (von 1858) mitgetheilten, aber in den beigegebenen Kartenskizzen des Majors Zach nur sehr unvollkommen dargestellten Details über die Gegend zwischen Skoplje und Prischtina besser zu verwerthen und wenigstens deren wichtigsten und am meisten entstellten Theil zu rectificiren, habe ich der neuen Karte eine etwas weitere nördliche Ausdehnung gegeben, als streng genommen die Erstreckung der neuen Routiers forderte; so


  1. Ein ähnliches Schicksal ist einer mit der obigen eng zusammenhängenden Arbeit, die mir in den letzten Jahren den größten Theil meiner Zeit und unendliche Mühe gekostet hat, der noch unveröffentlichten Neubearbeitung meiner Karte der Europäischen Türkei in 4 Blatt, gleichzeitig widerfahren. Schon vor mehreren Jahren hatte ich, damals freilich nicht ahnend, wie lange die Vollendung des Kupferstichs, theils durch Schuld der Arbeiter, theils durch immer neu sich aufdringende Bereicherungen und Berichtigungen des Materials, sich hinausziehen würde, – also etwas vorzeitig die zuerst im Stich vorgerückten beiden südlichen Blätter, welche die größte Fülle neuer Thatsachen enthielten, vertraulich an Herrn Petermann in Gotha mitgetheilt; es war mir also natürlich etwas empfindlich, daß ihre Ausbeutung in der neuen Generalkarte der Europäischen Türkei im sogenannten Stieler’schen Atlas lange Zeit vor der Veröffentlichung meiner Original-Arbeit und selbst meiner im Stich allzu langsam fortschreitenden Generalkarte, ohne irgend einen Vermerk der erfolgten Benutzung unter das Publikum kam. Von eben dieser Karte nun läßt sich Herr Petermann durch Herrn Prof. v. Hochstetter bezeugen „er habe sie (auf seiner Reise im Sommer 1869) fast vollständig richtig gefunden und es sei ihm interessant zu wissen, welches Material bei ihrer Bearbeitung vorgelegen habe“ (Mitth. 1869. S. 470) und läßt durch Herrn v. Sydow eben dafür „sein bekanntes Combinationstalent“ rühmen (Mitth. 1870. S. 71) ohne diese Lobsprüche bei ihrem Abdruck in seiner Zeitschrift durch irgend eine den wahren Sachverhalt aufklärende Bemerkung zu begleiten. Es ist dies ein Fingerzeig, wie vorsichtig man in Mittheilungen solcher Art sein muß, um nicht selbst die Priorität und die Ehre der Autorschaft, die einzige Belohnung für aufgewendete Jahre mühseligster Arbeit, verbunden mit nie zu ersetzenden Geldopfern, stillschweigend einem Anderen zugeschrieben zu sehen. Die nordöstlichen Theile dieser Gothaischen Karte (Bosnien und Serbien) folgen übrigens unbedingt dem Scheda’schen Vorbilde und theilen deren oben gerügte Fehler, – ein Beweis, wie weit ihr Autor sich der Mühe einer kritischen Durcharbeitung des Materials überheben zu können glaubte.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_277.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)