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wenden. So blieb ihnen nur Bardaï, denn nach Wadjanga, obgleich ihnen ebenfalls nahe und reich an Datteln, gehen sie sonderbarer Weise nicht.

Haben sie in Bardaï oder einem der anderen genannten Länder einen kleinen Wintervorrath von Datteln eingelegt und gegen Geld, oder Chām, oder Ziegen oder Schafe, wenn es ihre Mittel erlauben, einen kleinen Vorrath von Getreide (Weizen oder Ksob) eingetauscht, so gehen sie wieder nach Hause und leben von diesen Vorräthen, so lange keine Regengüsse die Milchsecretion ihrer Ziegen begünstigen und Samen die Burékkeba erzeugen. Gegen den Sommer hin sind ihre bescheidenen Vorräthe aufgezehrt, und sie wenden sich in traurigem Kreislauf wieder der harten Dūmfrucht und dem Hunger zu.

Was einen andern Factor in der Modificirung der menschlichen Natur betrifft, das Klima, so habe ich natürlich nicht lange genug im Laude Tu geweilt, um die Elemente desselben genügend zusammen stellen zu können. Doch ist es offenbar ein äußerst gesundes. Die seinen Breitegraden entsprechende Hitze wird durch die Nähe des Gebirges, durch die Erhebung über dem Meeresspiegel gemildert. Der Boden ist trocken, und wenn er durchaus nicht fruchtbar genannt werden kann, so ist er dafür um so freier von allen in heißen Ländern Krankheit erzeugenden Elementen, speciell der Malaria. – Ein so continentales Land, wie Tibesti, mit so spärlichem, jährlichem Regenfalle, mußte auch ein excessives Klima haben, d. h. einen bedeutenden Unterschied zwischen Tag- und Nachttemperatur und einen sehr hohen Psychrometer-Unterschied.

Es war mir vergönnt, sowohl zu Tao, als auch zu Bardaï während der Monate Juli und August regelmäßige meteorologische Beobachtungen anzustellen, von denen jedoch die zu Bardaï gemachten keinen wissenschaftlichen Werth beanspruchen können. Zu Tao war die durchschnittliche höchste Temperatur, welche um 2 Uhr Nachmittags statt hatte, 37.8° C. und die durchschnittlich niedrigste, die Morgens vor Sonnenaufgang eintrat, 25°.1 C. Der höchste Psychrometer-Unterschied betrug 22°.0 C., und der niedrigste 5°.4 C., jener durchschnittlich um 4 Uhr Nachmittags constatirt, dieser Morgens nach Sonnenaufgang oder ausnahmsweise bei eintretendem Regen. Das Hygrometer Saussure hielt sich meist ziemlich niedrig, fiel bis zu 20°0, stieg aber auch bei regnigtem Wetter bis zu 77°.7. Letzterer fehlte von der zweiten Hälfte des Juli ab nicht und trat stets mit dem in den oberen Regionen herrschenden Ost-Passate ein. Aus welcher Richtung der Wind auch local wehen mochte, allmittäglich stiegen im Osten, Nordosten oder Südosten jenseits des centralen Gebirges dichte Massen von Regenwolken auf, die sich nicht selten theilweise über

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_235.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)