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uns entluden. Durch den Mangel an absorbirfähigem Boden im Gebirge geht auch kein Tropfen für die Flußthäler verloren. Die Sandsteinfelsen füllen ihre natürlichen Reservoirs und leiten den Rest in die Flüsse. Hatten wir doch nach einem scheinbar sehr mäßigen Regenfalle das Schauspiel, die Flußthäler Tao’s, Enneri Dommādo und Dausāda, in fließende Gewässer verwandelt zu sehen. Einen herrlichen, überwältigenden Anblick muß Enneri Zúar mit seinem Tage langen Verlaufe innerhalb des Gebirges, mit seinem breiten, dicht mit Bäumen und Büschen bewachsenen Bette abgeben, wenn es sich in einen rauschenden Strom verwandelt.

Jährlich gehen eine große Anzahl Esel, Ziegen, Schafe durch die plötzlich daherrollenden Wassermassen zu Grunde, und selbst die Kameele erliegen nur allzu oft dieser Wohlthat der Natur. Doch die Menschen verdanken dem nicht seltenen Regenfalle und den zahlreichen natürlichen Cisternen der Sandsteinfelsen das herrlichste Trinkwasser im Ueberfluß.

Oestlich vom Gebirge zu Bardaï, hatten wir während des Monats August eine durchschnittlich niedrigste Temperatur von 21°–23° C. und eine durchschnittlich höchste von 40° C., während das Hygrometer sich zwischen 50°–70° bewegte. – Regen fiel hier wider mein Erwarten nur zwei oder drei Mal in Gestalt weniger Tropfen. Dies wunderte mich um so mehr, als ich die täglich in Tao von Osten und Südosten kommenden Regenwolkenmassen mit der gerade statthabenden Regenzeit in Bornu in Verbindung zu setzen geneigt war.

Der vorherrschende Wind war während der ganzen Zeit meiner Reise der Ost-Passat, der, wie erwähnt, selbst wenn lokale Bedingungen einen andern Wind erzeugten, im Zuge der Wolken erkennbar war. – Seine Stärkeverhältnisse wechselten wesentlich. Während vom südlichen Fezān ab bis zu den Bergen von Afāfi, die in der Mitte zwischen dem Tummo- (El War-) Gebirge und Tibesti liegen, der Wind mit der Sonne stieg und fiel, folgte von Afāfi bis zum nördlichsten Thale Tu’s ein starker Nachtwind, der allmählig aus dem schwachen Tagwinde anschwoll. So lange wir uns dann am westlichen Abhange der Central-Kette aufhielten (Tao-Zúar), folgte die Stärke des Windes wieder der Sonne, und östlich vom Gebirge (Bardaï) zeichneten sich die Morgen durch Windstille aus, während die höchste Stärke in die Zeit des Sonnenuntergangs und zuweilen in den ersten Theil der Nacht fiel.

Außergewöhnliche Stände des Aneroïd-Barometers, das leider bei meinem Uebergange über das Gebirge seine Dienste versagte, habe ich nicht beobachtet. Es hielt sich bei der Regelmäßigkeit der Winde mit sehr unbedeutenden Schwankungen auf der durch die Erbebung

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_236.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)