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Brüste hatten, während die reiferen Frauen eine volle aber nicht unschöne Brust zeigten.

Ich will hier nur kurz erwähnen, daß wir von dem Capitaõ während unseres viertägigen Aufenthalts in seinem Dorfe gut verpflegt wurden, daß wir mit ihm und seinen Leuten jagten und fischten und daß ich so Gelegenheit hatte, auch über ihr Psychisches, ihre Sitten, Gewohnheiten und ihre Sprache einige Erfahrungen machen zu können.

Wie lange die Cayapos schon in diesem Dorfe wohnten, wußte Niemand von ihnen, auch der Capitaõ nicht; der alte Cazique erinnerte sich nur, daß die Cayapos einst auch ein Dorf am Tieté gehabt hätten. Augenblicklich waren an 150 Männer, Weiber und Kinder im Dorfe wohnhaft.

Der Capitaõ hatte nur geringe Macht über sie; sie gehorchten ihm wohl meist, wenn er sie rief oder schickte, doch thaten sie auch öfter als hörten sie ihn nicht; mehr ergeben schienen sie dem alten Caziquen. Von Strafen wegen Ungehorsams habe ich nichts gesehen. Sie haben ihr früheres herumschweifendes Jägerleben aufgegeben oder aufgeben müssen, da ihnen der frühere sehr große Jagdgrund mehr und mehr von den brasilianischen Viehzüchtern genommen wurde, und sind so jetzt nur noch auf im Verhältniß zu früher kleine, von der Regierung ihnen angewiesene Ländereien beschränkt; aber auch diese sind immer noch einige Quadrat-Meilen groß, und jagd-, fisch- und fruchtreich genug, um ihnen fast ohne Arbeit ein materiell sorgenfreies Leben zu garantiren, namentlich da sie auch, des warmen Klimas wegen, keiner Kleider bedürfen.

Sie besitzen nichts als ihre ärmlichen Lehmhütten, ohne Haus- und Küchengeräthe, ihre noch ärmlicheren Waffen und einige Matten. Sie kennen bis heute noch nicht die Gewinnung und Bearbeitung von Metallen, sie leben noch jetzt in der Stein- oder, wie Herr Dr. Bastian treffend bemerkte, in der Holzzeit, denn ihre Waffen sind meist von festem, schweren Holze, wie Keule und Bogen und die Pfeilspitzen meist von der kieselharten Schale des Bambus, oder von hartem, mit Wiederhaken versehenem Holz oder auch von scharfgeschliffenen Knochensplittern. Feuerstein-Pfeilspitzen fand ich bei ihnen nicht, habe aber in der Provinz St. Paulo, näher der Küste zu, wo andere, weiter entwickelte Indianer-Stämme, wie die Guaianazes, gewohnt hatten, künstlich zurechtgeschlagene Feuersteinpfeilspitzen und auch Steinäxte gesehen; sie werden noch jetzt zuweilen von den Brasilianern bei den Arbeiten auf dem Felde gefunden.

Ihr Schmuck, den namentlich Frauen tragen, besteht in Ketten

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)