Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 196.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Weges wieder mehr südlich in das eben verlassene Hochthal hinein lenken, und hatte endlich hier, wo er am Durchbruch durch eben jene Kette den Fluß von Kedj, oder wie er hier genannt wurde, Kil-chor, wieder erreichte, endlich den für diese Jahreszeit in Balutschistan ungewöhnlichen Anblick fließenden Wassers in einer natürlichen Rinne. Die östliche höhere Fortsetzung des Hochthals dagegen zwischen denselben in der gleichen ONO.-Richtung fortlaufenden Bergketten, welche den landschaftlichen Namen Kolwa führt, hat kein fließendes Wasser, wohl aber reichlichen Regen, dessen Abfluß in tieferen Thalbetten durch künstliche Dämme zurückgehalten wird, um Wasservorrath für die trockene Jahreszeit zu gewähren. Statt der Reisfelder und Dattelhaine von Kedj fand man hier im Hochlande neben bedeutendem Getreidebau vorherrschend Viehzucht, namentlich Rinder, Ziegen und Schafe mit Fettschwänzen. Die meist wenig bedeutenden Ortschaften, alle mit befestigten Residenzen der einzelnen Häuptlinge, lagen hier zu beiden Seiten des Thales längs des Bergfußes. Der östlichste und höchstgelegene Theil des langen Thalzuges, welchen der Reisende nördlich zur Seite ließ, führt den Namen Muschki, und hat wieder lebendiges Wasser, welches aber seinen Lauf nicht in der Richtung des Hauptthales, sondern die südliche Kette durchbrechen, zu dem von seiner Mündung her bekannten temporären Flusse Hingol nimmt; es führte, da wo Roß es passirte, den Namen Djau-chor nach dem nächstgelegenen Dorfe. Dann wurde nach Uebersteigung einer Bergreihe[1] und Passiren der hochgelegenen öden Ebene von Arra, die als Ostgrenze von Mekrān angesehene SSW-NNO streichende Gebirgskette erreicht, über welche der einzige beschwerliche Paß der ganzen Route führte, und zwar östlich nach Bela hinab, wie es schien viel tiefer, als man von Westen her angestiegen war. Auch hier hat sich, wie an so vielen durch ihre Naturform auffallenden Stellen des iranischen Landes, die Volkssage von Ferhâd’s Liebe zur schönen Schîrîn angeheftet; sie schreibt die Durchbrechung der Gebirgsmauer zum gangbaren Passe dem Helden Ferhâd zu und benennt ihn nach einem in der Paßhöhe vorhandenen Teiche Laki kumbi Schîrîn, „Paß des Teiches der Schîrîn.“

In Bela, dem Hauptorte des südöstlichsten Balutschengebietes, der Grenzprovinz gegen Britisch-Indien, war der Reisende wieder auf bekanntem Boden und schließt daher hier seinen Bericht. Dagegen


  1. Ich weiß nicht, ob dafür der Name Darûn, den ich nach p. 65 des Berichtes auf die Karte gesetzt habe, richtig ist, denn p. 77 steht dafür Droon, und auf der Kartenskizze des Verfassers, die freilich besonders nachlässig lithographirt ist, gar Broon.
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_196.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)