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und gaben davon den Männern und Frauen, die um uns herumstanden; sie benahmen sich dabei bescheidener, als ich erwartet hatte, wurden bald zutraulicher und brachten uns der Eine Zuckerrohr, der Andere in Asche geröstete Bataten, die uns nach der anstrengenden Reise köstlich mundeten; dann hörten wir auch vom Capitaõ[WS 1], daß einige Männer den Tag vorher einen großen Tapir gejagt hätten und heute großer Festtag sei, weil Alle an der Beute Antheil hätten, wenn ein großes Wild getödtet wird.

Der Capitaõ[WS 1] ließ Holz in unsern Schuppen bringen um für die Nacht – es war im August und noch brasilianischer Winter – Feuer machen zu können, und begab sich dann in seine Hütte, um uns Essen bereiten zu lassen. Ich sah mir während der Zeit die physische Beschaffenheit der Cayapos näher an.

Die Männer waren alle wohl genährt, wenige, wie der Cazique und Capitaõ, über mittelgroß – über 5 Fuß 6 Zoll – von runden, wohlproportionirten Formen und besonders starker, hochgewölbter Brust. Ihre Farbe war ein helles Kupferroth, ihre Haut weich, ihr Haar schwarz, struppig und tief in die kleine, schmale, niedere Stirne gehend, so daß diese kaum zwei Finger breit bis zu den Haarwurzeln maß. Ihre schräg nach Innen geschlitzten Augen, ihre stark vorspringenden Backenknochen, ihr dünner Bartwuchs gaben ihrem Gesicht einen stark mongolischen Ausdruck. Einige sahen wild, scheu und stupide, Andere wieder verschmitzter und gutmüthiger aus. Tätowirt war Niemand, wohl aber Einige im Gesicht und am Körper mit rother und schwarzer Farbe bemalt, und nur wenige Aeltere hatten sich die Unterlippe durchbohrt, um durch dieses Loch bei der Jagd den scharfen Pfiff des Tapir nachahmen zu können.

Als einer bemerkenswerthen Eigenthümlichkeit erwähne ich noch ihrer[WS 2] großen Zehen, die wohl um zwei Linien kürzer waren als der zweite Zeh und ihrer überhaupt kurzen und dicken Zehen, wodurch ihr Fuß, der sonst schön gewölbt war, ein etwas plumpes Ansehn bekam. Schon auf der Reise zu ihnen waren mir ihre Fußspuren mit den kurzen, dicken Zehen aufgefallen, die die Brasilianer daran auch sogleich als „rastos de Indios“ zu erkennen pflegen; auch bemerkte ich, wenn mehrere gewandert waren, daß meist einer hinter dem anderen gegangen und einer in die Fußspuren des anderen getreten war.

Von den Frauen hätte ich nur noch zu erwähnen, daß auch sie wohlgenährt, meist mittelgroß – 5 Fuß – waren, daß die Jüngeren feste, kleine, etwas spitzig zur Brustwarze und nach Außen zulaufende


  1. a b Vorlage: Capitõa
  2. Vorlage: hrer
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_247.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)