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nebst einer zahlreichen Menge von Pilzen, Baumschwämmen und Flechten beherbergt.

Die Culturpflanzen des Gebiets sind 1) Sirch (Sorghum vulgare), welches in zahlreichen, durch Färbung, Gestalt und Größe des Korns verschiedenen Formen gezogen wird. Auffallend ist die erstaunliche Zeitdauer, welche die Mehrzahl derselben bis zu ihrer völligen Reife bedarf. In Gallabat rechnet man 5–6, hier 9 volle Monate von der Aussaat bis zur Ernte. Ende April wird gesäet, und die Ernte beginnt Anfangs December, wenn die Regenzeit ihr Ende erreicht hat, und für 4–3½ Monat völliger Trockenheit weicht. Dabei erreicht der Sirch eine Höhe von nie unter 15 Fuß, ja an einigen Stellen sogar bis zu 20 Fuß, während sein Schaft rohrartig verholzt und allgemein zu Zäunen etc. verwandt wird. Manche Exemplare sind auch insofern zweijährig, als sie nach dem völligen Absterben beim ersten Regen wieder Achselknospen aus den Wurzeln treiben. Solche läßt man stehen und erntet von ihnen zum zweiten Mal. Eine Auflockerung des Bodens findet nicht statt, auch die Natur sorgt nicht dafür, da der reine Humus meist zu wenig Thon enthält, um in tiefe Risse zu spalten (wie häufig im südlichen Nubien), und dann vermöge des rasch in die Tiefe dringenden Regens von unten aufzuquellen. Vielleicht ist dies die Ursache des langsamen Wachsthums. Der Eingeborene hat indeß Arbeit genug während der ersten 2–3 Monate, um das wuchernde Unkraut zu entfernen. Manche geben sich beim Feldbau viele Mühe und pflanzen sogar dicht zusammengesäete Exemplare einzeln um. 2) Zuckerhirse (Sorghum saccharatum) Ankolib des Sudan, von welcher oft auch außer dem zum Kauen bestimmten Mark das Korn geerntet wird. 3) Duchn (Pennicillaria). 4) Telebūn der Araber, Tokusso der Abyssinier (Eleusine coracana), ein schlechtes Brod gebend, und im Niām-Niām-Lande, wo Sirch fehlt, das Hauptgetreide ausmachend. 5) Mais von mittelmäßiger Güte. 6) Sesam in außerordentlicher Menge als Nahrungsmittel, weniger zur Oelbereitung dienend, da der Lulu die Einwohner hinreichend mit Fett versieht. 7) Tabak (und zwar Nicotiana rustica) mit kleinen derben Blättern, welche an und für sich scharf und stark narkotisch, durch festes Zusammenstampfen im Holzmörser und zu kleinen nur schwer zu zerbröckelnden Kugeln gepreßt, einen um so stechenderen Geschmack beim Rauchen erzeugen. 8) Kürbisse und Flaschenkürbisse, auch ab und zu Wassermelonen in großer Menge auf allen Feldern. 9) Erdnüsse (Arachis) und Erderbsen (Voandzeia) werden im großen Maaßstab gebaut. 10) Dioscoria alata mit handförmig gefingerten Knollen von vorzüglichem Geschmack, hier und da angepflanzt. 11) Vigna Catjang, mittelmäßige Bohnen, welche unter das Korn gesäet werden

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_121.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)