Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 205.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
VIII.
Das Ende der dritten Northern Territory-Expedition.
Mitgetheilt von H. Greffrath.


Ich schloß meinen letzten Bericht über die dritte Northern Territory-Expedition im IV. Bande S. 454 ff. dieser Zeitschrift (1869) mit der Meldung, daß die südaustralische Regierung den Schooner Gulnare, befehligt vom Capitän Sweet, am 29. Juni vorigen Jahres von Port Adelaide aus nach Port Darwin mit Proviant u. s. w. hatte abgehen lassen. Der Schoner erreichte am 5. August Coepang auf Timor, wo er eine Woche lang liegen blieb, theils um auf die Ankunft der Post zu warten, theils um Ziegen, Buffalos und Schafe für die Expedition einzunehmen, und traf, nach einer weiteren Fahrt von 12 Tagen, endlich am 24. August an seinem Bestimmungsorte ein. Die Gemüsesendung, zumal die Kartoffeln, kam sehr erwünscht, da sich bereits Symptome von Scorbut eingestellt hatten, die aber nun bald wieder verschwanden.

Die Gulnare, welche am 28. September die Rückreise antrat, lief am 15. November in Port Adelaide ein und brachte außer dem Surveyor-General Mr. G. W. Goyder noch zehn Feldmesser und andere Beamte, so wie 24 Arbeiter zurück. In Port Darwin selbst verblieben im Ganzen 101 Personen, welche unter den Befehl des Arztes, Dr. Peel, gestellt wurden und die, nach bestimmten Instructionen des Mr. Goyder, allerlei Bauten, wie Hafenanlagen, Straßen u. s. w., ausführen sollten.

Der Surveyor-General hat der südaustralischen Regierung seinen officiellen Bericht vorgelegt, der, wie sich erwarten läßt, viel Interessantes darbietet[WS 1], und ich werde im Nachfolgenden nicht blos aus demselben, sondern auch aus anderen mir vorliegenden authentischen Nachrichten das Wichtigste zusammentragen.

Mr. G. W. Goyder hat seine Aufgabe in der kaum glaublich kurzen Zeit von sieben Monaten – am 2. Februar traf er mit seiner Gesellschaft in Port Darwin ein und am 28. September verließ er den Platz – ausgeführt[1], und hat ein Areal guten Landes vermessen,


  1. Daß Mr. Goyder dies ermöglichte, lag zunächst darin, daß die Gesellschaft aus lauter von ihm selber ausgewählten und im Buschleben wohl erfahrenen Kernmännern, picked men, bestand, welche das unbedingteste Vertrauen in ihren Führer hatten und ihm mit Liebe und willigem Gehorsam anhingen. Keine Spur von irgend [206] einer Subordination kam vor, an der doch die erste Northern Territory-Expedition unter dem unwürdigen Colonel Finnis so reich war. Dann aber war es auch große Klugheit, daß Mr. Goyder das sogenannte Mileage-System einführte. Darnach fixirte er das Quantum Arbeit, welches die verschiedenen Abtheilungen pro Tag zu verrichten hatten, was sie darüber leisteten wurde extra bezahlt. So wurde das objective Interesse mit dem subjectiven vortheilhaft in Verbindung gebracht.
  1. Vorlage: darbietes
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_205.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)